Kapitel 19

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Ich hörte, wie Mom die Haustür öffnete. Seitdem ich Zuhause war, lag ich im Bett und starrte an die Wand. Mein Handy befand sich im Wohnzimmer. Ich wollte mit niemanden schreiben. Mir ist zwischendurch so schlecht gewesen, dass ich zweimal ins Bad gegangen war, weil ich dachte, mich übergeben zu müssen. Irgendwie wäre mir das sogar willkommen gewesen. Vielleicht hätte ich mich danach ja besser gefühlt.

Mom kam die Treppe hoch. Ich vergrub mich noch tiefer in meiner Decke und schloss fest meine Augen, in der kindischen Hoffnung, sie würde mich so nicht wahrnehmen.

Sie klopfte an den Türrahmen, bevor sie in mein Zimmer trat. Ich schwieg. Atmete möglichst leise.

Ich fühlte, wie die Matratze neben mir absank. Dann ihre Hand, die sanft über mein Haar strich. Mama fing an zu summen, erst ganz leise, dann lauter, und schließlich sang sie. Sofort fing ich an zu weinen. Sie nahm mich fest in den Arm. Früher, als ich noch ein Kind gewesen bin, hatte sie das Schlaflied immer gesungen, wenn es mir schlecht gegangen war. Erst vor meiner Tür, weil ich sie nicht reingelassen hatte. Bis ich irgendwann aufgehört hatte, meine Zimmertür abzuschließen.

Ich rollte mich in ihrer Umarmung zusammen und schob den Gedanken beiseite, dass ich eigentlich zu alt dafür war.

Nachdem ich aufgehört hatte zu weinen, fragte mich Mama, ob ich darüber reden wollte. Ich schüttelte vehement den Kopf.

„Soll ich dir Nudeln mit Tomatensoße und Würstchen kochen?"

Ein schwaches Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich nickte. Früher hat es fast nichts anderes als Nudeln gegeben, weil Mama richtig mies im Kochen gewesen ist. Ich war froh, dass sie bei mir war. Und, dass ich ihr nicht egal war.

„Warte einfach hier. Ich bringe es dir, sobald es fertig ist."

♪♫♪

„Ist es wegen Nicholas?"

Ich stocherte in meinem restlichen Essen rum.

„Mir ist klar, dass du nicht darüber reden willst. Aber es ist besser, etwas so früh wie möglich wieder gut zu machen, als so lange zu warten, bis es zu spät ist." Mom stellte ihren leeren Teller auf den Nachttisch und drehte sich zu mir.

Ich starrte auf meine Nudeln, als würden sie mir die Lösung für mein Problem liefern können. „Wieso gehst du davon aus, dass ich etwas falsch gemacht habe?!"

„Dir steht das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, also brauchst du mich gar nicht so anzuzicken."

Ich sah böse zu ihr rüber. Sie hob eine Augenbraue. Wir hielten einen Moment lang Blickkontakt, bis ich die Augen verdrehte und meinen Teller ebenfalls wegstellte.

„Okay, ja, ich habe Scheiße gebaut. Zufrieden?"

„Mehr physisch oder psychisch?"

Ich sah sie verwirrt an.

„Hast du ihm aufs T-Shirt gekotzt oder seinen Hund überfahren?"

Obwohl mir eigentlich nicht danach zumute war, musste ich lachen. „Wenn ich seinen Hund überfahren hätte, wäre das aber auch ein physischer Schaden."

Sie schlug mir auf den Arm. „Du elender Klugscheißer. Was ich frage, ist, ob man den Schaden mit einer Waschmaschine kitten kann, oder ob es mehr als das braucht."

Eine Gehirnwäsche könnte funktionieren, sonst sah ich nicht so richtig eine Möglichkeit, das Gesagte wiedergutzumachen.

Ich seufzte und antwortete: „Ne, schon einiges mehr. Ich glaube nicht, dass ich das schaffe."

„Glaubst du es, oder weißt du es?" Unerbittlich sah sie mich an. Sie erlaubte keine Ausreden.

„Es ist wirklich-"

Sie ließ mich nicht zu Wort kommen: „Kompliziert? Das ist es so ziemlich immer, mein Schatz. Du bist nicht der einzige, dem es so geht und du wirst auch nicht der letzte sein, also reiß dich zusammen! Du scheinst Nicholas zu mögen und ich habe den starken Verdacht, dass es ihm genauso geht. Also versuch wenigstens, es wieder geradezubiegen!"

Ich grummelte leise. „Selbst, wenn ich es versuchen würde wollen, was soll ich denn tun? Ich kenne ihn kaum, woher soll ich wissen, was funktionieren könnte?"

„Kennst du denn jemanden, der eine Idee haben könnte?"

Hilflos warf ich die Arme in die Luft. „Wen denn bitte? Es müsste schon jemand sein, der ihn kennt und-"

Ich brach ab. Doch, es gab jemanden, den ich fragen könnte. Aber nein. Nein, dass war keine Option. Es hatte sowieso keinen Zweck.

Mein plötzliches Zögern war Mom natürlich nicht entgangen: „Du kennst also jemanden. Schreib ihn oder sie doch an? Was hast du zu verlieren?"

Zu viel. Also schüttelte ich den Kopf. „Ich kenn niemanden."

Sie seufzte und stand auf. „Na schön. Überleg dir einfach, ob du deine Chance bei Nicholas verspielen willst, nur weil du deinen Stolz nicht runterschlucken kannst."

Genervt sah ich ihr hinterher. Als ob mir das was bringen würde! Und warum sollte ich mich unnötig blamieren, wenn es am Ende aufs Gleiche hinauslaufen würde?

Trotzdem holte ich mein Handy aus dem Wohnzimmer. Vielleicht konnten mich meine Freunde ja auf andere Gedanken bringen.

Wörter: 788
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Betaleserin: TwentyOneFuckNoodles

Soooo, noch ein kurzes Kapitel hinterher, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen 😅
Gebe mein bestes, dass das nächste Kapitel nicht erst eine Ewigkeit später fertig wird.
Bis hoffentlich bald 😊

👆Me trying to reach a deadline while continuing to be lazy as fuck

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So hat sich meine Beta übrigens die eine Szene vorgestellt👌😂

Never enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt