Kapitel 7 - Nummer 13

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Montag, 04/06/2020, 01:05 PM

Wann war ich eigentlich ein Verbrecher geworden?

War es der Moment gewesen, in dem ich zum ersten Mal mit Skipper gesprochen hatte? Der Moment, als ich das Fenster zerbrochen und zum ersten Mal das Gesetz gebrochen hatte? Oder der Moment, in dem ich zum ersten Mal ohne Skippers Erpressung eine Straftat begangen hatte?

Tatsache war, dass ich das Unglück in letzter Zeit magisch anzog.

Erst der Einbruch, dann der Drogenschmuggel und zuletzt hatte ich, unwillentlich und doch mit voller Absicht, ein Handy geklaut.

Eben dieses Handy starrte ich nun an. Ich hatte kurz den Sperrbildschirm gemustert, der eine Cheerleaderin unserer Schule zeigte. Sie kam mir nicht bekannt vor. Vermutlich gehörte das Handy ihrem Freund. Danach hatte ich das Handy ausgeschaltet, in der Hoffnung, dass man es nun nicht mehr orten konnte. Eigentlich hätte ich den Akku herausnehmen müssen, aber das ging bei diesem neuen Modell nicht. Und zerstören wollte ich es nicht. Irgendwie musste es einen Weg geben, das Handy heimlich zurückzugeben.

Ich könnte Ray fragen, der mich mittlerweile mit weiteren Nachrichten zugespamt hatte. Ich ignorierte ihn - für den Moment. Denn eigentlich wollte ich ihn nicht noch tiefer in diese ganze Geschichte hineinziehen. Vermutlich hätte ich ihm nie etwas erzählen sollen. Ich hätte auch Doug kein zweites Mal treffen sollen. Aber diese Dinge waren geschehen und ich musste mit ihnen leben und gleichzeitig versuchen, keine weiteren dummen Fehler zu machen.

Ich zog mein eigenes Handy aus meinem Rucksack und starrte es ebenfalls stumm an. Skipper hatte mir befohlen, ihm direkt Bescheid zu geben, wenn alles erledigt war. Nun war schon einige Zeit verstrichen, seitdem ich die Drogen versteckt hatte, deswegen musste ich wohl oder übel endlich bei ihm anrufen.

Ich fand die Nummer seines Wegwerfhandys in meinen zuletzt angerufenen Kontakten und drückte auf die Rufwiederholung. Es dauerte nicht lang, da nahm der verhasste Gangsterboss ab.

"Ja?"

"Ich bin's", erklärte ich überflüssigerweise.

"Sieh an, der kleine Mann lebt noch!"

"In der Tat!", fauchte ich, "Es ist alles erledigt."

"Keine Probleme?"

"Nein, keine Probleme", log ich.

Skipper klang tatsächlich etwas überrascht, vielleicht sogar eine Spur stolz: "Gut, gut. Vielen Dank für deine Kooperation. Wie versprochen werd ich dir deinen Teil überweisen, allerdings fällt er wohl etwas kleiner aus als gedacht."

Ich wollte kein Geld von diesen Verbrechern. Ich brauchte schließlich keines mehr. Aber das wussten sie nicht. Und diese Aussage von Skipper ließ mein Blut aufkochen. Das hatte man davon, wenn man mit Verbrechern Geschäfte machte: Lug und Betrug.

"Skipper ...", setzte ich an, um ihm zu sagen, dass er sich sein Geld sonstwohin stecken konnte, brach dann aber ab.

"Ja?"

"Ruf mich nie mehr an!"

Ich hörte sein leises Lachen, als ich mein Handy senkte und den Anruf beendete. Dann blockierte ich direkt seine Nummer. Zumindest mit diesem Prepaid-Handy sollte er mich nie mehr erreichen konnte. Ich war nicht dumm, ich wusste, dass Skipper immer seine Wege dazu hatte. Und mittlerweile wusste ich auch, dass es nicht ausgeschlossen war, nochmal von ihm zu hören.

Dann lehnte ich mich zurück und atmete durch.

Skipper wollte mir Geld geben, sollte er nur tun. Tatsache war, ich brauchte es doch. Ich konnte meine Schulden bei Doug begleichen. Das wäre eine glatte Lösung für all meine Probleme und um Doug aus weiteren Schwierigkeiten herauszuhalten.

TOUCH (LGBTQ | boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt