Kapitel 14 - Worte

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Di., 04/21/2020, 07:44 AM

Das Rauschen der Dusche weckte mich und ich blinzelte im Dämmerlich. Fast glaubte ich, der gestrige Tag wäre nur ein Traum gewesen, doch ein schwerer Arm lag auf meiner Brust. Ich lag auf dem Rücken und Doug hatte sich an mich gekuschelt. Schlafend wirkte er so friedlich.

Doch ich schreckte hoch, als ich verstand, warum ich aufgewacht war. Meine Mum war wach!

"Doug", zischte ich und schüttelte ihn, "Wach auf."

Fast sofort öffnete er seine Augen und saß senkrecht im Bett. Verwirrt rieb er über sein Gesicht und sah mich an, als könnte er nicht glauben, in meinem Bett aufgewacht zu sein.

"Was?", fragte er verschlafen.

"Meine Mum ist wach. Du musst los! Wenn sie wüsste, dass Besuch hatte trotz Hausarrest, verlasse ich das Haus dieses Jahr nicht mehr."

"Verdammt, Moment", Doug schüttelte sich wie ein nasser Hund, um die Müdigkeit zu vertreiben.

Dann sprang er aus dem Bett, um seine Klamotten einzusammeln. Während er in seine Hose stieg, versuchte ich nicht auf die verräterische Beule in seinen Shorts zu starren. Wie ich so was hasste am Morgen!

Stattdessen räumte ich schnell alle Kissen vom Bett und stopfte die zweite Bettdecke zurück in den Schrank.

"Was ist das?", fragte Doug.

Ich drehte mich um. Er stand an meinem Schreibtisch und war über die Liste gebeugt, die ich gestern geschrieben hatte. Die Liste mit den möglichen Ausgängen meines Lebens. Gefängnis und Tod waren rot umkreist, Verrat, Untertauchen und Selbstmord reihten sich mit ein. Ich riss die Liste an mich und stopfte sie mit in den Papierkorb.

"Nichts. Beeil dich, meine Mum duscht nicht lang."

"Alles in Ordnung bei dir, Barry?"

"Bitte, frag mich das nie wieder", ich drückte ihm sein Shirt in die Hand.

Doug zog es sich über den Kopf und schlüpfte in seine Schuhe. Dann öffnete ich leise meine Zimmertür, das Wasser im Bad rann zum Glück noch. Doug und ich huschten zur Tür und blieben dort stehen. Zum ersten Mal heute sah ich ihn richtig an. Ausnahmsweise wirkte er recht ausgeschlafen, auch wenn ich ihn gerade kaltblütig aus dem Schlaf gerissen hatte.

"Wann können wir uns wiedersehen?", Doug sah mich fragend an.

Ich zuckte hilflos mit den Schultern: "Wenn sich die ganze Situation entspannt hat."

"Also nie?"

"Ich muss gerade Extraschichten übernehmen ... aber Freitag ist meine Mum vielleicht bei meiner Tante. Ich schreibe dir ... irgendwie."

"Ich warte auf deine Nachricht", Doug lächelte und im gleichen Moment verstummte das Rauschen der Dusche.

"Schnell", zischte ich.

Aber Doug nahm sich alle Zeit der Welt, mich nochmal in seine Arme zu ziehen. Und ich genoss die Wärme und seinen Duft, der mich umhüllte, bis er mich wieder losließ. Dann stand er kurz ratlos vor mir und zog mich schließlich nochmal kurz an sich, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben.

"Pass auf dich auf."

"Du auch!", sagte ich leicht gestresst und gestikulierte in Richtung Tür.

Und dann verschwand Doug durch die Haustür und ich sah aus dem Küchenfenster zu, wie er die Einfahrt entlang lief, in sein Auto stieg und davonfuhr.

"Du bist ja schon früh wach", ertönte die Stimme meiner Mutter hinter mir.

Ich drehte mich um und zuckte mit den Schultern. Die Stimmung zwischen uns war etwas ... kühl geworden. Ich wusste, dass sie sauer auf mich war. Gleichzeitig war sie aber auch traurig und ich konnte nicht verhindern, dass jedes Mal Scham in mir aufstieg, wenn ich sie sah. Sie hatte es nicht verdient, dass ich so ein schlechter Sohn war.

TOUCH (LGBTQ | boyxboy)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora