Kapitel 63

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Ein Jahr später

Langsam öffnete ich die Augen, denn die ersten Sonnenstrahlen hatten mich geweckt. Ein kleines Lächeln legte sich an meine Lippen und ich stand vom Bett auf, obwohl ich gerne weiter geschlafen hätte. Als erstes machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer, um mich frisch zu machen. Anschließend zog ich mich um und räumte mein Bett ordentlich. Mit guter Laune verließ ich mein Zimmer und blieb im Flur stehen.

"Bryan! Brandon!", schrie ich, aber wie erwartet hörten sie mich nicht.

Aus diesem Grund ging ich die Treppen zur Küche runter und ließ die beiden noch ein wenig schlafen. Derweil begann ich das Frühstück vorzubereiten und nebenbei summte ich zum Radio mit. Dabei unterdrückte ich auch etwas und hielt mich stark zurück, um nicht zu weinen. Heute hätte meine Mutter Geburtstag und es waren nun sechs Jahre vergangen, dass sie nicht mehr bei uns war. Eine Träne lief meine Wange entlang, die ich aber sofort weg wischte und den Schmerz mit einem gezwungenem Lächeln verdeckte.

Nachdem das Frühstück fertig war, kamen auch die Zwillinge runter. Wahrscheinlich hatten sie den Geruch von Essen in die Nase bekommen. Der Gedanke entlockte mir ein Schmunzeln und zusammen setzten wir uns ans Tisch.

"Hast du schon deine Koffer gepackt?", riss mich Bryan aus meinen Gedanken, worauf ich den Kopf hob, um ihn anzusehen.

"Ja, schon gestern Abend", antwortete ich.

"Wir bringen sie dann gleich ins Auto, dann müssen wir nicht extra zurück fahren", meinte er und ich nickte stumm.

Da wir in Frankreich lebten und der Grab unserer Mutter in Jacksonville war, hatten wir beschlossen eine Woche hierher zu kommen. Somit hatten wir uns auch eine kleine Pause vom Arbeiten genommen und waren im Moment in unserem alten Haus, da wir es natürlich nicht verkauft hatten und wir würden es weiterhin nicht tun. Vielleicht waren hier schlimme Erinnerungen, aber es gab auch so viele Gute und die wollte ich nicht verlieren.

Als wir fertig mit dem Frühstücken waren, räumte ich alles auf und den Rest würde die Haushelferin machen. Leider war es aber nicht Adriana, denn sie arbeitete nicht mehr, weswegen ich sie auch nicht noch einmal sehen konnte. Die Jungs hatten die Koffer ins Auto gepackt und warteten nur noch auf mich. Somit sperrte ich schnell die Haustür hinter mir zu und setzte mich in den Wagen rein. Bevor wir zum Friedhof fuhren, besorgten wir Blumen in einem Geschäft und zwar die Lieblinge meiner Mutter.

Wenige Minuten später standen wir auch schon vor ihrem Grab und ein trauriges Lächeln zierte meine Lippen. Meine Augen füllten sich mit Tränen und dabei wanderte mein Blick zu meinem Vater. Obwohl sie den Nachnamen von Steven trug, hatten wir entschieden sie neben ihm zu begraben, denn sie selbst hätte es so gewollt.

"Happy Birthday, Mama", wünschte ich ihr und sofort griffen die Zwillinge nach meiner Hand, womit sie mir Kraft gaben.

"I-Ich vermisse sie", flüsterte ich und konnte die Tränen nicht unterdrücken.

"Wir auch, Kleines", murmelte Bryan und umarmte mich von der Seite, worauf Brandon von der anderen kam und ich ihn Tränen zum Lächeln begann.

Ohne die beiden wäre ich verloren.

Nachdem wir uns alle drei von ihnen verabschiedet hatten, da wir sie eine lange Zeit nicht mehr sehen würden, wollten wir auch schon gehen. Die Jungs näherten sich zum Auto, jedoch überlegte ich es mir anders und blieb mitten im Weg stehen. Ich war mir unsicher und nervös zugleich, aber ich musste einfach. Die Zwillinge drehten sich verwirrt zu mir um und blickten mich fragend an, jedoch sagte ich kein Wort.

"Kommst du nicht?", fragte Brandon.

"Treffen wir uns im Flughafen", antwortete ich.

"Du willst zu ihm, nicht wahr?", wollte Bryan wissen, worauf ich nichts sagte und er seufzte.

Mein LebenWhere stories live. Discover now