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TAEHYUNG

Yoongi
Hey Taehyung, ich habe Hoseok das Handy gebracht und er meinte soeben, ein paar interessante Informationen gefunden zu haben

Yoongi
Lass uns an der Schule treffen, damit wir davon berichten können, dann können wir das Handy auch weglegen

Als ich diese Nachrichten auf meinem Display las und eine kurze Antwort eintippte, konnte ich nicht anders als mich ein wenig zu freuen. Viel größer war aber die Neugier, um welche Art von Informationen es sich wohl handeln würde, denn immerhin musste er mir diese offensichtlich sagen und konnte sie nicht einfach schreiben. Dennoch machte ich mich kurz fertig und ging dann auf den Weg zur Schule, die ich heute eigentlich nicht mehr wiedersehen wollte.

Meine Kopfhörer hatte ich in meinen Ohren und wurde auf dem Weg nach dort durch musikalische Unterstützung wieder in eine vollkommen andere Welt der Fantasie gezogen. Ich stellte mir Dinge vor, wie sie nie passieren würden, fühlte mich aufgrund der angenehmen Atmosphäre gar wie in einem Musikvideo.
Na ja, so konnte ich zumindest noch etwas positive Energie tanken, bevor ich mich gleich wieder aufregen würde.

Ich begann mich zu fragen, ob ich diesen Racheakt wirklich durchziehen sollte, denn damit würde ich kaum einem helfen können ㅡ vielleicht war es auch nur eine persönliche Genugtuung, ihn genauso leiden zu sehen, wie wir es getan haben. Aber das würde ich dann entscheiden, wenn ich das Geheimnis kannte, das die beiden mir gleich erzählen würden.

Ein Leben zu zerstören kann nicht gut sein, eigentlich. Ich war so verwirrt darüber, dass ich sogar davon zu träumen begann, meine Ambitionen waren eigentlich noch gut, doch... war das wirklich die Lösung des Problems?
Ein tiefes Seufzen verließ meine Lippen, da erblickte ich schon das Schulgelände und als ich dieses betrat, erkannte ich auch schon zwei Gestalten, die beide beinahe gleich groß waren.

Schnell ging ich auf die beiden zu und hob grüßend die Hand, als wir das erste Mal in Blickkontakt gerieten.
"Da bist du ja", murrte Yoongi dann und blickte mich vorwurfsvoll an, doch ich warf ihm nur einen entschuldigenden Blick zu.
Ich hatte mich doch beeilt, doch der schnellste war ich halt nicht darin.

"Wie auch immer, was habt ihr herausgefunden?", fragte ich an die beiden gerichtet und blickte abwechselnd zwischen den beiden her. Das Gelände um uns herum war wie leer gefegt, kein Schüler würde sich hier rumtreiben und so konnten wir uns auf einer der Bänke niederlassen.
Das Gezwitscher der Vögel drang in mein Gehör und ließ mich kurz lächeln, ehe Hoseok ein Handy auskramte und eilig darauf herumtippte.

"Ließ dir das einfach durch und du wirst Klarheit erlangen." Er drückte mir das Handy in die Hand und ich musterte dieses fragend. Es war eine Art Brief, den irgendjemand wohl verfasst hatte. Ich wusste nicht, von wem dieser Brief war, diese Art zu schreiben sah in meinen Augen sogar wirklich schön, gar ästhetisch aus, doch der Inhalt war schließlich das, was zählte.

'Es tut mir wirklich von Herzen leid, ich wollte das alles nicht und ich wollte nie, dass es jemals so weit kommt. Meine Gefühle haben mich übermannt, dieses einstige Verhältnis hat sich so richtig angefühlt, ich habe mich bei deiner Mutter einfach nicht mehr wohlfühlen können. Ich habe diese Frau geliebt, oh, wie sehr habe ich sie geliebt. Als wir geheiratet haben oder dich bekommen haben, hätten wir glücklicher nicht sein können. Ich war so stolz, dich meinen Sohn nennen zu können und dir beim Aufwachsen zuschauen zu können.

Doch mit der Zeit habe ich tief in mir drinnen etwas entwickelt, womit wohl keiner so spät noch gerechnet hatte. Ich dachte, ich könnte mein Leben mit euch als Familie verbringen, doch dem war nicht so.
Es tut mir leid, doch ich muss doch auch irgendwo auf mein eigenes Glück achten oder nicht? Ein gezwungenes Leben ist nicht das, was ich leben möchte und nicht das, was ich immer angestrebt hatte.

