36~ Benjiment Monroe

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Sie geht über den Flur, die Nase in einem Buch. Alle Blicke liegen auf ihr. Ihr heutiges Outfit entspricht so gar nicht dem was sie sonst so trägt. Am meisten kann Sean seine Augen nicht von ihr lassen. Sie weiß gar nicht wie verletzt er ist wegen ihrer abweisung. Bei ihrem Spind steckt sie ihr Buch in ihren Rucksack und öffnet anschließend den Spind. Sofort leicht dort eine Flieder Blume drinnen. Sie lächelt, denn sie weiß genau von wem sie kommt. Plötzlich steht Quinn neben ihr. ,,Na süße..." verwirrt schaut Lia sie an. Süße? Sonst nennt sie sie nie so. ,,Hey..." misstrauisch mustert sie sie. ,,Du siehst toll aus heute." Meint Quinn doch ist Ehrlich was anderes. Sie hasst es wenn jemand besser als sie selber aussieht. Und die Gerüchte über Lia und ihr plötzliches Umstyling was Hammer aussieht gehen auch schon herum. ,,Danke..." Lia weiß genau, dass Quinn gerade ziemlich angepisst ist. Deswegen sollte man sie einfach in Ruhe kochen lassen. ,,Ist dein Mut plötzlich so auszusehen mit den Jungs verbunden?" sie schüttelt den Kopf. ,,Ja vielleicht. Sie lassen mich so sein wie ich bin..." Aurelia packt ihre Bücher um. Ein paar in den Spind, ein paar andere in ihren Rucksack. ,,Von wem hast du denn die Blume? Hast du einen Verehrer?" eifersüchtig starrt sie die Blume an. Wie bitte kann es sein, dass Aurelia jemanden hat der ihr auch noch Blumen schenkt und Quinn- die Schönheit in Person- nicht? ,,Ja, vielleicht." sie lächelt bei dem Gedanken an Kyle. Wie kann es bitte sein, dass er sie mag. Sie? Sie ist weder was besonderes, noch kann sie etwas besonderes. Niemand kennt sie, sie ist einfach ein niemand. Was will er dann also von ihr? ,,Und wen?" fragt Quinn neugierig. ,,Ich wüsste nicht was dich das angeht. Und jetzt entschuldige mich. Ich muss in die Dunkelkammer." damit dreht sie sich um und lässt Quinn wütend stehen.

,,Es tut mir leid Sir, aber da kann ich Ihnen nicht weiter helfen." ein älterer Herr in einer alten braunen Jacke und rotem Hut schaut sie mit bedrückter Miene an. ,,Wissen Sie, als meine Frau starb musste ich ihr versprechen das ich zum Blumengarten fahre, dort wo wir uns das erste Mal begegnet sind. Nur bin ich schon seid den 60ern nicht mehr hier in Pittsburgh gewesen und alles ist irgendwie ganz anders. Jetzt weiß ich nicht mehr was ich tun soll...Und ich besitze keines dieser neuen Geräte die einem den Weg nennen. Meine Karte von der Stadt ist auch schon veraltet." er zieht aus seiner Jackentasche ein benutztes Zugticket und eine alte Karte. Lias Herz schmilzt dahin. Sie denkt nach, mustert dabei den Mann. An seinem rechten Ringfinger steckt sein Ehering, in seiner linken zittrigen Hand hält er ein Foto von seiner Frau. Es ist gerade sechs Uhr abends, ihre Schicht würde noch eine Stunde gehen. ,,Wissen Sie was? Ich bringe Ihnen was zu essen und dann, sobald meine Schicht zu Ende ist, fahre ich Sie zum Blumengarten. Von dort ist es auch nicht weit zum Bahnhof." wie als hätte er sie gerade vom Krebs freigesprochen lächelt er sie an. ,,Das würden Sie tun?" sie nickt. ,,Oh, danke! Sie wissen gar nicht wie viel mir das bedeutet!" sie führt ihn an einen leeren Tisch und reicht ihm eine Karte. Auf seinen Lippen liegt ein Lächeln, was sie unbeschreiblich glücklich macht.

,,So, meinetwegen können wir los." der kleine Mann steht auf und zieht sich seine Jacke an. Beim rausgehen hält er ihr die Tür auf. -Charmant- ,,Dankesehr. Darf ich fragen wie Ihr Name ist?" ,,Oh, ja sicher. Ich bin Benjiment Monroe. Und sie?" ,,Aurelia Sánche." er reicht ihr die Hand und sagt sehr erfreut.

