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Sophias Sicht

Aufstöhnend lehne ich meinen Kopf an das kalte Metall, welches sich um mich herum befindet und der einzige Ort ist, an dem ich mich seit meiner Ankunft befinde. Wenn ich aus Zufall nicht mitbekommen hätte, dass mittlerweile schon zwei Wochen vergangen sind, hätte ich anhand der fehlenden Informationsquellen wie einer Uhr - oder dem Sonnenlicht - nicht wissen können wie viel Zeit tatsächlich schon vergangen ist.
Vierzehn Tage, an denen niemand etwas von mir gehört hat, obwohl ich versprochen habe mich zu melden. Jason wird fuchsteufelswild sein.

Es sollte sich tatsächlich als schwieriger herausstellen an jegliche Informationen über den Delari Clan zu gelangen wie erhofft, da wir Frauen die meiste Zeit allein gelassen werden. Nur gelegentlich verschlägt es eine der Wachen zu uns um zu kontrollieren ob wir Frauen uns nicht selbstständig das Leben genommen haben, ehe sie mit ihren Waffen absichtlich gegen die Gitter schlagen und die Frauen in Angst und Schrecken versetzen. Die weitere Ausnahme ist das Essen, welches einmal am Tag gebracht wird, sowie eine Flasche Wasser. Wobei selbst dieser Teller in meinen Augen nicht als Essen zu identifizieren ist; es gleicht eher einer schleimigen Masse, die gerade so viel Nährstoffe enthält, dass diese Mia unsere Gesundheit gewährleisten kann.

Dennoch kann ich es ihnen nicht verübeln, dass sie so wenig Zeit wie nur möglich in dieser Halle verbringen wollen, in der es nach Elend und allen möglichen Fäkalien riecht. Wenn ich mich so umsehe glaube ich kaum, dass auch nur eine von diesen Frauen gesund, geschweige denn psychisch stabil, aus dieser Halle rauskommen wird. Auch mein Magen blieb bei den immer intensiver werdenden Gerüchen nicht verschont, deren Konzentration irgendwann so unerträglich geworden sind, dass ich mich so gut wie möglich zwischen die Gitter gelehnt und meinen Mageninhalt auf dem Boden entleert habe. Ich kann mich an keinen Moment in meinem Leben erinnern, in dem es mir so hundsmiserabel ging, und das fehlende Blut in meinem Organismus trägt seinen Teil dazu.

Meine Finger streichen durch mein fettiges Haar, was mich innerlich nach einer Dusche schreien lässt. Dabei halten sie an dem kleinen Stein, welcher sich in diesem verbirgt und den fehlenden Schmuck an meinem Handgelenk ersetzt. Dass ich hier der Sonne nicht ausgesetzt sein würde konnten wir nicht ahnen, daher hat Alison diesen so verzaubert, dass ich auch ohne mein Armband vor dem Sonnenlicht geschützt bin. Jetzt verstehe ich wie Vincenco sich gefühlt haben muss, bevor Jason mir die Ringe für ihn, Anna und Matteo schickte und er das erste Mal nach seiner Verwandlung wieder ins Sonnenlicht gehen konnte ohne zu verbrennen ... Ich vermisse die Sonne. Und ihn.

Ich sehe auf meine Hände, welche völlig nackt sind und sich ungewohnt leicht fühlen. Ich bin es nicht gewohnt meine Ringe nicht an meinen Fingern zu tragen, sie sind wie ein Teil meines Körpers geworden. Sie gehören einfach zu mir. Und nur meinem Teint ist es zu verdanken, dass sich keine verräterischen Abzeichnungen an ihnen befinden und meine Tarnung auffliegen lassen könnten. Eine illegale Einwanderin ist nicht verheiratet. Und trägt erst recht keinen Schmuck in solch einem hohen Wert.

Die letzten zwei Wochen können nicht schnell genug vergehen, damit ich endlich meinen Schmuck wieder zurückerlange, eine ausgiebige und lange Dusche nehmen werde und mich dann in die Arme des Mannes kuschle, der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wie ein Wachhund auf sein Telefon starrt, in der Erwartung meines Anrufs. Und auch wenn es die erste Zeit gar unmöglich erschien, dass ich auch nur den geringsten Anhaltspunkt dieser Organisation herausfinde, hat sich dies in den letzten Tagen stark gewendet.

Meine Vermutung, dass wir uns außerhalb von San Francisco befinden, hat sich bewahrheitet, da der Name der Fabrik in einem ihrer Gespräche erwähnt wurde. Der Name ist selbst mir bekannt, da es vor wenigen Jahren ein riesen Skandal um Johnson's Technology gab und es nicht lange dauerte, bis ihre Produktionslager still gelegt wurden. Es ist erstaunlich, über was Menschen anfangen zu sprechen, wenn sie davon ausgehen, dass sie nicht gehört werden könnten und genau dieses schlampige Denken hat mir binnen weniger Tage genügend geliefert, dass ich nur noch in den Besitz eines ihrer Telefone kommen muss.

Unsere Ewigkeit Für ImmerWhere stories live. Discover now