Kapitel 1 - Ertappt

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Samstag, der 03/21/2020, 01:18 AM

Warum hieß es eigentlich Frühling, wenn es trotzdem noch immer so beschissen kalt war?

Ich schob meine Hände so tief wie möglich in meine Taschen und fröstelte in meinem dünnen Hoodie. Leider war es das einzige dunkle Oberteil, das ich besaß und ich verschwamm mit der Nacht wie ein Schatten - zumindest hoffte ich das. Zugegeben, war der Hoodie schon ziemlich ausgewaschen und glich nun eher einem sehr, sehr dunklen Grau, aber wer kaufte sich schon für einen Einbruch neue Klamotten? Es war ja nicht so, dass mein Aussehen irgendeinen Unterschied machte.

Halt es simpel, halt es dunkel, hatte Skipper gesagt, und achte darauf, dass du nirgendwo deinen Namen trägst, zum Teufel nochmal!

Simpel waren alle meine Klamotten, dunkel nur die wenigsten. Aber ich hatte mich an seinen Rat gehalten, denn das hier sollte eine einmalige, kleine, idiotensichere Sache sein.

Ich starrte die Straße hinab. Im gelben, flackernden Licht der Straßenlaternen rührte sich nicht mal eine streunende Katze. Die Fenster der kleinen, schäbigen Vorstadthäuser waren allesamt dunkel und tot wie der wolkenverhangene Himmel über mir. Der Mond leuchtete ab und an zwischen den schnellen ziehenden Wolken hervor.

Dann, wie aus dem Nichts, tauchte ein Auto auf uns sein schnurrender Motor schien zu laut für diese unwirkliche Stille. Der Wagen war auf die Minute pünktlich.

Es war ein dunkler Audi mit verdrecktem Nummernschild, absichtlich. Das Auto hatte vermutlich mehr Geld gekostet, als ich in meinem ganzen Leben verdient hatte. Aber das sollte sich heute ändern.

Tausend gibt's davor, hatte Skipper gesagt, und wenn alles läuft, bekommst du danach das Zehnfache ausgezahlt, zum Teufel nochmal!

Mir war es egal, dass die anderen vermutlich deutlich mehr bekamen als ich. In gewisser, grotesker Weise war es deren Job. Sie waren von Beruf Kriminelle. Der Gedanke daran schmeckte bitter in meiner Kehle.

Der Audi hielt vor mir und durch die getönten Scheiben sah ich nichts. Wie vereinbart öffnete ich die hintere Tür, zwei Kerle glotzten mir entgegen.

"In die Mitte, Beetle", kommandierte die Stimme vom Fahrersitz und ich zwängte mich in das Auto.

Da saß ich nun, mit meinen siebzehn Jahren, wie ein kleines Kind auf einem Drittel des mittleren Sitzes, weil die Männer neben mir mit ihrer breiten Gestalt den Rest einnahmen. Ich war ihnen so ungemütlich nah, dass ich den Geruch nach Zigaretten und Aftershave wahrnahm und drückte mich nervös weiter in die Rückenlehne.

"Das sind Casper und Klein", die Frau auf dem Beifahrersitz drehte sich um und nickte mir zu, während sie mir die Codenamen nannte.

Die Angesprochenen starrten mich bloß an und ich dachte an meinen eigenen Codenamen. Beetle. Wie ein kleiner, halbwüchsiger Käfer.

Der Frau auf dem Beifahrersitz war eine enge Vertrauter von Skipper und nannte sich selbst Ace. Den Fahrer des Wagens kannte ich ebenso wenig wie die reizenden Herren neben mir.

"Du hast alles vorbereitet?", fragte Ace.

Ich nickte und mein Herz schlug ein wenig schneller. Innerlich ging ich nochmal alles durch, denn meine Aufgabe war die wichtigste heute. Ich war dafür zuständig, die Alarmanlage auszuschalten. Heute die perfekte Gelegenheit für einen Einbruch, da die fragliche Familie dieses Wochenende im Urlaub war.

Dementsprechend hatte die kleine Verbrecherorganisation von Skipper unterm Radar nach einer Aushilfskraft gesucht und irgendein entfernter Cousin von mir hatte mich vorgeschlagen. Er wusste, dass ich gut mit Computern umgehen konnte und mich in einer finanziell schweren Situation befand. Deswegen hatte ich eingewilligt und war von Buzzer, dem Spezialisten in dieser Sache, einige Tage trainiert worden. Buzzer selbst war für den Auftrag ungeeignet.

TOUCH (LGBTQ | boyxboy)Where stories live. Discover now