Während der gesamten fahrt erzählt Banjiment Lia von seiner Frau. Wie toll sie war, wie einzigartig. Er sagte, dass sie die dritte von fünf Mädchen war und die schönste von allen. Benjiment hätte sich, als er sie im Blumengarten sah nie erträumen lassen, dass jemand wie sie Notiz von einem einfachen Jungen wie ihm machen würde. Den ganzen Tag ist er der Familie hinterherlaufen. Er arbeitete zu dem Zeitpunkt dort als Gärtner. Pallina, so hieß seine Frau, kam aus gutem Hause, jeder in der damals noch kleinen Gegend wollte sie. Niemand verstand wieso jemand wie sie sich jemanden wie ihn aussuchte.
,,Kommen Sie! Ich will Ihnen zeigen wo alles seinen Anfang hatte!" aufgeregt schaut er sich um. ,,Mein Gott, ich war schon ewig nicht mehr hier..." murmelt er verträumt und schwelgt in alten Erinnerungen. Sofort schießen ihm Bilder von seiner Frau in den Kopf. Von ihrem gelben Kleid mit den blauen Blümchen drauf welches sie an dem Tag trug. Von ihrem perfekten blonden Haaren und den unbeschreiblich schönen Augen. An einem Abzweig bleiben sie stehen, umringt von den schönsten Blumen. ,,Hier sah ich sie zum ersten Mal. Ich hatte sie beinahe mit meiner Schaufel geschlagen..." er beginnt zu lachen. ,,Dann sah sie zu mir auf. Ich blickte in ihre tiefen braunen Augen. Ich hatte noch nie solch wunderschöne, fröhliche und ehrliche Augen gesehen. Und dann war es auch schon um mich geschehen. Ich war ihr vollkommen verfallen. Ich schenkte ihr mein Herz, dabei hatte sie nicht Mal ein Wort zu mir gesagt." er lächelt in sich hinein. Lia sagt kein einziges Wort, hört ihm einfach zu. Noch nie hat sie jemanden so von einer anderen Person reden hören. Und noch nie wurde ihr so warm ums Herz. ,,Ich versuchte irgendwas zu sagen, eine Entschuldigung oder ähnliches aber es kamen nur Bruchstücke aus meinem Mund. Sie lachte und da wusste ich, dass ich keinen Menschen mehr lieben könnte wie sie. Damals glaubte ich nicht an Liebe auf den ersten Blick, doch als ich sie sah, da traf mich genau das worüber ich mich immer lustig machte." Sein Blick schweift zu einem großen Baum. Es scheint als würde er in Erinnerungen schwelgen. ,,Ich hatte ihr einen Anhänger geschenkt, als wir hier als Pärchen hingekommen sind. Und anstatt, dass sie ihn behält, vergrub sie ihn samt der schönen Schatulle hier neben dem Baum. Und jetzt will ich sie ausgraben." etwas perplex von dem Ende seiner Story zieht sie die Augenbrauen zusammen. ,,Warten Sie. Sie können hier doch nicht einfach ein Loch buddeln!" der alte Mann hockt sich neben den Baum, während Lia versucht sich durch die Büsche zu kämpfen. So wie er sich bewegt hat, hätte sie nicht erwartet solch ein Tempo von ihm zu sehen. ,,Und ob ich das kann. Ich muss! Meine Frau hatte gesagt, ich solle die Kette mit dem Anhänger holen. Und das tue ich auch. Nur was ich damit soll weiß ich auch nicht..." sie sieht sich um, keiner zu sehen. ,,Wenn man uns erwischt bekommen wir ein Problem..." das scheint den Mann neben dem Baum doch Recht wenig zu jucken. Deshalb kniet sie sich neben ihn und hilft dort ein Loch zu graben. Der Plan schien nicht durchdacht, denn jetzt schaufeln sie mit den Händen. ,,Da ist sie!" eine rostige Silberbox kommt zum Vorschein. Er zieht sie raus und stellt sie zwischen sich und Lia. Dann öffnet er sie und eine wunderschöne Halskette liegt dort drinnen. ,,Wow, sie ist wirklich schön..." Bild der Halskette Benjiment schaut sich die Kette genau an, dann holt er noch ein kleines Foto aus der Schatulle, von sich und seiner Frau. ,,Das war das erste Foto was wir gemacht hatten. Sie müssen wissen, dass meine Frau die Fotografie liebte." Lia schaut sich das Foto genau an. ,,Ich liebe sie auch. Ich studiere sie..." der alte Mann vor ihr nickt. ,,Sie und meine Frau sind sich ziemlich ähnlich... Das wusste ich seid Sie mir angeboten haben mich hier her zu fahren. Nehmen Sie die Kette." schnell schüttelt sie ihren Kopf. Sie will gar nicht wissen wie viel sie gekostet haben muss... ,,Nein, dass kann ich nicht annehmen." ,,Ich weiß ohnehin nicht was ich damit machen soll. Ich habe keine Freundin oder Frau der ich sowas schenken kann. Und da Sie und meine Frau ziemlich ähnlich sind, würde sie es wollen. Ich habe keinerlei Verwendung dafür. Und wenn Sie die Kette tragen, wissen Sie immer, egal wie unterschiedlich man ist oder wie viele Leute gegen diese Beziehung sind, wenn man sich liebt dann kann einem nichts auseinander bringen. Wer weiß, vielleicht bringt Ihnen das ja was." und ob es das tut. Lia und Kyle sind so verschieden und jeder der herausfinden würde, dass sie seine Freundin ist würde wahrscheinlich dagegen sein. Doch liebt sie ihn genau wie er sie. Zögerlich nimmt sie die ihr hingehalten Kette entgegen. ,,Danke..."

Nachdem Lia ihren neuen Freund am Bahnhof abgesetzt hatte, ist sie hundemüde zu Hause in ihr Bett gefallen. In ihrer Hand hält sie die Kette mit dem Anhänger, denkt an die schöne Liebesgeschichte von Benjiment und seiner Frau.

✓Touchdown in the heart✓Where stories live. Discover now