Kapitel 7

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„Du solltest nicht am Handy sein, während du isst", rief meine Mom mir im Vorbeigehen zu. Sie nahm sich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und drückte mir einen Kuss auf den Kopf, bevor sie zurück in den Flur ging. Ich brummte nur eine unverständliche Antwort und sah konzentriert auf die Nachrichten im Chat. Ich wollte mich heute eigentlich mit meiner Lerngruppe treffen. Auch wenn wollen zu viel gesagt war. Brauchen traf es besser. Nur stritten sich zwei von den Leuten gerade über irgendeinen Scheiß und eine von den anderen musste zu einem Familientreffen.

„Viel Spaß bei der Arbeit", sagte ich abwesend. Die Tür fiel ins Schloss.

Konnten die sich nicht ein bisschen zusammenreißen? Genervt schaltete ich die Gruppe auf lautlos und warf mein Handy auf den Tisch. Na toll, mein Müsli war jetzt pappig. Mit jedem Löffel weichen Müslis verschlechterte sich meine Laune. Ich mochte die Leute nicht mal! Ich war dieser Kack-Lerngruppe nur beigetreten, um nicht unhöflich zu sein.

Jetzt gerade konnte ich aber echt etwas Hilfe gebrauchen. Ich hatte bei den Lesungen, bei denen ich gewesen war nur mäßig aufgepasst und keinen Plan, worum es überhaupt noch ging. Und das bisschen Motivation was sich die letzten Tage angesammelt hatte, wollte ich jetzt nutzen. Heute. Sonst würde es sich wieder in Luft auflösen.

Ich hasste BWL. Wer hatte sich eigentlich gedacht, dass das eine gute Idee sei? Und wieso hatte ich mir gedacht, dass es eine gute Idee sei, dass zu studieren? Und wieso konnten diese Idioten dieses Scheißtreffen nicht zu Stande bringen?! Meine Frustration erreichte ein neues Level. Dass das überhaupt noch möglich war, war ein Wunder.

Mein Handy vibrierte erneut. Hatte ich die Idioten nicht auf lautlos gestellt?! Aggressiv entsperrte ich es und wollte schon Beleidigungen in die Gruppe schicken, als ich sah, dass die Nachricht von Nicholas war. Augenblicklich verpuffte meine Wut.

Ich starrte auf die Worte, als wären sie in einer fremden Sprache geschrieben. Wie geht es dir?

Verwirrt tippte ich eine Antwort. Wieso fragte er völlig aus dem nichts, wie es mir ging?

Wieso fragst du?

*Lachsmiley* wieso so misstrauisch? Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht

Als ob ich ihm ehrlich antworten würde. Es war immerhin nur Smalltalk. Klar. Und dir?

Immer doch. Bin allerdings etwas müde.

Ich fühlte ich mich etwas besser, auch wenn es nur unbedeutender Smalltalk war. Doch etwa nicht, weil wir noch so lange geschrieben haben? *Zwinkersmiley*

Du hast mich in der Tat sehr lange wach gehalten

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Soso, habe ich das?

Gedankenverloren rührte ich mit meinem Löffel durch die zähe Müslipampe, bis Nicholas mir wieder schrieb. Und das, obwohl ich Pflichten habe

Ich ließ den Löffel los. Wichtige Pflichten?

Sehr wichtige. Bin schließlich ein verantwortungsvoller Student

Das überraschte mich. Irgendwie hätte ich von ihm nicht erwartet, dass er studierte. Was bescheuert war, warum sollte er nicht studieren? Und wie kam es, dass wir noch nie drüber geredet hatten? Ich rief mich selbst zur Ordnung. So lange schrieben wir nun auch noch nicht miteinander, dass man über alles geredet haben konnte.

Da ich an mein eigenes Studium erinnert wurde, verschlechterte sich meine Laune wieder. Bleib mir damit bloß vom Hals

Womit?

Never enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt