Kapitel 28

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„Hast du mein T-Shirt gesehen?", fragte Nicholas, während er suchend durchs Schlafzimmer ging.

Die Bettdecke raschelte, als ich mich aufsetzte, um ihn dabei zu beobachten und die Aussicht zu genießen. Das einzige, was Nicholas anhatte, waren Boxershorts. Begierig glitt mein Blick über seinen Körper, bis es an dem Tattoo hängen blieb, dass sich um seinen rechten Oberarm wandte und einen Teil seiner Brust bedeckte. Es ist irgendwann einfach dagewesen, Nicholas hatte nie vorher erwähnt, dass er plante, sich ein Tattoo stechen zu lassen. Als ich ihn nach dem Grund gefragt hatte, hatte er mir anvertraut, dass er sich vor Nadeln fürchtete. Er hatte niemanden von seinem Vorhaben erzählt, für den Fall, dass er am Ende doch kniff. Ich war froh, dass er sich überwunden hatte, die schwarzen Linien brachten seine Muskeln perfekt zur Geltung.

Schließlich erbarmte ich mich und sagte: „Im Wohnzimmer."

Nicholas warf mir eine Kusshand zu und verließ das Schlafzimmer. Keine Minute später hörte ich ihn rufen: „Ich finde es nicht."

„Sofalehne", rief ich zurück.

Er kam wieder, jetzt leider nicht mehr nur in Unterwäsche. „Du bist ein Schatz."

„Ich weiß."

Die Matratze senkte sich, als Nicholas sich neben mich setzte. Mit einem Schnauben holte er sich seine Decke von mir zurück, die ich zusätzlich zu meiner um mich gewickelt habe.

Zwei Monate waren wir jetzt zusammen, aber wir haben immer noch nicht miteinander geschlafen. Das waren gleich zwei Rekorde für mich. Das mit der Beziehung freute mich, ich hoffte, noch deutlich länger mit Nicholas zusammen zu sein. So lange keinen Sex zu haben, und dass trotz Beziehung, war schwer für mich. Ich hatte mir schon an mehreren Abenden vorgenommen, Nicholas einfach zu verführen, doch irgendwas kam immer dazwischen. Heute hatte ich mich vorsichtshalber auch wieder vorbereitet, immerhin war morgen Samstag und wir könnten ausschlafen. Aber meine Hoffnungen waren nicht sonderlich groß.

Eben hatte er noch mit Melina telefoniert und als wir Zähne geputzt haben, hatte ihn Mayra angeschrieben. Sie konnte sich nicht auf ihr Spiel konzentrieren, da Lennja sich in ihrem Zimmer eingesperrt hatte und sie und Freya sich jetzt durch die Tür hindurch anbrüllten. Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Lennja sich auch bei Nicholas melden würde. Es war ohne jeden Zweifel rührend, wie wichtig Nicholas seine Familie war. Und unter keinen Umständen wollte ich so egoistisch sein und von ihm verlangen, seine Schwestern zu ignorieren. Aber insgeheim wünschte ich mir schon manchmal, dass sie ihre Probleme untereinander klären würden. Oder zumindest warten würden, bis es nicht mehr nachts war.

So saßen wir jetzt nebeneinander im Bett, und anstatt heißen Sex zu haben, schrieb Nicholas mit mindestens einer seiner Schwestern und ich vertrieb meine Zeit auf social media. Ich konnte mich aber nicht auf die posts konzentrieren, da ich daran denken musste, wie gut es sich anfühlte, Nicholas zu küssen und seine Hände auf mir zu spüren. Es konnte doch nicht angehen, dass unsere Beziehung fortgeschritten genug war, dass er mich mit Brille sehen durfte, wir aber nicht miteinander schliefen! Frustrierend.

Nicholas sah von seinem Handy auf, da er bemerkt hatte, dass ich unruhig auf der Matratze rumrutschte. „Ist alles in Ordnung?"

Der Gedanke an Sex mit Nicholas hatte mich so aufgekratzt, dass ich beschloss, heute doch noch einen Versuch zu starten. Wenn schon keinen Sex-Sex, dann wenigstens einen Handjob oder so. Auch wenn mir das ehrlich gesagt nicht mehr reichte.

Ich beugte mich näher zu Nicholas, strich mit meinen Lippen kaum spürbar über seine Schulter. Anstelle von Stoff würde ich lieber Haut spüren. Also arbeitete ich mich langsam übers Schlüsselbein bis zum Hals vor. Ich stütze mich mit meinem Arm auf einem seiner Beine ab. An der weichen Stelle, wo Schulter in Hals überging, fing ich an zu saugen. Nicholas' Atem beschleunigte sich. Entschlossen rutschte ich auf seinen Schoß, nahm ihm sein Handy aus der Hand und legte es auf den Nachttisch. Meine Arme schlangen sich um Nicholas' Hals und meine Lippen wanderten hoch zu seinem Mund. Als erstes küsste ich die kleine Sommersprosse, bevor ich anfing, Nicholas mit langsamen und langen Küssen gefügig zu machen. Ich wünschte nur, dass ich meine Kontaktlinsen noch drinnen gelassen hätte, dann wäre meine Clark Kent Brille jetzt nicht im Weg. Aber ohne sie würde ich Nicholas nicht sehen können. Bevor ich mich entscheiden konnte, ob ich sie abnahm oder nicht, riss mich Nicholas' Stöhnen aus den Gedanken.

Never enoughWhere stories live. Discover now