Kapitel 55

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Sofort griff ich nach ihrem Handgelenk und zog sie zu mir, bevor sie gefallen wäre. Ich umarmte sie so fest wie ich konnte und das mit der Angst in mir, das sie verschwinden könnte. Am ganzen Körper begann sie zu zittern und wollte sich von mir losreißen, jedoch beruhigte sie sich langsam und ließ meine Umarmung zu. Sie bemerkte, dass es nur ich war, denn sie legte ihre Hände an meinen Rücken und ich hörte wie sie leise zum Weinen begann. Ich küsste sie aufs Haar und unterdrückte meine Tränen, als die Jungs oben ankamen. Sie starrten uns stumm an und schauten gleichzeitig erleichtert aus.

Vorsichtig löste ich mich ein wenig von ihr, um sie anzuschauen, aber trotzdem hielt ich sie noch fest. Sie blickte mich traurig an und nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände. Als ich ihre Wärme spürte, beruhigte ich mich direkt und schloss meine Augen, dabei lief mir unbewusst eine Träne über die Wange, die sie mir weg wischte.

"Dyan", flüsterte Lucy.

"Es tut mir Leid", murmelte sie und ich zog sie wieder in meine Arme.

Es gab wirklich Momente, wo es Lucy perfekt ging und man dachte, dass sie normal wäre. So schön wie es auch klang, so schnell konnte sich das auch ändern, denn genau wie jetzt konnte es passieren, dass sie sich selbst umbringen könnte und das auch noch unbewusst. Ihr war nämlich nicht klar, was sie tat und sie es in den Tod stürzen würde. Sie verlor nicht nur die Erinnerung an sich selbst, sondern auch an die Menschen, die um ihr waren. Das bereitete ihr Angst und dieses Gefühl konnte sie manchmal umbringen, wenn niemand bei ihr war.

"Warum entschuldigst du dich? Es tut mir Leid, denn ich war nicht bei dir", entschuldigte ich mich, worauf sie sich von mir löste.

"Aber jetzt bist du hier und hast mich gerettet, Dyanilein", lächelte sie schwach und bei dem Namen legte sich ebenso ein Lächeln an meine Lippen, denn sie hatte es geliebt mich früher so zu nennen.

Als wir uns beide beruhigt hatten, gingen wir wieder nach unten, wo schon einige Ärzte und Krankenschwester warteten. Sofort spannte ich mich an und hätte am liebsten alle angeschrien, aber ich konnte mich noch kontrollieren, denn ich wollte Lucy nicht erschrecken. Sie wollten etwas sagen und mit ins Zimmer kommen, jedoch brachte ich alle mit einer Handbewegung zum Schweigen. Lucy setzte sich auf ihr Bett und blickte zu mir hoch.

"Warte hier. Ich komme gleich", verlangte ich und sie nickte lächelnd.

"Luke bleib bei Lucy", befahl ich draußen, der nur verwirrt nickte.

Mit schnellen Schritten eilte ich ins Zimmer von Dr. Johnson. Ein paar Krankenschwester blickten mich ängstlich an, jedoch ignorierte ich das. Wut aufgeladen riss ich die Tür auf, die gegen die Wand knallte und Dr. Johnson erschrocken zusammenzuckte. Verwirrt sah er zu mir hoch und bevor er etwas sagen konnte, schlug ich aggressiv meine Hand auf seinen Schreibtisch.

"Meine Schwester wäre gerade unbewusst vom Dach gefallen, wenn ich nicht rechtzeitig da gewesen wäre und nicht einer einzigen Person ist es aufgefallen, dass sie verschwunden war!", schrie ich aufgebracht und er blickte mich mit großen Augen an.

"Mr Miller bitte beruhigen Sie sich erstmal", meinte dieser, jedoch brachte er mich somit nur noch mehr zum Ausrasten.

"Ich soll mich beruhigen? Ist Ihnen eigentlich bewusst, was ich gerade gesagt habe? Hören Sie mir überhaupt zu? Meine Schwester wäre vielleicht tot, wenn ich nicht da wäre und sie verlangen von mir, dass ich ruhig bleibe? Ist ihnen schon im Klaren, das ich Sie deshalb anzeigen kann, Dr. Johnson? Nicht bloß Sie, sondern jeden einzelnen, der für Lucy verantwortlich ist! Ihre einzige Aufgabe ist es auf sie aufzupassen und mehr nicht! Aber eins verspreche ich Ihnen und zwar, wenn meiner Schwester hier irgendwas passieren sollte, dann passiert genau dasselbe mit Ihnen", drohte ich ihm und Dr. Johnson blieb still.

Mein LebenWhere stories live. Discover now