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Erschrocken fuhr Yoongi hoch, als es an die Tür seines Studio geklopft hatte. War er wirklich eingenickt? Die Uhr auf seinem Tisch behauptete dies jedenfalls. „ Herein", forderte der Produzent und starrte auf sein Papier. Nichts geschrieben.... nicht eine Silbe... Nur den Namen von dem Jungen aus dem Park. 

Die Tür ging auf und seine Cousine Akiko kam rein. Akiko arbeitete ebenfalls für Yoongi's Vater, aber als Songwriterin. Außerdem kümmerte sie sich um die Technik in den Aufnahmeräumen. Darüber hinaus stand sie Yoongi immer zur Seite beim Produzieren. „ Na? Auch n' Kaffee?", fragte sie und trat in den Raum. In jeder ihrer Hand hielt sie jeweils einen Kaffeebecher, aus dem Dampf zog. „ Hm~", murrte Yoongi und sah Akiko an. Sie stellte den einen Becher vor Yoongi's Nase und erwiderte den Blick. Sekundenlang sahen sie sich in die Augen, bis Akiko anfing zu lachen. „ Du guckst als hätte dir jemand in den Garten geschissen." Yoongi grinste leicht. „ Ne bin nur müde....", mit den Worten griff er nach dem Heißgetränk und nippte dran. „ Hast du den Rap für Sevenx fertig?", Akiko griff nach den Blättern. „ Da steht ja nichts drauf außer~", sie stoppte, Yoongi wurde rot. „ Park Jimin", las sie gedehnt vor. Dann hob sie den Blick und schmunzelte. „ Dein Lover?" „ Was?... nein nein nein... ich kenne ihn nicht richtig..." „ Das musst du mir jetzt aber erklären", befahl Yoongi's Cousine und griff ebenfalls nach ihrem Kaffee. Yoongi seufzte. Wenn Akiko etwas wissen wollte, hackte sie so lange drauf rum, bis sie eine Antwort hatte. Bisschen anstrengend manchmal, aber erträglich...

Yoongi zögerte in der Hoffnung, dass Akiko nicht nachhaken würde. Tat sie aber. „ Los jetzt erzähl schon."

Ein seufzen entfloh dem Produzent, ehe er anfing zu reden. „ Also das war so...." Während er erzählte, hörte Akiko ruhig zu und funkte nicht dazwischen, was echt unüblich für sie war. Erst als Yoongi fertig gesprochen hatte, fing sie an zu reden. „ Hm~ ich hab kein Psychologie studiert, so wie du....außerdem hab ich ihn nicht gesehen. Ich kann nicht beurteilen, ob du recht hast... ich hab nicht gesehen ob es ihm psychisch schlecht geht, aber wenn du es rausfinden willst, such ihn doch." „ Akiko!", murrte Yoongi. „ Ich kann doch nicht einen fast Fremden suchen, ohne Grund." Akiko kicherte. „ Das kannst du schon... ob du es tust steht auf einem anderen Blatt." Yoongi schüttelte den Kopf. „ Lass deine dummen Ideen... ich muss arbeiten und werde ihn bestimmt nicht suchen!" Akiko stand auf. Yoongi hatte ihr genug Infos gegeben. Immerhin hatte sie den Namen, die Schule und grob das Aussehen. Ohne ein Wort verließ sie den Raum. Yoongi sah ihn unbeeindruckt hinterher. Eingeschnappt war sie öfter... das legte sich meist wieder. Mit einem Ruck schloss Akiko die Tür und drehte sich nochmal um. „ Du wirst ihn nicht suchen... aber ich", kicherte sie der geschlossenen Tür entgegen und lief den Gang herunter.

(....)

Beide Nächte vom Wochenende war Jimin wach gewesen. Aber nicht weil seine Selbstzweifel ihn wachhielten wie sonst.... auch nicht wegen der Blamage vom Vortag, nein! Jimin's Gedanken waren bei Yoongi. Er bekam ihn einfach nicht aus dem Kopf, weil er ihm gut getan hatte. Das simple Gespräch war genügend gewesen, damit der Selbstzweifel schweigt. Noch dazu ärgerte sich Jimin, dass er Yoongi's Angebot nicht angenommen hatte.... zwar wollte er sich nicht auch noch vor ihm blamieren wollen, aber es währe die Chance für Hoseok gewesen, berühmt zu werden. Er hätte es verdient. Hoseok war ein so toller Mensch. Manchmal kam sich Jimin noch schlechter als sonst vor, wenn er neben ihm stand. Aber Jimin sagte nie was, weil er seinem Freund, kein schlechtes Gewissen machen wollte. Der orangehaarige sorgte sich doch schon oft genug um Jimin. All diese Gedanken jagten durch den Kopf des siebzehn jährigen und hinderten ihn am einschlafen.

Am Montagmorgen fühlte es sich an, als hätte Jimin nur drei Minuten geschlafen. In Wahrheit waren es zwei Stunden gewesen. Total übermüdet quälte sich der schwarzhaarige aus dem Bett und tapste in die Küche. Seine Eltern waren wie jeden Morgen bereits auf der Arbeit. Sie fingen früh an und hörten früh auf. Der schwarzhaarige machte das Radio an und lauschte dem Lied, ohne zuordnen zu können welches es war, während er sich verpeilt Cornflakes in eine Schüssel schüttete, Milch aus dem Kühlschrank drüber goss und sich dann auf den Stuhl am Esstisch fallen ließ. 

