Kapitel 24 - Neuanfang

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Sa., 05/09/2020, 08:08 PM

Doug war zu spät - wieder einmal. Hatten seine Eltern ihn nicht gehen lassen? Wie wollte er sich überhaupt davonschleichen? Nach den Drohungen seines Vaters bezweifelte ich, dass er seinen Sohn aus den Augen lassen würde.

Aber schließlich kam der Blondschopf um die Ecke, näherte sich mit mir schnellen Schritten und zog mich in aller Öffentlichkeit in seine Arme. Vergessen war die Angst, uns heimlich zu treffen, weil Skipper ihn als Druckmittel benutzen konnte. Lediglich Dougs Eltern stellten noch ein Problem dar, aber das konnten wir lösen. Das würden wir lösen. Allein der Gedanke ließ Glücksgefühle in meinem Magen explodieren.

Wir betraten das Diner so wie vor einigen Wochen bei unserem ersten Treffen, das man wohl als "Date" bezeichnen konnte. Doug wirkte ausgelaugt, aber auch glücklich, mich zu sehen. Die Bedienung teilte uns einen Tisch zu und wir tauschten Grinsen über die Speisekarte hinweg.

"Wie hast du deine Eltern überredet, dass sie dich hierher lassen? Sind sie jetzt nicht komplett paranoid wegen mir?", fragte ich.

"Ganz im Ernst? Ich glaube, wenn du achtzehn Jahre nicht viel über dein Kind nachdenkst, ändert sich das nicht an einem Abend. Außerdem habe ich gesagt, dass ich Will und Till aus der Klinik abhole."

"Wie geht es ihnen?", fragte ich sofort.

Dougs müdes Grinsen wurde breiter: "Gut. Ace hat gelogen. Sie hat ihnen nur ein Mittel zum Schlafen gegeben. Mittlerweile ist alles wieder gut."

"Das freut mich."

"Und mich erst."

Die Kellnerin kam zurück - zum Glück war es nicht Ace - und wir bestellten Bacon-Cheeseburger und Chillie-Fritten. Schließlich griff Doug nach meiner Hand und hielt sie fest. Ich hatte mich so nach seiner Nähe gesehnt, dass ich selbst diese kleine Geste mehr als genoss.

"Letzte Nacht war der Horror. Ich hatte solche Angst um dich. Und die Hunde", meinte er leise.

Ich nickte und wusste gar nicht, wie ich mein Gefühlschaos in Worte fassen sollte. Schließlich sprach ich das an, was mir schon länger auf der Zunge brannte. Schon vor der vergangenen Nacht hatte ich das Gefühl gehabt, dass etwas mit Doug nicht stimmte. Ich hatte mir das Gefühl nie erklären können, aber eine unsichtbare Blase schien ihn stets zu umgeben.

"Aber was war mit dir? Du hast so ... neutral gewirkt. Als sei es dir egal, wenn sie dich töten."

Dougs Hand verkrampfte sich und er senkte den Blick für einen Moment, bevor er mich wieder ansah und entschlossener wirkte als je zuvor: "Das habe ich nie jemandem gesagt, aber um ehrlich zu sein ... Es geht mir seit einiger Zeit nicht gut. Ich dachte erst, es wäre er Schulstress, die Tatsache, dass ich bi bin oder vielleicht ist meine verkorkste Kindheit schuld. Vielleicht auch alles. Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn sie mich letzte Nacht getötet hätten, weil ich das selbst schon ein paar Mal fast getan hätte."

Ich atmete erschrocken ein: "Doug?"

Er zuckte mit den Schultern und lächelte traurig: "Aber seit ich dich kenne, versuche ich, mich zu bessern. Das Leben wieder zu genießen. Ich habe immer auf das College hingearbeitet, weil ich dachte, dann endlich frei zu sein und mein altes Leben hinter mir zu lassen. Deswegen wollte ich nicht von dem Geld meiner Eltern leben, sie sind definitiv ein Teil des Problems. Naja, jetzt ist alles noch schlimmer als zuvor. Mein Vater sieht mich an, als wäre ich eine Missgeburt."

Mein Herz zog sich bei seinen Worten zusammen. Ich hatte geahnt, dass es Doug nicht gut ging, allerdings hätte ich nie vermutet, dass es so schlimm war, dass er über Selbstmord nachdachte. Doch das erklärte seine seltsame Ruhe in der letzten Nacht. Warum sollte man panisch sein, wenn man das Gefühl hatte, nichts verlieren zu können?

TOUCH (LGBTQ | boyxboy)Where stories live. Discover now