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Sie sind bereits zwei Stunden am fliegen. Lia starrt aus dem Fenster, Kyle beobachtet sie. ,,Lia?" sie dreht ihren Kopf zu ihm, fragend was er denn wolle. ,,Ja?" ,,Wie war das als ihr nach Amerika gekommen seid?" er will so viel wie möglich erfahren, denn er muss wissen wie er sich verhalten soll. Sie sagte, sie wäre eine ganz andere Person. Nur kann er sich nicht vorstellen, wie so jemand liebes zu jemand ganz anderem werden kann. ,,Du willst dir die ganze Geschichte anhören?" Kyle nickt. ,,Von Anfang an. Ich habe Zeit." ,,Na gut... Ähm, du weißt ja, dass mein Dorf alles andere als nett ist. Gewalt und illegale Geschäfte regieren bei uns, kein Umfeld in denen Kinder eigentlich aufwachsen sollten. Carlos war an der Spitze der Nahrungskette. Jeder der größer als er werden wollte, wurde beseitigt. Das habe ich schon mehr als nur ein Mal mitbekommen... Nur als ich Carlos... Du weißt schon, wurde es schlimmer als jemals zuvor. Jetzt wollte jeder praktisch an die Macht und genau so werden wie er." während sie von dort erzählt, werden ihre Augen kalt und leer. Er nimmt ihre Hand. ,,Dort zu leben wurde zu einem täglichen überleben. Wenn man durch die Straßen geht, muss man aufpassen nicht beraubt, vergewaltigt oder ermordet zu werden. Niemanden interessierte es, nach welchen Gesetzen wir zu leben hatten, niemand scherte sich um eine andere Person. Jeder dachte nur an sich alleine und sein eigenes Wohlbefinden. Einmal kam ich nach Hause, überall an mir waren Verletzungen. Eine Gruppe von Mädchen hatte mich zusammen geschlagen wegen Alono. Er hatte es allen aus seiner Schule gesagt was ich getan hatte. Für ihn trauten sie sich sogar in das gefährlichste Viertel der Stadt, nur um es mir heim zu zahlen. Von da an war meinem Papá klar, dass wir hier raus müssen. Weg von all dem. So ungern er seine Familie auch alleine ließ, wollte er nur das Beste für mich. Er nahm all sein gespartes und kaufte damit zwei billig Flugtickets nach Amerika, Pittsburgh. Als wir hier waren, hatten wir große Probleme mit der Greencard. Sie testeten alles von uns, bis wir zwei Monate später auch als Amerikaner anerkannt wurden. Als mein Papá anfing mehrere Jobs zu haben, ich zum unterstützen im Diner arbeitete, konnten wir uns eine kleine Wohnung leisten und mich anschließend auf die Schule schicken. Ich konnte nur ein bisschen Englisch, sowas wie Hallo, Tschüss und solche Sachen. In meiner Klasse war dann dieses wirklich nette und wunderschöne Mädchen, welche mir bei allem geholfen hat. Sie war meine beste Freundin geworden. Doch jetzt ist sie biestig, giftig und undankbar. Du kennst Quinn ja. Tja und das war es eigentlich auch schon. Ich schloss die Schule ab, kam auf das College und nun bin ich mit den bekanntesten Footballspieler zusammen. Wie du siehst, mein Leben ist nichts besonderes." sein Daumen zieht kleine Kreise auf ihrem Handrücken. Er lachte bei ihrem ironischen Ton. ,,Jetzt erzähl du mir erstmal, ob all die Gerüchte stimmen die ich über dich gelesen habe! Ich habe mich immer gefragt ob es der Wahrheit entspricht, aber fragen konnte ich nie. Jetzt aber schon." ihr lächeln gefällt ihm alles andere als gut. ,,Oh man... Welche Gerüchte denn?" sie denkt nach. ,,Zum Beispiel, ob du Mal was mit dem einem Model von Viktoria Secret hattest..." ihr Blick ist prüfend, fast so als würde sie erkennen wollen ob er die Wahrheit sagt. ,,Du willst jetzt also, dass ich vollkommen ehrlich bin, ja?" sie nickt, doch hat dann sofort das Gefühl, dass sie es bereuen wird. ,,Na schön. Stell mir jede Frage die du willst, ich werde sie beantworten. Und ähm, ja ich hatte was mit dem Model. Aber glaub mir, grauenhaft. Mehr will ich wirklich nicht darüber erzählen... Und es waren drei Models von Viktoria Secret. Lily, Marisa und Miranda. Zwei davon zur selben Zeit." Lia klappt der Mund auf. Okay, das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. ,,Okay... Gut. Dann habe ich mal gelesen, dass du Obama getroffen hast." er nickt erneut. ,,Ja, war ganz cool. Wir haben gegessen und geredet." ,,Wie viele waren es vor mir?" damit hatte er nicht gerechnet. Er wollte jede Frage ehrlich beantworten, und das tut er auch bei dieser. Es ist jetzt auch nicht so, als hätte er mitgezählt, nur waren es wirklich nicht wenige. Doch wenn er ihr jetzt sagen würde- auch wenn es der Wahrheit entspricht- dass sie sie einzige ist bei dem es ihm etwas bedeutet, dann würde sie ihm bestimmt nicht glauben. Außerdem würde sie denken, dass er dies ebenfalls zu jeder gesagt hatte, was definitiv nicht der Fall ist. ,,Die genaue Anzahl kenne ich nicht, aber es waren schon ein paar. Und bei dir?" die Frage war vorsichtig, denn er weiß nicht wie sie darauf reagiert. Vielleicht wird sie sauer, oder traurig, oder es interessiert sie nicht mehr. ,,Jetzt jedes Mal oder nur die einzelnen Personen." er sieht sie nicht an, denn ihm ist bewussg wie unangenehm ihr dieses Thema ist. Dennoch hatte sie erwartet, dass er irgendwann Mal sowas fragen wird. Und jetzt ist eben dieses irgendwann. ,,Ich habe aufgehört zu zählen bei 32." beinahe hätte er sich an seinem Wasser verschluckt. -Scheiße...- war das erste was ihm dazu einfiel. Doch dann kam ihm direkt eine Frage. ,,Wie kommt es dann, dass du noch so verdammt eng bis?" er will sie nicht auslachen oder weiter darauf eingehen. Ihm ist klar, dass es man sich nicht wünscht seine Freundin hätte sich Mal prostituiert, doch war es bei Lia etwas anderes. Als sie es ihm sagte, hatte er schon viel zu starke Gefühle für sie entwickelt. Er konnte sie auch nicht mehr wegstoßen, denn er hatte gesehen wie schwer das für sie gewesen ist. Natürlich hatte sie auch glückliche Momente in Spanien, nur plagen sie jeden Tag Schuldgefühle. Sie war immerhin schuld, dass Carlos nicht mehr da war. Sie hatte dafür gesorgt, dass jetzt alle nach ganz oben wollten. Sie war der Grund, weshalb alle jetzt so leiden müssen. Diese Last trägt sie trägt sie täglich mit sich herum. Sie hatte beschlossen, die Zeit in Spanien zu nutzen um wieder Ruhe im Dorf zu schaffen. Sie ist die einzige die das noch schaffen kann, denn niemand kennt das Dorf so wie sie. Die ihr Vater und auch nicht die, die schon ihr Leben lang da wohnten. Lia kennt jede Ecke und jeden Winkel, kennt die guten und die schlechten Seiten. Sobald Kyle schläft, wird sie sich an die Arbeit machen. Denn in ihrem Dorf, beginnt das Leben bei Nacht.

✓Touchdown in the heart✓Where stories live. Discover now