Unerwartetes Wiedersehen I

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Eine Woche waren sie jetzt auf See gewesen und immer noch kein Anzeichen von irgendwas. Die Männer wurden langsam ungeduldig und Haudrauf bezweifelte den Sinner Mission bereits selber. Hicks war nicht aufzufinden. Scheinbar waren sie ins Leere gefahren. Auf der Berserkerinsel hatte man ihnen keine Auskunft über einen jungen Wikinger, der auf einem Nachtschatten ritt. Eine Anordnung von Dagur. Die Berserker verheimlichten Etwas, es sich aber mit Gewalt zu holen, wäre sehr dummgewesen, immerhin betrat Haudrauf die Insel eines anderen, was einer Kriegerklärung gleichkam. Und dann noch jemandem zu drohen, obwohl man eins zu 15 unterlegen war? Nur ein Wahnsinniger würde auf die Idee kommen, da einen Kampf losbrechen zu wollen.
Jetzt waren sie wieder auf See. Ihre Vorräte konnten sie zwar auf der Berserkerinsel auffüllen, aber langsam drängte man zur Rückfahrt nach Berk. Bald würden die Drachenangriffe wieder starten und dann bräuchte man jeden einzelnen Wikinger. Niemanden konnte man entbehren. Es war wichtig, dass das ganze Dorf während dieser Zeit zusammenhielt. Haudrauf wusste das. Er konnte nicht seinen Willen den über der anderen stellen. Er müsste irgendwann dem Druck seiner Männer nachgeben und den Kurs gen Heimat setzen. Nur noch einen Tag wollte er auf See warten, dann würde es wieder nach Berk gehen.
„Haudrauf? Kotzbacke wird langsam nervös. Die anderen wissen immer noch nicht, warum wir so weit von Berk nach nichts suchen." Grobian meldete sich, als Haudrauf von unter Deck hervorkam und auf das offene Meer schaute. „Gib mir noch einen Tag, wenn wir dann nix finden, setzte ich den Kurs wieder gen Berk und dann hat sich die Sache gegessen. Hicks ist nicht hier draußen. Scheinbar haben die Händler doch zu viel erzählt.", warf er zurück und übernahm das Steuer. Astrid hatte mittlerweile das Kommando über ihr Schiff Fischbein übergeben, um mehr bei Haudrauf sein zu können. Sie wollte mehr über die merkwürdige Mission erfahren und als diese Worte fielen, erschrak sie fast. Haudrauf hatte es sofort gehört.
„Du kannst raus kommen, Astrid. Ich habe dich schon bemerkt." Er hoffte, dass sie es nicht den anderen erzählen würden, denn die Wikinger von Berk hatten das Bild eines Verräters im Kopf, wenn sie an Haudraufs Sohn dachten. „Es...es tut mir leid, aber ich wollte wissen, worin unsere Mission besteht. Ich weiß nicht...es tut mir leid." Astrid trat aus ihrer Ecke hervor direkt unter Haudraufs Augen. Das Oberhaupt von Berk war zwar nicht sehr erfreut darüber, dass sie eben das Gespräch zwischen Grobian und ihm mitgehört hatte. Ändern konnte er an der Situation auch nichts.
„Und Astrid, bist du jetzt zufrieden?", kam eine etwas harsch gestellte Frage von Haudrauf. Die junge Wikingerin fühlte sich gerade nicht sehr wohl in ihrer Haut und wollte sich am liebsten wie ein flüsternder Tod in der Erde vergraben.
„Ich wollte nicht lauschen, aber es gab da so eine Vermutung von Fischbein, der sagt, dass wir auf der Suche nach Hicks sein würde um den Krieg zwischen den Drachen und uns zu beenden." Sie sagte es eher genuschelt als klar, aber Haudrauf verstand. „Der junge Ingermann ist echt ein gewitzter Kerl.", mischte sich Grobian ein, bevor das Oberhaupt etwas sagen konnte. Mit einem giftigen Blick wurde der Dorfschmied angeschaut und ihm signalisiert, dass seine Intervention nicht erwünscht war.
„Ja, wir suchen nach Hicks. Vielleicht kann er wirklich diesen Krieg beenden. Immerhin kämpfen wir seit 300 Jahren gegen die Drachen. Unser Dorf ist schwach und ausgelaugt, das müsste selbst dir nicht entgangen sein." Astrid nickte. Immer mehr Wikinger wurden alt und konnten nicht mehr gegen die Drachen kämpfen, die gleichzeitig immer mehr wurden. Bald schon würden sie gar nichts mehr ausrichten können.
„Und du willst, dass Hicks, der Verräter...ich meine dein Sohn uns hilft. Immerhin hat er mit etwas gebrochen, womit nie ein Wikinger gerechnet hat. Er hat Freundschaft mit einem Drachen geschlossen." – „Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ob er ein Verräter ist, oder nicht. Er hat einen Weg gefunden, mit den Viechern zu leben und das werden wir uns auch zu Nutze machen. Ob du willst, oder nicht." Das war Haudraufs letztes Wort.
Astrid hatte nichts Weiteres mehr zu sagen. Die Vermutung von Fischbein hatte sich bestätigt und sich mit einem Verräter zu verbünden grenze selbst an Verrat. Wie konnten sie nur? Aber Astrid fasste sich wieder. Haudrauf hatte Recht. Das Dorf stecke in großen Schwierigkeiten und wenn sie bald nicht etwas tun würden, würde es Berk schon bald nicht mehr geben. Vielleicht war es richtig, Hicks zu suchen, wenn sie ihn denn nur finden würden.
