Kapitel 22 - Erwachen

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Sa., 05/09/2020, 02:07 AM

Die nächsten zehn Minuten waren nur noch Fetzen in meinem glücklicherweise intakten Gehirn.

Als das blendende Licht nachgelassen hatte, waren wir nicht mehr zu viert in dem ohnehin schon engen Büro gewesen. Meine Ohren hatten geklingelt von dem lauten Knall, aber meine Kopf saß noch auf meinen Schultern. Ace hatte am Boden gelegen, über ihr ein uniformierter Mann der SWAT-Einheit.

Dougs Schrei hatte die Luft zerrissen, denn Casper oder Klein hatte ihn gepackt, doch auch sie wurden von der Einheit auseinandergetrieben.

Schreie waren durch den Raum gehallt, einer von ihnen war meiner gewesen, als ein Mitglied der SWAT-Einheit meine Schulter gepackt hatte, um mich aus dem Raum in Sicherheit zu führen. Weitere Schreie, weitere Knalle, als ich den dunklen Flur entlanggeführt wurde.

Nur zwei Paar Schritte hallten wieder. Die des Uniformierten und meine.

"Doug!", ich hatte mich umgedreht und nach ihm geschrieen, "DOUG!"

Ich wurde weitergezogen. Strauchelte und fiel beinahe hin, aber der Mann hielt mich und führte mich entschieden mit sich. Ich leistete keine weitere Gegenwehr.

Erst jetzt, als ich mit einer Decke um die Schultern vor einem Rettungswagen saß, begriff ich langsam, was passiert war.

Irgendwer hatte etwas mitbekommen. Irgendwer hatte die Polizei verständigt.

Ich rieb mir meine wundgescheuerten Handgelenke und wischte mir dann die Tränen von den Wangen.

Allerdings entspannte ich mich erst, als mein Blick auf Doug fiel, der mir gegenüber saß. Auch er hatte eine Decke um die Schultern geschlungen, die Sanitäter untersuchten allerdings sein Handgelenk, das angeschwollen war. Ich hatte versichert, dass es mir gut ging. Naja, den Umständen entsprechend. Am liebsten hätte ich mich einfach nur an Doug geklammert und in sein Shirt geweint, aber das war gerade unmöglich. Zu Einen, weil er untersucht wurde, zum Anderen weil seine Eltern nur wenige Schritte von uns entfernt standen und mich kalt betrachteten.

"Die Hunde", sagte Doug nun an seine Eltern gewandt und schien selbst erst langsam aus seiner Starre aufzuwachen, "Ihr müsst einen Tierarzt rufen, sie wurden vergiftet."

"Die blöden Köter interessieren mich nicht", antwortete sein Vater und erntete einen wuterfüllten Blick von mir und der Sanitäterin, die Doug gerade Schmerzmittel reichte.

Doug sah gequält aus: "Bitte. Sie bedeuten mir alles."

Dougs Mutter berühte ihren Gatten am Arm und entfernte sich dann einige Schritte, um wohl das Telefonat mit dem Tierarzt zu führen. Doug entspannte sich sofort, warf mir aber einen wehmütigen Blick zu. Ich wusste, wie es ihm ging. Ich hatte mich so sehr um sein Leben gesorgt, wie er um meins.

Ich konnte noch immer nicht begreifen, wie wir sein Haus wieder lebend verlassen hatten.

"Wir müssen mit ihm zum Röntgen ins Krankenhaus fahren. Wollen Sie ihn begleiten?", wandte sich die Sanitäterin kühl an Dougs Vater.

Dieser wirkte irriert, aber in dem Moment kam seine Frau zurück: "Ich begleite ihn. Der Tierarzt ist informiert, er kommt, sobald es ihm möglich ist."

Doug nickte ergeben.

Ich wollte mich verabschieden, aber da kam ein Sanitäter auf mich zu: "Hast du schon jemanden informiert, um dich abzuholen? Deine Eltern?"

Mein Handy lag noch unter Dougs Bett, also schüttelte ich den Kopf. Der Sanitäter nickte und ging, um ein Handy aufzutreiben.

Und dann waren Doug und seine Mutter plötzlich verschwunden. Ich konnte dem Krankenwagen nur noch hintersehen, als er die Einfahrt entlangfuhr und fühlte mich leer und verloren inmitten der Polizisten. Ich sah, wie Ace und die anderen zu den Polizeiwagen geführt wurden. Eigentlich hätte mich der Anblick mit Triumph füllen sollen, aber das tat er nicht. Skipper war noch immer da draußen.

TOUCH (LGBTQ | boyxboy)Where stories live. Discover now