Kapitel 13

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„Danke, dass du- au", ich hatte die Entfernung zwischen meinem Kopf und dem Autodach falsch eingeschätzt. Ich duckte mich und versuchte erneut einzusteigen.
„mich abholst", beendete ich meinen Satz. Ich ließ mich auf dem Sitz fallen und griff nach der Tür, um sie zu schließen.

Eine Hand schnellte vor und hinderte mich daran. „Vorsicht, dein Bein ist noch draußen."

Nicholas Stimme war echt unglaublich tief. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter und ich konnte mir ein leises Seufzen nicht verkneifen. Was nicht nur an der Stimme lag, sondern hauptsächlich daran, dass Nicholas so dicht war. Also, praktisch auf meinem Schoß. So dicht, dass ich seinen Geruch einatmen konnte. Ich wusste nicht, was Shampoo, was Waschmittel, was Wald und was er war. Er war alles. Und er war nah. Nachdem er mein Bein im Wagen platziert und die Tür geschlossen hatte, griff er nach dem Sicherheitsgurt und schnallte mich sorgfältig an. Mein Bein kribbelte an der Stelle, wo er mich berührt hatte.

„Soll ich dich nach Hause fahren oder willst du mit zu mir?"

War das-? Aber das konnte doch nicht sein, oder?

Nicholas schien auf eine Antwort zu warten, als keine kam, sprach er weiter: „Mein Onkel hat hier in der Nähe eine Hütte, da könnten wir auch übernachten."

„Ist das ein Angebot?" Ich schätzte Nicholas eigentlich nicht als jemanden ein, der Betrunkene mit Hintergedanken zu sich nach Hause einlud, aber seine Worte verwirrten mich.

Nicholas schien ebenfalls verwirrt. „Natürlich ist das ein Angebot, sonst würde ich es ja nicht vorschlagen. Also ich würde nicht riskieren wollen, meinen Eltern so-" er zeigte auf alles an mir „-zu begegnen, egal wie gut ich mich mit ihnen verstehe. Ich würde dich natürlich auch morgen früh zurückfahren."

Oh. Ich wurde rot. Er hatte recht, so wollte ich meiner Mutter tatsächlich nicht begegnen. Sie war entspannt, Ärger würde ich nicht bekommen, aber ich würde mir Sprüche anhören müssen. Noch mehr Sprüche. Ja, es war eine gute Idee, also murmelte ich leise meine Zustimmung.

Ich hoffte wirklich, dass Nicholas nicht rückwirkend verstand, was ich eigentlich mit meiner Frage gemeint hatte. Ich hatte verdrängt, dass ich momentan nicht aussah wie jemand, den man würde abschleppen wollen.

Möglichst unauffällig deckte ich mit meiner Hand meinen Hals ab. Wenn man das irgendwie unauffällig tun konnte. Viel eher war es noch ein Hinweis, der schrie 'hey, sieh mal, ich bin eine Schlampe, die sich mit jedem einlässt'.

Entweder hatte Nicholas es nicht bemerkt, oder er ignorierte es, zumindest sprach er mich nicht drauf an, sondern startete den Wagen. Ich starrte aus dem Fenster, überlegte angestrengt, wie ich die seltsame Stille durchbrechen könnte. Grundsätzlich fühlte ich mich besser, seitdem ich gekotzt hatte, da mein Kopf wieder klarer war und ich mich weniger einsam fühlte, aber mein betrunkenes Ich hätte bestimmt keine Schwierigkeiten gehabt, ein Gespräch aufzubauen.

Es war Nicholas, der die Stille durchbrach: „Ich verurteile dich nicht."

Über welchen Teil genau sprach er, denn da gab es einiges zur Auswahl. Fragend sah ich zu ihm.

Nicholas strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Du wirkst so angespannt, ich dachte, dass es daran liegen könnte, dass du denkst ich verurteile dich?"

Das beantwortete meine unausgesprochene Frage nicht. „Okay?", sagte ich langsam.

„Kann ich irgendwas tun, damit du dich besser fühlst?"

„Sehe ich so mies aus?"

„Was?" Nicholas sah kurz zu mir.

„Sehe ich so mies aus, dass du mich fragen musst, ob du etwas tun kannst, damit ich mich besser fühle?"

Never enoughHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin