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"Mr. Black?", die Krankenschwester von vorhin kommt wieder in das Zimmer von mir und Alison. Verschlafen setze ich mich auf dem Stuhl, welchen ich ans Bett geholt habe, wieder auf und sehe sie an, lasse Alisons Hand jedoch nicht los. "Es tut mir leid, aber sie müssten leider über Nacht die Einrichtung verlassen. Die Besuchszeiten waren schon zuende, als sie angekommen sind, aber wir wollten ihnen nicht ihre Frau verweigern", erklärt sie mir. Ich nicke schwer, denn mir ist schon aufgefallen, dass sie mich nach der offiziellen Besuchszeit noch zu ihr gelassen haben. "Ihr Sohn wird sie auch vermissen Mr. Black. Er braucht sie jetzt ganz besonders", fügt sie noch hinzu und hält mir ihre Hand hin.

Langsam stehe ich auf und sehe zu Alison, bevor ich mich vorsichtig zu ihr beuge und einen Kuss auf ihrer Stirn platziere. "Bis morgen Baby. Ich liebe dich", flüstere ich und kneife die Augen zusammen, um die Tränen zu unterdrücken. Ich fühle mich schwach. Kaum hat es Alison erwischt, erwischt es auch mich, so als würde man mir mit ihr meine Kraft rauben.

Mit langsamen schweren Schritten verlasse ich das Zimmer gemeinsam mit der Krankenschwester und sie nimmt mir die Schutzkleidung ab, bevor sie mich durch den Flur begleitet. "Sie ist bei uns in guten Händen Mr. Black", versichert sie mir noch und öffnet daraufhin die elektronische Türe, die ins Treppenhaus führt. Ich weiß, dass meine Frau von den besten anwesenden Ärzten betreut wird und dennoch will ich sie nicht allein lassen. Vielleicht ist es auch egoistisch, denn ich habe Angst über Nacht mit all dem Schmerz allein zu sein und nicht stark genug zu sein. Stark genug für Benni.

Ohne etwas zu sagen, verlasse ich die Intensivstation und gehe zu Sarah und Zayn, die auf mich gewartet haben, obwohl ich kein Wort mehr mit ihnen gesprochen habe, seit wir angekommen sind. Beide sehen fertig aus und haben gerötete Augen, welche von tiefen Rändern umzogen sind.
"Wir haben mit der Krankenschwester gesprochen. Sie ist nur für Jacob und Alison da. Beide haben ein Polytrauma und kämpfen...", teilt Zayn mir mit. Sarah starrt währenddessen stumm und weinend in Richtung der Türe zur Station, beteiligt sich jedoch nicht an unserer Konversation. Ich nicke knappe und atme tief durch. Kurz reibe ich meine Augen, ehe ich ein paar Mal blinzle und Zayn wieder ansehe. "Wo sind James und Maria?"
"Mit Benni nachhause gefahren", antwortet er.
"Dann fahren wir auch. Ich möchte zu ihm."

Gemeinsam verlassen wir das Krankenhaus und laufen zurück zum Auto, um zu Alisons Elternhaus zu fahren.
Dort haben ihre Eltern bereits für Sarah und Zayn das Gästezimmer, und für mich Alisons altes Zimmer, vorbereitet. Benni selbst schläft immoment in einem Kinderbett im Wohnzimmer, damit er nicht allein ist.Erleichtert atme ich bei Bennis Anblick aus und sehe dann zu James und Maria. Beiden sieht man an, wie fertig sie sind und auch mir muss man es ziemlich deutlich ansehen, wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass Maria mich so mustert.

James hingegen sitzt auf dem Sofa und scheint mich nichteinmal wahr zu nehmen. Er hat sich mit den Armen auf seinen Oberschenkeln abgestützt und sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Sein ganzer Körper bebt und immerwieder hört man ihn schluchzen. Ich kann es ihm nicht verübeln, denn beide seiner Kinder wären fast gestorben, doch auch mir geht es so und ich kann absolut nichts tun, um ihn zu trösten. Da bin ich mir sicher. Denn jeden einzelnen Hoffnungsvoll gemeinten Satz, welcher gesagt werden kann, würde mich so derart frustrieren, dass ich denjenigen, der sie sagt, hassen würde.

Zayn und Sarah setzen sich ebenfalls auf das Sofa und während Sarah ihren Onkel an sich zieht, um ihren Schmerz mit ihn teilen zu können, mustert auch Zayn mich.
Sein Blick geht mir durch Mark und Bein und es kostet mich einiges an Kraft nicht ebenso wie James und Sarah in Tränen auszubrechen, oder eher gesagt, vollkommen zusammen zu brechen. Denn das ist es, was mein Körper gerade am liebsten tun würde.
Der Leere nachgeben und zusammenbrechen.

Unsere Ewigkeit Für ImmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt