2~ Suppenküche

7.9K 228 21
                                    

Schon seid einer Stunde sitzt sie in der hintersten Reihe im Hörsaal und verfolgt gespannt die Vorlesung von Mr Pikkler. So schnell es geht, versucht sie alles mitzuschreiben was er sagt. Immerhin hat sie nur noch ein Jahr bis es an die Abschlussprüfungen geht und sie muss sich alles wichtige merken. Vor allem, da das jetzige Thema Prüfungsrelevant ist. Quinn hat sich heute auch dazu entschlossen, sich mal wieder in seinem Unterricht blicken zu lassen, doch ist sie damit beschäftigt, Schuhe zu shoppen. Von den Geräuschen die sie beim Kaugummikauen macht und dem ständigen vibrieren ihres Handys, ist Lia kurz vorm durchdrehen. Aber wenn sie jetzt was gegen Quinn sagen würde, würden sie alle anschauen. Darauf kann sie verzichten. Also lässt sie es einfach über sich hingehen und ärgert sich innerlich darüber. ,,Damit entlasse ich euch aus der Lesung. Denkt dran, dass morgen der Abgabetermin eurer Referate ist. Dies wird 60% eurer Semesternote machen, vergesst das nicht. Überlegt euch auch schon ein Thema für eine Fotoreihe die ihr für die Abschlussprüfungen einreichen müsst! Ein schönes Wochenende." damit packen alle ihre Sachen und verlassen den Hörsaal. ,,Lia ich habe das total vergessen... Könntest du vielleicht..." ,,Ich habe dir eben alles geschickt. Du musst es nur ausdrucken und dein Namen darunter schreiben." ihr war völlig bewusst, das Quinn sie nur ausnutzt, und es ihr ebenfalls peinlich ist, mit Lia über den Flur zu gehen, aber wie schon erwähnt, kann sie einfach nicht nein sagen. Diese Freundschaft besteht nur noch darin, dass Lia Quinns Schularbeiten macht während Quinn sich in der Zeit mit Freunden trifft oder mit Sasha schläft. Wieso sich das Lia noch gefallen lässt, weiß sie selber nicht. Vielleicht hofft sie, dass Quinn wieder das nette liebe Mädchen aus der 10.Klasse wird, ihre Fake Maske fallen lässt und endlich das Mädchen ist, was Lia so sehr mochte, ihr geholfen hat sich einzuleben in einem fremden Land. Doch innerlich weiß sie genau, dass dies nie mehr passieren wird. Dennoch wird sie Quinn helfen das College zu schaffen. Dann werden die beiden sowieso getrennte Wege gehen und jeder kann sich auf das konzentrieren, was für sie am besten ist. ,,Ich gehe dann mal. Bis heute Abend." mit gesenktem Kopf geht sie die Flure entlang, versucht ansatzweise ohne angerempelt zu werden bei ihrem Auto anzukommen und dann in die Suppenküche zu fahren. Jeden Tag ist sie nach der Schule da, und hilft aus. Manchmal ist auch ihr Dad da, wenn er früher Schluss hat, was heute nicht der Fall sein wird. Ihr ist es sehr wichtig, den Menschen zu helfen. Denn früher wären sie und ihre Familie beinahe genau so gewesen wie die Frauen und Männer.

Keine zwanzig Minuten später ist sie dort angekommen und hat sich eine Schürze umgebunden, ihre dunkelbraunen gewellten Haare zu einem Dutt gebunden und sich an den Tresen gestellt. Mit einem lächeln im Gesicht verteilt sie Teller an unbekannte, aber auch bekannte Gesichter. Viele kommen regelmäßig in die Suppenküche, da es die einzige Möglichkeit für sie ist, an Essen zu kommen. Und mit denen hat Aurelia schon eine gute Freundschaft. ,,Hola Orl. Como estas?" der ältere Herr lächelt sie breit an. ,,Ahora que la veo, muy bien." sie beginnt zu lachen. ,,Immer noch der selbe Charmeur. Es freut mich ebenfalls dich zu sehen." sie reicht ihm einen Teller, den er dankend annimmt und sich dann zu ein paar anderen Herren an den Tisch setzt. ,,Du hast ihm heute ein lächeln auf die Lippen gezaubert. Das schafft hier niemand außer du." ihr Blickgeht nach oben zu Tim, ebenfalls einer der Ehrenamtlichen Mitarbeiter der seid dem ersten Tag von Aurelia schon ein Auge auf sie geworfen hat. Doch sie ist was sowas angeht total unfähig, und merkt nichts davon. Sie bezeichnet ihn nur als Freund. ,,Das freut mich zu hören." verlegen schaut die in die Suppenschüssel, die langsam wieder aufgefüllt werden könnte. Mit einem ruck hebt sie sie von dem Tisch und bringt sie in die Küche, wo Petric, ein kleiner rundlicher Mann mit einem großen Hut steht, Kartoffeln schneidet und nebenbei die angestellten von einem Ort zum anderen scheucht. Auch ihm ist all das sehr wichtig, denn er war ebenfalls in der selben Lage. Nur durch ein Wunder, so sagt er, hat er einen Job als Koch bekommen und konnte sich damit wieder auf eigene Füße ziehen. ,,Hey Patric!" versucht sie auf sich aufmerksam zu machen, was bei der lauten Musik sehr schwer ist. Erst nach wiederholtem male sieht er zu ihr auf. ,,Aurelia! Wie schön dich zu sehen!" hochgestimmt umarmt er sie. Anfangs musste sie sich daran gewöhnen, doch jetzt empfindet sie es als normal. Immer wieder sagt er, sie wäre wie die Tochter, die er nie hatte. ,,Gleichfalls. Quälst du wieder die armen Leute?" ich schaue zu einem Mädchen und zwei Jungs, die versuchen alles richtig zu machen, denn man sieht deutlich die Angst und den Respekt den sie vor Petric haben. Gerade als er was sagen wollte, wahrschein es abstreiten, lässt einer der drei einen Topf fallen. Verzweifelt sieht er mich an. ,,Die taugen einfach zu nichts... Ich wünschte du wärst wieder hierbei mir in der Küche. Kochen konntest du zwar echt miserabel, aber du warst eine super Assistentin. Und die... Die können nichts!" begeistert sehen die drei auch nicht aus. Nicht alle tuen dies Freiwillig. Wie die drei. Sie müssen Sozialstunden machen. ,,Ich wollte einmal die Suppe auffüllen." sofort schnippst er mit den Fingern und einer der Jungs kommt er, will den großen Topf nehmen, doch greift nicht die Henkel sondern am Metall und verbrennt sich fast die Hand. ,,Ich mach schon. Kühl lieber deine Hand." leicht lächelt sie und bewegt sich vorsichtig zu der Kelle um die Suppe aufzufüllen und beobachtet amüsiert die drei Jugendlichen, die sic echt anstrengen.

