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In der Pause begab sich Jimin in die Bibliothek. So sehr er Hoseok mochte, so wenig wollte er ihn jetzt sehen. Einfach nur dasitzen, die Stille genießen und nachdenken... das ging einfach nicht wenn der Wirbelwind von bester Freund dabei war. In der Bibliothek würde er sofort ruhiger. Diese Atmosphäre hier war immer Wahnsinn. Der Geruch von alten Büchern und Holz lag in der Luft und in den alten Regalen stapelten sich alle möglichen Bücher. Jimin griff nach dem nächstbesten Buch und machte es sich in der Sitzecke bequem. Sie passte ebenfalls in die altmodische Stimmung rein, mit den Stühlen und Tischen aus dem letzten Jahrhundert. Das einzigste was neuer war, waren die Sitzsäcke, die hin und wieder mal bei den Tischen standen. Doch Jimin nahm sich immer einen Stuhl. Auch heute ließ er sich aufs alte Holz plumpsen und schlug das Buch auf. Was er las, konnte er nicht feststellen. Die Bustaben tanzten vor seinen Augen, während er nur drauf starrte. 

Hin und wieder liefen Schüler an ihm vorbei, nahmen aber keine Notiz von ihm. Viele zogen sich nämlich in die Bibliothek zurück um heimlich am Handy zu sein oder Hausaufgaben für die nächste Stunde zu machen. Seltsam kam hier einer her, der wirklich was lesen oder lernen wollte. Doch Jimin war es recht. Je weniger Menschen hier waren, desto besser. Er hatte nämlich Angst vor Menschen...

Jimin sah auf die Seiten, die vor seiner Nase lagen und begann sich vorzustellen, selbst ein Autor zu sein. Sich hinzusetzen, einen Stift zu nehmen und Wörter zu Sätzen machen und aus Sätzen eine Geschichte entstehen zu lassen. Sich in Charakter hineinzuversetzen und durch sie zu leben... eine schöne Vorstellung. Und wenn man wirklich gut ist, dann kann man sogar andere mit seinem Glück beglücken... ‚ Schlag dir das aus dem Kopf... du bist nicht gut.... in nichts...' Jimin seufzte. Der Selbstzweifel hatte recht. Das klingeln des Pausengongs hallte durch die Bibliothek. Jimin stand auf, räumte sein Buch weg und ging ohne auch nur einen Satz gelesen zu haben... Auch er nutzte die Bibliothek nicht wirklich zum lesen sondern zum nachdenken.

Zusammen mit den anderen Schülern lief er in Richtung Klassenraum, als er plötzlich nach hinten gezogen wurde. Jimin erschrak und bekam Angst. Würden sie ihm wehtun? Aber als er die Augen aufmachte sah er nur in Hoseok's grinsen. „ Ich hab mich erschrocken", murmelte der schwarzhaarige. Am liebsten hätte er Hoseok angeschnauzt, aber er hatte Angst, dass die anderen vielleicht aufmerksam werden würden. Jimin hasste Aufmerksamkeit von anderen. „ Ich wollte nur sagen, dass ich nicht mit dem selben Bus fahre wie du, weil heute das erste Training mit der Tanz-Ag ist... es sei denn, du willst doch mitmachen und~" „ Nein möchte ich nicht", grätschte Jimin im rein und drehte sich schnell weg.

 „ Ich muss in den Unterricht." „ Jimin!", rief Hoseok ihm noch nach, aber da bog der schwarzhaarige schon um die Tür und verschwand in seinem Klassenraum. Der orangehaarige seufzte und machte sich auf den Weg zu seiner Klasse. Jimin huschte zu seinem Tisch, doch als er sich auf seinen Platz setzte, merkte er sofort, dass nicht wie gewohnt seine Berufs und Wirtschaftslehrerin Mrs Woo hinter dem Pult stand, sondern Mrs Lee. Nach der Begrüßung setzten sich alle und Mrs Lee begann zu erklären. „ Also... wie ein paar von euch gemerkt haben, ist heute Vertretung... im Lehrerkollegium haben wir viele Krankenausfälle. Mrs Woo hat mir keine Sachen zum Arbeiten gegeben, weshalb ich ein paar Fragen an euch hab... wir können sie an der Tafel mal sammeln." Sie stand auf, griff nach der Kreide und begann zu schreiben:

« Was wünscht ihr euch in der Zukunft? »

„ Das ist voll die Kindergartenfrage... so was hat man mich in der Kita mal gefragt", meckerte sofort Chengwoo los. „ Chengwoo... die Frage ist nicht kindisch... sie dient zur Selbstfindung... wenn man sich mal explizit Gedanken macht, was man sich von der Zukunft erträumt." Sofort brach eine enorme Lautstärke aus, weil jeder lautstark seinem Kollegen drei Tische weitersagen musste, was man sich wünschte. Viele Dinge waren Standard... manche auch voll daneben. Jimin saß an seinem Einzeltisch und machte sich seine eigenen Gedanken. „ Gut... was soll ich notieren?.... Sunmin?", Mrs Lee nahm die erste Schülerin dran. „ Ich möchte ins Ausland reisen... Italien... Frankreich und Deutschland", zählte sie auf. Mrs Lee lächelte sanft und schrieb ‚ Reisen' auf. Wenig später standen da noch ‚ Geld', ‚ Erfolg', ‚ Job', ‚ Familie' und andere Sachen, die sich wohl jeder wünschte. „ Okay... und was wollt ihr mal werden?", fragte Mrs Lee weiter. Tänzer schoss es Jimin sofort in den Kopf. ‚ Vergiss es... du hast Angst vor der Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit... du bist untalentiert, kannst nicht tanzen und siehst scheiße aus', zählte der Selbstzweifel auf. Der schwarzhaarige biss sich auf die Lippe. Die Stimme hatte recht... Es würde nie klappen... Sein Traum würde immer ein Traum bleiben weil es so schlecht war... er würde im Büro landen und alle beneiden, die was in ihren Leben erreicht hatten. 

Beat 🥀🌙 ||Yoonmin||Where stories live. Discover now