Jimin war einfach ein Morgenmuffel wie es im Buche steht. Nach seinem Frühstück stellte er seine Schüssel routiniert in die Spüle und setzte seinen Morgenablauf im Bad fort. In dem Raum war sein erster Schritt zur Wage. Immer noch sechzig Kilo. Verdammt! Er hätte die Cornflakes weglassen sollen... aber seine Lust danach war enorm gewesen, nach dem er absichtlich das Abendbrot geschwänzt hatte. Er musste dünner werden... unbedingt. „ Fettsack", zischte sich Jimin im Spiegel an, bevor er sich auszog und unter die Dusche trat.

Nach der Dusche fühlte er sich besser. Zumindest ein klitzekleines bisschen. Nach dem anziehen seiner Kleidung lief er in sein Zimmer und zog sein Handy hervor. Den Kontakt ‚ Hobi 👻' hatte er schnell gefunden. Schon nach dem zweiten klingeln ging er ran. „ Telefonische Seelsorge, mein Name ist Doktor Jung Hoseok... was kann ich für Sie tun?" Jimin grinste. Fast immer hatte Hoseok eine andere dumme Begrüßung auf Lager. Es machte einfach Spaß anzurufen und zu überlegen, wie er sich diesmal melden würde. „ Hey Hobi ich wollte nur sagen, dass du nicht auf mich warten sollst... geh allein zum Bus", sagte der schwarzhaarige. „ Wieso? Bist du krank? Schwänzt du?"

 „ Ne ich fahre mit dem Fahrrad", antwortete Jimin. ‚ Genau... damit du nicht noch fetter wirst', raunte die Stimme. „ Alter... weißt du wie kalt es draußen ist?", fragte Hoseok ungläubig, doch Jimin ging nicht drauf ein. „ Ich muss los, wenn ich pünktlich kommen will". Mit den Worten legte Jimin auf.

Hoseok hatte recht gehabt. Draußen war es kalt. Jimin zitterte auf seinem Fahrrad, fuhr aber unbekümmert weiter. Dabei träumte er ein wenig. Schon seit er klein war, war er schüchtern... jeden hatte es gestört. Nur Hoseok nicht. Mühevoll hatte er sich Jimin's Vertrauen erarbeitet. Der schwarzhaarige war ihm dankbar dafür. Das Leben währe ein bisschen weniger farbenfroh ohne Hoseok. Er half ihm, munterte ihn auf und nahm ihm die Schüchternheit. Zumindest für eine kurze Zeit. Jimin seufzte. Es war alles so kompliziert...

Die Kette surrte leicht, als Jimin über den Asphalt radelte. Ein Windstoß fegte gegen ihn und er erzitterte. Hätte er nicht doch lieber den Bus...~ ‚ Nein! Wer schön sein will muss leiden... wir müssen deinen Speck weg kriegen!', meckerte die Stimme. Jimin trat etwas fester in die Pedale. Stimmt. Er musste dünn werden, das vielleicht mal etwas an ihm schön war. Der schwarzhaarige hob den Kopf und konnte am Horizont bereits seine Schule sehen. Obwohl er sich beeilte, überholten ihn einige Autos. 

Um kurz vor acht sprang er dann schnaufend vom Fahrrad. Sein Brustkorb schmerzte und seine Beine fühlten sich schwer an, aber Jimin ignorierte es und kettete sein Rad an den Fahrradständer. „ Man Jimin... du bist echt mit dem Rad gekommen?" Als der schwarzhaarige die Stimme seines besten Freundes hörte, ging es ihm etwas besser und er drehte sich um. „ Ja? Und guten Morgen, Hobi." „ Öh... ja moin...", erwiderte Hoseok kopfschüttelnd. „ Du machst mich fertig... draußen sind es acht Grad und du radelst zur Schule... man man man...."

Das klingeln der Schulglocke ließ Jimin aufatmen. „ Ich muss los...", sagte er schnell. „ Tschüss", rief Hoseok ihm nach und verschwand mit seiner Klasse. Jimin's Atem hatte sich immer noch nicht ganz reguliert und auch sein Puls raste noch. Mit der Hand hielt er sich an der Wand fest und schloss die Augen. ‚ Das hast du davon wenn du so hässlich bist', kicherte die Stimme. „ Geh... lass mich in Ruhe und geh", flüsterte Jimin. „ Jimin? Alles okay?", sein Lehrer war um die Ecke gebogen und sah mit besorgten Gesicht zu dem schwarzhaarigen. Schnell richtete dieser sich auf und nicke. „ J...ja." 

„ Gut dann komm", zusammen liefen sie zum Klassenzimmer, an dem die Schüler schon warteten. Jimin wartete nie bei ihnen, weil er vor den meisten Mitschüler Angst hatte. Außerdem hackte sein Selbstzweifel immer auf ihm rum, wenn er sah wie perfekt die anderen doch waren... Jimin hielt das nie lange aus. Doch hier auf seinem Sitzplatz in der letzten Reihe, sah er die Schüler nur von hinten und konnte aufatmen. Er hatte jetzt Kunst... und während sein Lehrer vorne nur redete, fing Jimin an zu träumen... 

Beat 🥀🌙 ||Yoonmin||Where stories live. Discover now