,,Papá ich bin wieder da!" ruft sie durch das Haus und freut sich, dass Monika heute ihren Mädchenabend hat. ,,Aureliaaa!" ruckartig hält sie in ihrer Bewegung inne. Oh. Nein. Bitte nicht. So schnell es geht versucht sie in ihr Zimmer zu kommen. ,,Liebes, komm, setz dich zu uns." Monika steht unten an der Treppe und sieht sie lächelnd an. Wie sehr Aurelia dieses lachen hasst. In ihrem leben hat sie noch nie so ein falsches lachen gesehen. Noch nicht mal von den Mädchen aus ihrem Kurs. ,,Ich ähm..." setzt sie an, doch Monika unterbricht sie. ,,Nur für zwei Minuten. Die Mädels wollen dich sehen." wie schön. Nur will Lia die Mädels nicht sehen. Zögerlich geht sie wieder die Treppe runter und mit Monika ins Wohnzimmer, wo sich fünf andere Frauen befinden, mit engen Kleidern und Champagner in der Hand. ,,Hier habe ich sie Mädels..." man hört das klackern ihrer Schuhe auf dem Boden und praktisch schon die Gedanken der Freundinnen von Monika. Nervös spielt sie mit ihrem Armband, wie sie es immer tut wenn sie nervös ist. ,,Setzt dich doch." wie ungern sie dies tat, setzt sie sich dennoch hin. ,,Du Aurelia... Willst du dir mal die Haare färben? Vielleicht blond?" mit zusammengezogenen Augenbrauen sieht sie zu Christy. Damit ich so aussehe wie ihr? Nein danke! ,,Ich bin ganz zufrieden mit meinen Haaren." schüchtern sieht sie auf den Boden. Vermeidet jeglichen Augenkontakt. ,,Und wie wäre es mit einem neuen Style? Wir könnten dir dabei super helfen." sagt jetzt Hellen. Ich bin auch nicht sonderlich scharf darauf, wie eine billige Barbiepuppe auszusehen! Wie gerne würde die ihnen das ins Gesicht sagen. Doch verscherzt sie es sich mit den Barbies, verscherzt sie es sich mit Monika und dann hat sie stress mit ihrem Vater. Und das will sie sich nicht antun. ,,Es... Es tut mit leid, aber ich muss jetzt gehen. Hat mich gefreut." oder auch nicht. Ohne auf eine Antwort zu warten, steht sie auf und läuft in ihr Zimmer. Schnell zieht sie sich ihr Steelers Shirt an, dazu eine blaue Jeans, schwarze Schuhe und eine Baseball Cap. Dann stopft sie sich eine Jacke in den Rucksack, ebenso wie ihr Portmonee und ihr Buch und läuft runter zur Haustür, wo sie auch ihren Dad antrifft. ,,Hey Papá. Quinn holt mich gleich ab. Ich weiß nicht wann ich wieder zu hause bin also warte nicht auf mich. Te amo. Nos vemos luego." sie drückt ihm ein Kuss auf die Wange, verschwindet durch die Haustür, und springt in das Auto von Sasha. ,,Na endlich! Dafür, dass du kein richtiges Mädchen bist, brauchst du doch ganz schön lange!" fährt er sie doof an. Anstatt, dass Quinn etwas sagt, lacht sie einfach nur.

✓Touchdown in the heart✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt