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Sophias Sicht

Die gesamte Fahrt, von der ich vermute, dass sie eine bis zwei Stunden gedauert hat, habe ich mitbekommen. Als ich spüre, wie der Wagen hält schließe ich augenblicklich meine Augen. Hin und wieder, wenn ich mir sicher sein konnte, dass die beiden Männer völlig auf sich oder die Straße konzentriert sind, habe ich einen kurzen Blick gewagt und habe das kleine GPS-Gerät gemustert, mit dem sie offenbar zu ihrem Versteck fahren. Es war nicht anders zu erwarten, dass sich ihr Aufenthaltsort außerhalb von San Francisco befinden würde, was ich auch an dem plötzlichen Untergrundwechsel gespürt habe, der deutlich unebener wurde.

Als der Motor verstummt lausche ich wie die Männer aus dem Wagen steigen und sich kurz darauf die Tür links von mir öffnet. Nicht zu fest, aber auch nicht mit Samthandschuhen, wird mein Körper aus dem Auto gezogen und wie zuvor werde ich im Braut-Stil getragen. Der Geruch beweist mir, dass es erneut Broyce ist, in dessen Armen ich liege und der mich anscheinend zu unserem Ziel trägt. Da die Männer sich nur über die neuen Mädchen unterhalten versuche ich den Geräuschen meiner Umgebung zu lauschen, kann jedoch nichts vernehmen, was mir einen Hinweis darauf gibt, wo wir uns befinden.

Erst, nachdem insgesamt drei Metalltüren geöffnet wurden, werde ich auf einer harten Matratze abgelegt. Ich muss mich zusammenreißen mich den Berührungen nicht zu entziehen, da es mich sonst verraten würde. Dennoch höre ich sein leises "Zu schade aber auch", bevor sich seine Fußschritte von mir wegbewegen und kurz darauf die Tür ins Schloss fällt. Ich warte einen Moment, bis ich sicher sein kann, dass ich nicht gehört werde, und öffne dann meine Augen. Da ich mir sicher bin, dass es nicht lange dauern wird, bis mindestens einer von ihnen zurückkommen wird, sehe ich mich in meinem Zimmer um und muss schlucken. Der Geruch gibt schon vieles preis, doch meine Augen bezeugen, dass schon viele Frauen hier festgehalten wurden.

Kratzspuren an den Wänden.

Blut auf dem Fußboden.

Der vermischte Geruch von Urin und Erbrochenem.

Ich wage nicht mir auszumalen, was sie den Frauen, die sich ihnen widersetzt haben, angetan haben und merke, dass ich keinen einzigen von ihnen unterschätzen sollte. Vampir hin oder her.

Das Bett, auf welchem ich mich befinde, besteht  aus einer sehr abgenutzten Matratze, die sich auf einem klapprigwn Metallgestell befindet. Außer diesem, einem Eimer in einer der Ecken und einem schäbigen Kleiderschrank, der auch schon bessere Tage gesehen hat, befindet sich nichts weiter hier. Nicht mal ein Fenster.

Ich kann nicht sagen wie viel Zeit vergeht, bis ich hören kann wie sich zwei Personen meinem Zimmer nähern. Wie ein verängstigtes Mädchen setze ich mich auf das Bett, die Beine an meinen Körper gezogen, und lasse die Tür nicht aus den Augen, als sie sich öffnet und Broyce zusammen mit einem anderen Mann den Raum betritt. Während der eine seinen Blick nicht von mir lassen kann scheint der andere nur angewidert zu sein und zerrt mich an meinem Arm, der durch die Injektion sowieso noch etwas schmerzt, zu Boden.
Sein Blick, mit dem er mich belegt, ist eisig und berechnend zugleich und ich weiß nicht, ob ich seine Anwesenheit erleichternd finden soll, im Gegensatz zu der von Broyce, oder nicht.

"Du hast eine gute Wahl getroffen. Sie wird dem Boss sehr viel einbringen. Vorausgesetzt, sie ist so unschuldig, wie sie tut."

Er entlässt mich ruckartig aus seinem Griff und nickt ihm zu, ehe er den Raum verlässt, ohne aber die Tür zu schließen. Broyce kommt mit einem ekelhaften Grinsen auf mich zu und zerrt mich an meinem Haar hoch, visiert wie sein Vorgänger die Tür, durch die wir nun ebenfalls gehen. Es frustriert mich, dass er auf dem ganzen Weg kein Sterbenswort von sich gibt und wenn alle anderen Mitglieder genauso agieren fürchte ich, dass ich mit weniger Informationen wie gedacht hier rauskommen werde. In einem riesigen Raum bleiben wir letztendlich stehen. Mehrere bewaffnete Männer, deren Hände stets auf mindestens einer ihrer Waffen liegen, sind hier versammelt und starren unentwegt zu mir. Schluckend lasse ich mich in ihre Mitte ziehen, wo ich auf den dreckigen Boden gestoßen werde.

Unsere Ewigkeit Für ImmerWhere stories live. Discover now