52~ Prinz auf einem weißen Pferd

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Nervös sitzt Lia in einem Cafe. Ihr Bein wippt auf und ab, ihre Unterlippe befindet sich zwischen ihrem Zähnen. Kyle ist nicht da, denn es würden viel zu viele Menschen hier her stürmen. Allein sie hat schon etwas Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Menschen um sie herum fragen sich, ob sie wirklich die Freundin von dem schönen Star ist, oder ob sie ihr nur ähnelt. Zu wenig Bilder gab es von ihr im Internet. Als das übliche klingeln der Tür ertönt, tritt die brünette Frau mit dem perfekten Makeup und den Markenklamotten hinein. Den Regenschirm klappt sie zusammen und stellt ihn in den vorgesehenen Eimer. Obwohl es sehr warm ist, regnet es. Die Luft ist unangenehm feucht, weshalb Lias Haare mehr gelockt sind als sonst. Als sie Lia sieht, geht sie auf sie zu. Aus Höflichkeit stellt Aurelia sich hin. ,,Hallo." kommt es vorsichtig von Valeria, was Lia mit dem selben Hallo zurück gibt. Sie setzen sich hin. Mit der Begründung: du schuldest mir ein Gespräch, hat Valeria sich bereit erklärt sich zu treffen. Sie bereut es schon ein wenig, was sie letztes Mal alles zu Lia gesagt hatte. Möglicherweise sprach die Angst aus ihr. Oder aber auch der Schock, ihre Tochter zu sehen. Sie war einfach überrumpelt. Ihre Familie weiß nichts von ihrer Vergangenheit. Niemand bis auf Kyle, der jetzt stinkt sauer auf Valeria ist. Er spricht nicht mit ihr, straft sie mit schweigen und bösen Blicken. Als der Kellner vor ihnen steht, richtet sich Valeria an ihre Tochter. ,,Hast du schon bestellt?" fragt sie, die die Karte studiert. Lia schüttelt mit dem Kopf. Viel zu bizarr findet sie das alles gerade. ,,Ich nehme eine große Tasse Cappuccino." richtet Aurelia ihre Bestellung an den Kellner, lässt aber die Augen nicht von ihrer Mutter. Sie versucht vergleiche zu finden. Sie haben die selben Haare, ebenso wie die selbe Nase. Sie haben sie selben Finger, zarte Hände. Sonst kann sie keine weiteren Dinge feststellen, die sie gemeinsam haben. ,,Für mich bitte einen dreifachen Espresso mit drei Spritzern Haselnuss und einem Schuss fettarmer Milch. Danke." ihr lächeln ist genau so falsch wie ihre Haarverlängerung. Super... ,,Also, wie geht es dir?" verwirrt zieht Lia ihre Augenbrauen zusammen. Sie haben sich Jahre lang nicht gesehen und das letzte Mal sagte sie, dass Lia nicht ihre Tochter wäre. Und das erste was sie fragt, ist wie es ihr ginge. Unglaublich. ,,Nach all den Jahren ist es das erste was du fragst? Wie es mir geht?" sie nickt zögerlich weshalb Lia schnaubt. ,,Gut. Danke. Mir geht es bestens!" sie ist sichtlich genervt und wütend. Verständlich. ,,Du wolltest dich mit mir treffen. Dann brauchst du auch nicht erwarten, dass ich jetzt hier Freudensprünge mache." autsch... ,,Das mindeste was ich von dir erwartet hätte, nach verdammten acht Jahren, ist, dass du wenigstens ein wenig Freude zeigst deine wohl angemerkt einzige Tochter zu sehen. Oder, dass du etwas Reue hast. Du hast mich ganz alleine gelassen! Weißt du eigendlich, was ich alles tun musste, durchmachen musste als du weg warst?! Wie konntest du nur so egoistisch sein?!" Lia ist sauer. Den letzten Satz hatte sie beinahe geschriehen. In Valeria machen sich dann doch die Schuldgefühle breit, als sie