Kapitel 14 (Nicholas' Sicht)

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(Für die, die nicht nochmal zurückblättern wollen: Nicholas hat Noah von der Party abgeholt und ist mit ihm zu der Hütte seines Onkels gefahren. Dort angekommen hat Nicholas Noah auf die Wunde an seiner Hand und die Knutschflecken angesprochen. Noah ist ausgewichen und aus dem Auto gestiegen.

Ende Kapitel 13 Noahs Sicht:

Ich nahm meine Hand aus seiner. „Ist nichts weiter passiert, ich werde ihn nie wieder sehen, also gibt es keinen Grund, darüber zu reden. Lass uns reingehen."

Ich stieg aus, Nicholas Hand löste sich von meinem Hals. Er hielt mich nicht auf. Aber ich hatte das ungute Gefühl, dass das Thema für ihn noch nicht abgeschlossen war.)

Kaum hatte ich Noah gefragt, was passiert war, floh er aus dem Auto und schlug die Tür geräuschvoll zu. Es war offensichtlich, dass er über das, was heute geschehen war, nicht reden wollte. Aber es war ungesund, alles in sich reinzufressen, das wusste ich nur zu gut. Bevor ich Noah erneut nach Details fragen würde, sollte ich trotzdem erstmal dafür sorgen, dass er etwas Frisches anzog und seine Wunde versorgt wurde. Der Schnitt hatte nicht besonders tief ausgesehen, aber bevor ich sie nicht gereinigt hatte, konnte ich nichts mit Sicherheit sagen. Ich gab mir einen Ruck und stieg ebenfalls aus.

Die Arme um sich geschlungen wartete Noah vor der Tür und trat von einem Fuß auf den anderen. Er brauchte dringend eine Decke und eine Tasse Tee. Als sich die Hüttentür mit einem Knarren öffnete, wurde mir bewusst, wie die Umgebung hier wirkte. Vor allem im Dunkeln. Um dem Ganzen den Gruselfaktor zu nehmen und in der Hoffnung, Noah zum Lachen zu bringen, sagte ich: „Keine Sorge, ich habe nicht vor, dich umzubringen. Die Hütte meines Onkels ist nur näher gewesen als meine Wohnung." Das stimmte sogar, zumindest um zwei Minuten oder so. In erster Linie hatte ich mich noch nicht dazu bringen können, aufzuräumen und ich wollte nicht, dass Noah das Chaos sah.

Meine Bemerkung brachte Noah nicht mal zum Lächeln, er nickte nur abwesend. Unangenehm. Um mich zu beschäftigen, suchte ich nach ein paar Decken, sobald ich meine Schuhe ausgezogen hatte. Und etwas neues zum Anziehen für Noah. Wenn ich nichts fand, würde ich ihm das Hemd geben, dass ich über meinem T-Shirt trug. Allerdings hatte ich mir vorhin nicht die Zeit genommen, etwas Frisches zu suchen und einfach etwas vom Boden aufgehoben. Und jetzt im Licht konnte ich sehen, dass das Hemd aus gutem Grund auf dem Boden gelegen hatte.

Da ich eh schon im Schlafzimmer war, bezog ich auch gleich das Bett neu. Die Sachen, die ich letztes Mal hier gelassen hatte waren unangetastet. Das war aber auch kein Wunder, Thorsten würde sich wohl kaum die Mühe machen und Bettwäsche wechseln. Wenn er überhaupt hier gewesen war in letzter Zeit. Zum Glück für meine Schwestern und mich hasste seine Frau diese Hütte und sie kamen nur sehr selten her. Was bedeutete, dass wir kommen und gehen konnten wie es uns beliebte. Ich schüttelte zwei Wolldecken aus und kramte ein altes T-Shirt von mir aus dem Schrank. Man roch zwar, dass es hier schon monatelang lag, aber es war das Beste, was ich gerade auftreiben konnte. Und besser als Noahs fleckiges T-Shirt und mein Hemd war es allemal. Zum Schluss holte ich noch eine eingepackte Zahnbürste aus dem Bad, bevor ich die Sachen alle zu Noah brachte. Er saß wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa und hielt seine Beine umklammert. Mein Herz zog sich zusammen. Ich würde ihn gerne in den Arm nehmen, aber ich glaubte nicht, dass wir uns dafür schon nah genug standen.

Ich legte die Sachen bei Noah ab und ging mit ihm ins Bad, um seine Hand zu verbinden. Es war schon klein, wenn man alleine drinnen stand. Zu zweit passten wir kaum rein. Noah putzte sich die Zähne und ich untersuchte seine Verletzung. Jetzt, wo ich richtiges Licht hatte, sah sie doch etwas tiefer aus als gedacht. Aber nicht so schlimm, dass sie genäht werden musste, ein Verband sollte reichen. Eine Narbe würde vermutlich nicht zurückbleiben und wenn, dann wäre sie kaum sichtbar. Das würde Noah bestimmt freuen. Meine Lippen pressten sich zusammen. Die rote Watte warf ich in den kleinen Mülleimer neben mir, dann nahm ich mir neue und machte sie nass, bevor ich den Schnitt weiter saubertupfte. Ich sollte mich nicht ablenken lassen, sonst tat ich ihm noch aus Versehen weh.

Never enoughWhere stories live. Discover now