Kapitel 39

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Ein Jahr später

"Bryan steh endlich auf!", schrie ich zum dritten Mal.

"Jaha!", rief er nur zurück, worauf ich die Augen verdrehte und nach Brandon schaute, doch in dem Moment ging seine Zimmertür auf.

"Du bist ja noch immer nicht fertig", war ich genervt.

"Auch dir guten Morgen, Kleines", murmelte er und verschwand im Badezimmer.

"Ihr beide macht mich verrückt", regte ich mich auf und ging mir einmal durch die Haare.

"Trotzdem hast du uns lieb!", schrie Brandon vom Bad aus, wobei ich nur schmunzelte und in mein Zimmer ging.

Ich schnappte mir meine Tasche und wollte direkt wieder rausgehen, jedoch begann mein Handy zu klingeln und ich wusste nicht, wo es war. In der Tasche war es nicht, auf dem Bett genauso und so langsam bekam ich eine Krise. Heute lief wirklich alles schief und dafür hatte ich ehrlich gesagt keine Nerven, da ich sonst zu spät kam. Am Ende fand ich es unter dem Bett und ich hatte wirklich keine Ahnung, was es da unten zu suchen hatte. Ohne nachzuschauen, wer es war, nahm ich schließlich ab und hielt es mir ans Ohr.

"Was?", fragte ich in einem genervten Ton.

"Ame wo bist du verdammt?!", schrie Rose in den Hörer, worauf ich erneut mit den Augen rollte.

"Bin gleich da", antwortete ich und schnappte mir die Autoschlüssel.

"Beeil dich!", forderte sie mich wütend auf und ich ging schon die Treppen runter.

"Zehn Minuten", versicherte ich ihr und verließ das Haus.

Nachdem ich in Frankreich war, hatte ich mir als erstes vorgenommen Kickboxen zugehen, da ich mich selbst wehren wollte und nicht mehr so hilflos sein wollte. Auch dort war ich auf Rose zugestoßen und eigentlich hatte ich sie nicht einmal angesprochen, eher hatte sie mich die ganze Zeit voll gelabert und wollte nicht mehr aus meiner Seite weichen. Oft war ich von ihr genervt, naja ich war sehr genervt von ihr, da sie nie ihren Mund halten konnte, doch nach einem bestimmten Punkt hatte ich mich an sie gewöhnt und ehrlich gesagt, hatte ich dieses verrückte Mädchen ins Herz geschlossen und somit war sie meine beste Freundin.

Als die Kickboxen Phase bei mir vorbei war, brauchte ich eine Arbeit, jedoch hatte ich genau da Schwierigkeiten, denn ich wusste nicht, was ich machen wollte. Ich hätte in der Firma meiner Mutter arbeiten können, was die Zwillinge jetzt weiterführten, aber es war nicht etwas, was ich wollte. Den ganzen Tag vor dem Schreibtisch sitzen und sich mit Papierkram beschäftigen, klang einfach nicht nach Amelia. In derselben Lage war auch Rose, weshalb wir beide lange überlegt hatten und am Ende hatten wir uns dazu entschieden ein kleines Café zu eröffnen, was nur uns beiden gehörte.

Seit fast drei Monaten hatten wir dieses Café und es lief sehr gut. Da Rose nicht so kreativ beim Namen auswählen war, hatte sie mir die Entscheidung überlassen, weshalb ich mir für café espoir entschieden hatte. Die Übersetzung hieß Café Hoffnung und dieses Wort bedeutete mir etwas, weswegen es mir gefiel und Rose war genauso zufrieden. In meiner Vergangenheit hatte ich so viel erlebt, jedoch hatte ich nie die Hoffnung aufgegeben und auch jetzt würde ich es niemals verlieren.

"Rose wird dich umbringen", warnte mich Aiden als ich das Café betritt.

Aiden war ein Mitarbeiter von uns wie auch Jessica, die gerade hin und her lief um Bestellungen zunehmen oder zubringen. Es war wirklich erstaunlich wie Tag zu Tag immer mehr Menschen kamen und sich wohl fühlten. Die meisten Gesichter kannten wir schon sogar auswendig, da sie fast jeden Tag hierher kamen. Am Anfang tat ich mich schwer mich mit ihnen auf französisch zu unterhalten, aber desto mehr ich geredet hatte, desto mehr hatte ich mich verbessert, weswegen ich die Sprache schon fast fließend beherrschte.

