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TAEHYUNG

Eigentlich verspürte ich nur bedingt den Drang, mich tatsächlich zu erkundigen, um wen es sich bei der Person handeln würde. Doch auch war mir klar, dass ich es sicherlich bereuen würde, wenn sich meine unschöne Vermutung bewahrheiten und ich davon rennen würde. Deshalb blieb ich stehen und drehte mich um.

Erkennen konnte ich aber die winkende Gestalt von Jaebum, welcher kurz vor mir zum Stehen kam und erst einmal anfing zu schnaufen. War er mir etwa hinterher gerannt, oder weshalb war er gerade so außer Puste?
"Jaebum? Was gibt es?", fragte ich ihn überrascht und zog fragend meine rechte Augenbraue hoch.

"Ich wollte mit dir sprechen und hab dich eben dort laufen gesehen, deshalb bin ich dir hinterher gelaufen", beantwortete er meine Frage und richtete sich wieder auf, sodass wir in etwa auf einer Augenhöhe waren. Ich schmunzelte kurz, doch beschloss anschließend, nicht weiter nachzufragen und ihm zuzuhören.

"Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause, wenn du willst, kannst du mich begleiten und wir reden dort über die Sache, die du mir mitteilen willst", schlug ich ihm dann vor und starrte ihm gespannt in die Augen. Er zuckte nur mit den Schultern und begann zu lächeln, ehe er kopfnickend zustimmte.

"Ich lebe nicht weit von hier, also wird es auch nicht sonderlich lange dauern", erklärte ich ihm, doch er winkte nur lachend ab.
"Ich hab kein Problem damit, lange Strecken hinter mich zu bringen, da ich es sowieso bevorzuge zu laufen", sagte er danach.

Ich musterte ihn irritiert, denn manchmal würde ich echt gerne mit dem Auto fahren oder anderweitig an meine Ziele gelangen, doch es lief immer nur auf's Laufen hinaus. Da ich sowieso nahe der Schule lebte, hielten meine Eltern es nie für notwendig, mich dorthin zu kutschieren.
"Diese Motivation bräuchte ich auch mal", schnaufte ich dann amüsiert.

"Wenn wir Glück haben, arbeiten meine Eltern gerade, also wären wir auch ungestört", spekulierte ich, allerdings war ich mir da nicht so sicher, da mir die Arbeitszeiten meiner Eltern nicht bekannt waren. Doch das würde sich sowieso gleich herausstellen, es wäre auch kein Problem, wenn sie Zuhause wären.

Ich müsste ihnen dann lediglich erklären, wer Jaebum war, denn sie hatten ihn noch nie gesehen und ich wusste auch nicht, ob ich ihn einen Freund oder nicht nennen konnte, da wir zuvor nie in Kontakt standen und unser einziges Gespräch auch nur durch das Einschreiten in eine Mobbing-Attacke resultiert war.

Ich konnte das Haus meiner Eltern bereits sehen, es weckte ein paar Erinnerungen an meine Kindheit, wie ich immer draußen mit Nachbarskindern gespielt hatte und immer die Hoffnung am Ende des Tunnels nach der Schule gesehen hatte, als ich wieder davor stand. Damals war ich aber noch jünger.

"Hier, das ist es", meinte ich zu Jaebum und nickte auf das riesige, grauweiße Haus, welches er mit Staunen betrachtete und aus diesem scheinbar nicht mehr herauskommen wollte. Ich schloss die Tür auf und deutete ihm einzutreten.
Ich folgte ihm in das Innere des Hauses, schlüpfte aus meinen Schuhen heraus und beobachtete ihn dabei, wie er es mir gleich tat.

"Ist jemand Zuhause?", rief ich durch das Haus, doch bekam darauf keine Antwort, weshalb ich mir ziemlich sicher war, dass niemand anderes noch hier war. Deshalb deutete ich Jaebum, dass er mir einfach folgen sollte und folgte dann dem Weg zu meinem Zimmer.

Es war schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal dort gewesen war, doch sobald ich zwischen den Türrahmen zu meinem Zimmer stand, realisierte ich, dass sich dort nichts verändert hatte. Alles war noch beim Alten, vielleicht wurde hier ab und an geputzt, doch alles fand ich an seiner alten Position wieder.

"Möchtest du etwas zu trinken?", fragte ich ihn, doch er verneinte mit einem Kopfschütteln. Darum ließ ich mich auf meinem Bett nieder und wartete darauf, dass er dazu kommen würde und endlich anfing zu reden, denn er wirkte tatsächlich ein wenig bedrückt.

"Alle reden über dich...", fing er leise an zu sprechen und senkte leicht seinen Kopf, ich hingegen weitete leicht meine Augen und runzelte mit der Stirn, da er deshalb sehr traurig wirkte.
"Ich weiß, aber das ist mir egal", antwortete ich darauf und zuckte lediglich lässig mit den Schultern, denn ich wollte ihm nicht noch unnötig ein schlechtes Gewissen einflösen.

"Mir aber nicht! Das ist alles meine Schuld, ich will mich entschuldigen und es wieder gutmachen, doch ich wüsste nicht, wie ich das anstellen soll", kam es jammernd von ihm und ich war tatsächlich ein wenig überrumpelt davon, denn ich hatte nie im Leben damit gerechnet, dass ich mit meiner Aktion so viel auslösen würde.

"Es war aber meine eigene Entscheidung, für dich einzuschreiten. Das ist nicht deine Schuld, niemand kann etwas für seine Sexualität, weißt du?", versuchte ich ihm klar zumachen, denn er trug an der jetzigen Situation kein Stück die Schuld.

"Mich wundert es, dass du so tolerant bist, wenn es um andere Sexualitäten geht", bemerkte er und versuchte offenbar so beiläufig wie möglivh zu klingen, doch ich konnte da noch etwas anderes heraus hören.
"Nicht jeder Mensch ist gleich, es gibt auch Leute, die dich akzeptieren werden", antwortete ich daraufhin.

"Mhm", brummte er und fing offenbar an zu überlegen.
"Und du", fing er dann wieder an und starrte mich regelrecht hat, mit einem wissbegierigen Blick, der mich sehr unsicher machte.
"Wie sieht es mit deiner Sexualität aus, wenn ich fragen darf?"

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darf er?

Our Little Secret メ VkookWhere stories live. Discover now