Ich weiß, du wirst mich hassen.

Dass ich auf einmal einen Mann kennenlerne und mich erneut verliebe, ist für mich ein genauso großer Schock, wie für jeden anderen auch.
Ich hoffe nur, dein Groll wird sich in Grenzen halten können und wir werden trotzdem noch in Kontakt stehen.

Falls nicht wünsche ich dir nur das Beste auf deinem Weg, kleiner Mann.

-Dein Vater-

Mit offenem Mund betrachtete ich das Bild auf dem Handy und wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Mein Kopf verarbeitete diese Informationen noch nicht mals richtig und irgendwie verspürte ich etwas, das ich mir bei Sehun niemals erdacht hätte: Mitleid.

Ich hatte Mitleid mit ihm, als ich die geschriebenen Zeilen vor mir las, wie sie in ihrer verschnörkelten Schriftart auf dem Stück Papier standen. Aber ich glaubte auch langsam verstehen zu können, warum er wie handelte und urplötzlich verschwand all dieser Drang nach Rache.
Ich wollte... ihm irgendwie helfen und sagen, dass alles gut wäre.

"Schickst du mir das bitte?", fragte ich dann wispernd an Hoseok gewandt, weshalb er mich anblickte und seine Augenbraue nach oben zog.
"Was hast du damit vor?", erwiderte er dann skeptisch, denn ihm war bewusst, dass man mit dieser Information behutsam umgehen musste. Mir war das ebenso klar, ich hatte nun ein komplett anderes Bild von ihm, sah ihn plötzlich nicht mehr als das Monster, das er sonst immer war.

Natürlich war es moralisch verwerflich, wenn er das Leben anderer Leute zunichte machte und Dinge verbreiteten, die andere zum einen nichts angingen und zum anderen nicht wahrheitsgetreu waren. Dafür war ich sauer, doch ich konnte die Begründung hinter all dem nun verstehen.

"Ich möchte mit ihm reden und ihn mit etwas konfrontieren, alleine", antwortete ich dem Rothaarigen und fasste mir mit den Fingern vorsichtig an mein Kinn.
Mein Blick glitt in den Azurblauen Himmel über uns, die Wolken konnten den Schein der Sonne nicht verdecken und ich fühlte mich, als würde all die Negativität, die sich in den letzten Tagen und Wochen in mir angestaut hatte, davon weichen und aus meinem Körper schwinden.

Vermutlich war ich nicht einmal ich selbst, so ein Mensch war ich nicht.
Ich dachte bloß, dass ein Mensch wie er keine plausiblen Gründe für sein Handeln tat und diese infantile Art von ihm einfach seine Natur wäre. Doch ich hatte mich wohl geirrt und würde gerne mit ihm sprechen, vielleicht konnte man das alles friedlich lösen. Ich war naiv, dessen war ich mir bewusst, doch war das nicht auch menschlich?

"Du möchtest ihm also damit auch offenbaren, dass wir sein Handy geklaut und durchstöbert haben?" Yoongi klang etwas skeptisch und verübeln konnte ich es ihm nicht, doch in seinem Gesichtsausdruck erkannte ich eine Spur von Stolz.
Er war kein Mensch, der sich blind in irgendwelche Streitereien warf und das merkte man ihm auch an, er dachte sich seinen Teil einfach.

Ich zuckte bloß mit den Schultern und zuckte verzweifelt amüsiert, "Keine halben Wahrheiten, würde ich sagen."
Er nickte mit dem Kopf, da er diese Entscheidung offenbar unterstützte und ich war wirklich froh drum, dass wir diesen Schritt gegangen waren.
Nun musste ich doch nur noch irgendwie ein Gespräch eröffnen und mit ihm darüber sprechen, am Besten noch unter vier Augen, denn niemand anders sollte uns dabei lauschen und unterbrechen können. Somit würde das Geheimnis auch sicher bleiben.

"Ich bin stolz auf dich, Taehyung. Das ist wirklich sehr reif von dir und ich bin froh, dass du diese Sache nun so handhaben möchtest", erklang die tiefe Stimme von Yoongi erneut und ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
Dieses erwiderte ich, während Hoseon mir dann das Bild zusendete, damit ich Sehun damit konfrontieren konnte.

Dann würde das wohl morgen geschehen und ich betete, dass damit all diese Streiterein und all der Hass ein Ende finden würde.

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Our Little Secret メ VkookWhere stories live. Discover now