"Ich weiß", lachte ich nur und verschwand hinter einer Tür, wo ich meine Sachen schnell weglegte und schließlich in die Küche ging.

"Endlich ist Madame hier!", war sie wütend und hatte einen Kochlöffel in ihrer Hand.

"Ich kann nichts dafür", verteidigte ich mich und blieb auf Abstand.

"Keine Ausreden Ms Queen! Hast du das da draußen überhaupt gesehen? Das sind wie hungrige Tiere!", erzählte sie mit großen Augen und deutete auf die Kunden, worauf ich nur lachte.

"Lach nicht", mahnte sie mich und schlug mir mit dem Kochlöffel gegen den Arm.

"Aua!", beschwerte ich mich.

"Nichts Aua", meinte sie, weswegen ich schmunzelte und mir die Stelle rieb, da sie wirklich fest zugeschlagen hatte.

Ich wusch mir schnell die Hände und rührte anschließend den Teig um, den Rose schon vorbereitet hatte. Sie holte noch die restlichen Zutaten und legte es mir schon bereit. Derweil schmückte sie die fertigen Muffins, doch in der Sekunde kam Aiden rein, worauf ihre Aufmerksamkeit bei ihm lag.

"Neue Bestellungen", sagte er und legte den Zettel auf die Theke.

Sofort verschwand er auch wieder, woraufhin ich Rose erneut anschaute und zum Lachen begann, da sie ihm wirklich verträumt hinterher sah. Verwirrt blickte sie zu mir und konnte meine Reaktion anscheinend nicht verstehen.

"Was?", fragte sie schließlich.

"Gib es doch endlich zu das du auf ihn stehst", erklärte ich, wobei ihre Augen größer wurden und ihre Wangen eine rötliche Farben annahmen.

"Stimmt doch gar nicht", log sie und konzentrierte sich wieder auf die Muffins.

Aiden war ein ganz netter und humorvoller Typ, der genau perfekt zu unserem Café passte. Eigentlich würden die beiden auch wirklich zusammenpassen und außerdem sah Aiden auch verdammt gut aus. Kastanienbraune Haare und schöne blaue Augen in die sich jedes Mädchen verlieben könnte. Genau aus diesem Grund fragte ich mich sogar, warum dieser Typ nicht Model war, doch ich schüttelte nur den Kopf bei diesem Gedanken und rührte weiter.

Es war schon fast dunkel, was bedeutete, dass wir bald schließen würden. Aiden und Jessica hatten wir nach Hause geschickt, da sie sehr erschöpft vom Arbeiten waren. Den Rest würden Rose und ich erledigen, die auch schon drinnen war und mit einer neuen Bestellung zurückkam. Sie nahm zwei Teller raus und schnitt jeweils ein Stück vom Schokoladenkuchen ab. Anschließend bereitete sie Kaffee und legte alles auf ein Tablet.

"Ame könntest du das für mich reinbringen? Ich muss noch eine Bestellung zubereiten", bat sie mich, worauf ich ihr das Tablet gleich abnahm.

"Klar, welcher Tisch?", fragte ich.

"Danke und es ist ein Pärchen, die am Fenster sitzt", antwortete sie, wobei ich nur nickte und rein ging.

Nachdem ich die Bestellung gebracht hatte, blieb ich hinter dem Tresen stehen und beobachtete gedankenverloren das Pärchen, da sie mich so stark an ihn und mich erinnerten. Die Erinnerung an ihn versetzte mir ein Stich ins Herz, denn ich konnte noch nicht einmal seinen Namen aussprechen. Ich verleugnete nicht das ich ihn vermisste, aber ich selbst hatte das uns angetan, jedoch hoffte ich trotzdem das es ihm gut ging. Da ich meine Nummer geändert hatte, war auch kein Kontakt mit Luke oder den anderen Jungs geblieben, daher hatte ich keine Ahnung, was er gerade machte.

Als auch schon die letzten Kunden gegangen waren, hatten wir noch den Boden sauber gemacht und in der Küche die restlichen Dinge aufgeräumt. Fertig mit allem verließen wir das Café und ich schloss es noch schnell hinter mir ab.

"Schon geschlossen?", sprach eine männliche Stimme, worauf ich mich umdrehte und direkt in goldbraune Augen blickte.

"Zu spät", meinte ich nur und wollte vorbeigehen, doch er stellte sich vor mich.

"Schade", murmelte er grinsend und kam meinem Gesicht näher.

"Kyle", sagte ich in einem wütenden Ton.

Mein LebenWhere stories live. Discover now