in das verletzte Gesicht ihrer Tochter blickt. Tränen sammeln sich in Lias Augen. Viel zu sentimental ist sie im Augenblick. ,,Ich... Ich weiß nicht was ich sagen soll..." Lia lacht. ,,Natürlich nicht. Damit hatte ich gerechnet. Wäre es zu viel gewesen, wenn du dich verabschiedet hättest? Wenigstens ein Brief da gelassen hättest?! Hast du mich so gehasst?" Valeria schüttelt mit dem Kopf. ,,Nein, ich habe dich nicht gehasst..." ,,Das glaube ich nicht. Du hast mich immer behandelt wie ein Stück Dreck. Was habe ich dir getan?" Valeria lächelt den Kellner an, der die Getränke auf den Tisch stellst. Als er weg war, versucht sie Aurelia alles so gut es geht zu erklären. ,,Okay... Damals, als du auf die Welt kamst, war ich so jung. Ich war doch selber noch ein Kind. Schon immer wollte ich so sein wie die ganzen Mädchen in den Märchenbüchern. Einen reichen Prinzen auf einem weißen Pferd treffen, der mich aus der Hölle Spaniens holt. Und dann wurdest du älter, fröhlicher und ich saß immer noch in Spanien fest. Und du hast immer mehr versucht meine Aufmerksamkeit zu bekommen, wolltest mich immer stolz machen. Ich war einfach nicht bereit eine Mutter zu sein. Vor allem nicht von jemand so fröhlichem und quirlichen. Ich war überfordert. Und dann hatte man noch so viele Anforderungen an mich. Ich wollte Geld verdienen. Ich wollte doch nie arbeiten." Lia reibt sich die Stirn. Sie hatte sich das alles gerade anders vorgestellt. ,,Das ist so unreif... Das Leben ist nun mal nicht einfach. Man muss arbeiten um zu leben." Valeria zuckt mit den Schultern. ,,Nein, ich nicht." ,,Und das ist gut? Dein Mann ist 25 Jahre älter als du. Nicht das es irgendwie schlimm wäre, aber wirst auch du ihn verlassen wenn er ein Pflegefall wird. Du verschwindest immer sobald es dir zu schwer wird. Und dann lässt du wieder jemanden allein, mit einem gebrochenen Herzen. Und genau aus diesem Grund, wirst du nie glücklich werden, weil du nur auf das geld aus bist. Eines Tages holt dich das Karma ein, und man wird dir das herz brechen." Aurelia legt das Geld auf den Tisch und steht auf. ,,Du solltest du langsam Mal überlegen, was im Leben wichtig ist. Sonst bist du irgendwann ganz alleine. Dann kann dir auch kein Geld mehr helfen das Loch in deinem Herz zu füllen." damit verlässt sie das Café und lässt eine verwirrte Valeria zurück. Möglicherweise hat sie ja Recht. Nein, sie hat Recht.

Als sie nach Hause kommt, wartet ein köstliches essen auf sie. Monika hatte gekocht. ,,Ich bin zu Hause!" ruft sie bevor sie nach oben geht um sich umzuziehen. Dort steht ein Paket auf ihrem Bett. Weißer Karton mit einer blauen Schleife. Darauf eine Karte. Lia grinst, denn sie weiß genau von wem das ist. Sie nimmt die Karte in die Hand. Darauf ist in schwarzer Tinte geschrieben.

Heute Abend um 20 Uhr komme ich dich abholen. Wir gehen zu einer Gala. Trag das Kleid.
Ich liebe dich.
K.W.

Sie lächelt. Anschließend legt sie ihre Finger an die blaue Schleife und zieht sie auf. Der Geruch von Rosen kommt ihr entgegen, als sie den Deckel anhebt. Natürlich hatte er auch Rosen hineingelegt, ebenso wie ein paar Schuhe und Schmuck. Das unfassbar teure und schöne Kleid reicht ja nicht. Ihre Finger streichen über den seidigen Stoff. ,,Wow..."

✓Touchdown in the heart✓Where stories live. Discover now