Hicks war auf einem Kontrollflug mit Ohnezahn unterwegs. Zwei Nachtschatten, die Seite an Seite flogen. Das machten sie mehrmals in der Woche. Zwar hatten diese Flüge ihren Nutzen, schließlich musste abgesichert werden, dass die Drachenklippe ein Zufluchtsort für Drachen bleibt, aber sie genossen es auch sehr, zusammen etwas zu unternehmen. Früher, als Hicks sich noch nicht verwandeln konnte, hatte Ohnezahn ihn immer getragen. Jetzt war es zur Gewohnheit geworden, dass Hicks als Nachtschatten neben ihm her flog. Das machte den Drachen froh, denn bisher waren sie noch nie auf einen Artgenossen gestoßen. Ohnezahn betrachtete so zu sagen Hicks als eine Art Ersatz dafür. Dann fühlte er sich nicht so alleine und der junge Wikinger machte ihm gerne den Gefallen. Aber auch dem Nachtschatten war nicht entgangen, dass es in Hicks Leben einige Änderungen geben würde.
„Sage mal, Hicks, läuft da was zwischen der Berserkerin und dir?" Hicks war erst ein wenig verlegen, aber schließlich nickte er: „Ja, da läuft was. Sie ist wirklich wehr nett. Wir verstehen uns gut." Er lächelte ein wenig, dann richtete er seinen Blick wieder nach vorn.
„Du magst sie?" – „Ja, Ohnezahn. Sie mag mich...aber was ist das da vorne?" Der Nachtschatten war ein wenig verwirrt. „Hicks jetzt lenkte bitte nicht vom Thema ab." – „Nein, da vorne ist was." Der Nachtschatten richtete seinen Kopf nach vorne und dann sah er es auch. Es waren zwei Schiffe am Horizont zu sehen. Zwei Schiffe, die er noch nie hier gesehen hatte.
„Was wollen die hier. Hoffentlich sind es keine Drachenjäger." – „Wenn dem so ist, Ohnezahn, werden wir ihnen einen gebührendem Empfang bereiten." Mit diese Worten beschleunigte Hicks und preschte auf die beiden Schiffe zu. Immer näher kamen sie und langsam konnte er erkenne, woher sie kamen. Doch im gleichen Moment hätte er sich gewünscht, er würde sich irren. Es waren tatsächlich Schiffe von Berk. Was suchten sie so weit draußen auf dem Meer? Die kamen doch sonst nicht hierher. Hicks musste sich das näher ansehen. Irgendwas führten die doch im Schilde. Man konnte den Berkianern nicht trauen. Zumindest hatte er mal gehofft, dass er mit Ohnezahn den Frieden zwischen Drachen und Menschen bringen konnte. Besonders Astrid und ihre Art blieben ihm in Erinnerung. Eigentlich wollte er sie nicht sehen, aber was diese Schiffe hier auch suchten, sie waren gefährlich nah an der Drachenklippe und dass sie sie entdecken würden, käme für Hicks nicht in Frage.
„Hicks, warte doch mal auf mich." Ohnezahn hatte mittlerweile wieder aufgeholt. Der Nachtschatten zog mit Hicks gleich und schaute ihn fragend an.
„Was ist, so habe ich dich lange nicht mehr gesehen." – „Ohnezahn, das sind Berkianer. Du weißt schon. Mein alter Stamm." Ohnezahn ahnte, was jetzt kommen würde. „Hicks sollten wir nicht Abstand gewinnen. Ich kann förmlich sehen, wie deine Anspannung steigt." Aber sein gegenüber lehnte ab: „Nein. Sie sind eine Gefahr für die Drachenklippe und deswegen müssen wir sie von hier verscheuchen.", argumentierte Hicks und nahm noch einmal an Geschwindigkeit zu.
Ohnezahn nickte. Ihm gefiel es zwar nicht sehr, aber Hicks hatte recht. Die Drachenklippe durfte nicht entdeckt werden. Nur diejenigen, die sich dem Schutz der Drachen verstanden, durften von ihr wissen. Dann ging Hicks in den Tiefflug. Es trennten ihn nur wenige Meter zwischen der Wasseroberfläche und seinen Schwingen. Er begann Gas in sein Maul zu laden. Ein Warnschuss, um den Wikingern zu zeigen, dass sie hier nicht erwünscht waren.
Dann löste sich das Plasma aus seinem Maul und ein blaues Geschoss flog neben eines der Schiffe und schlug ins Wasser ein. Eine Fontäne spritzte und bedeckte das Deck des Schiffes. Die Wikinger waren sofort alarmiert und holten ihre Waffen. Sofort konnte Hicks sehen, das sie Katapulte mit an Bord hatten. Es würde härter werden, als er gedacht hatte.
Ohnezahn hatte sich derweil das zweie Schiff vorgenommen. Er feuerte ebenfalls einen Warnschuss neben den Bug, sodass das Wasser nur so spritzte. Die Wikinger feuerten ihre Katapulte ab, doch die Geschosse trafen nicht ihr Ziel. Sie versuchten es mit Pfeilen und Bögen, aber da war Ohnezahn schon außer Reichweite.
Sofort setzte Hicks nach und schoss einen zweiten Plasmaball. Dieses Mal nicht als Warnschuss. Er feuerte direkt auf den Mast. Holz splitterte und ein Knarzen verriet, dass der große Mast des Schiffes nicht mehr lange halten würde. Sofort hatte Hicks einen zweiten Plasmaball abgefeuert und das Konstrukt stürzte zur Seite ins Meer. Mehrere Wikinger wurden unter dem Segeltuch vergraben.
Plötzlich sah Hicks ihn. Es war Haudrauf, der den Gegenangriff lenkte. Neben ihm eine zur Frau herangereiften Astrid Hofferson. Sie sah immer noch ein wenig aus, wie vor 5 Jahren. Ein bisschen hatte sie sich schon verändert. Aber Hicks attackierte weiter.

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