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16. Juni

Seufzend lehne ich mich in meinem Sessel zurück und schiebe das dicke alte Buch von mir. Seit über zwei Wochen versuche ich Ellies Körper testweise zum Leben zu erwecken, jedoch fehlt immer noch eine einzige Sache, um endlich heraus zu finden, wie ich einem Vampir eine Schwangerschaft ermöglichen kann. Aber was zum Teufel fehlt noch?
Ich weiss bereits, dass es neben meiner Magie eine grosse Machtquelle, wie den Vollmond, mein Blut und das Blut des jenigen, auf den der Zauber angewendet werden soll, braucht. Nur fehlt dieses eine entscheidende Puzzlestück noch, um endlich zum Ziel zu gelangen.
Die Albträume von der Hexe Victoria, welche mich nun fast jede Nacht aus dem Schlaf reißen, machen das ganze auch nicht einfacher. Müde lehne ich meinen Kopf an die Lehne des Sessels und schließe die Augen in der Hoffnung ein wenig Kraft daraus zu schöpfen.
Von Dajana weiss ich mittlerweile, dass es sich bei diesen Albträumen um die Geschichte meiner Vorfahren handelt und ein Fluch über uns liegt. Jeder der die Magie unserer Blutlinie nutzt, ist gezwungen, mit diesen Träumen zu leben, ob er will oder nicht. Denn das Ziel meiner Vorfahrin war es nicht in Vergessenheit zu geraten.

Ein plötzliches Surren lässt mich die Augen öffnen und irritiert sehe ich mich, auf der Suche nach der Herkunft dieses Geräusches, um. An meinem Handydisplay, welches mir entgegen leuchtet stoppt mein Blick schliesslich und rasch lese ich den Namen des Anrufers, ehe ich ran gehe.
"Luca", begrüsse ich meinen Kindheitsfreund und muss lächeln. "Hey Ally, alles in Ordnung bei dir?", fragt er und irgendwie wird mir mulmig zu Mute. Auch, wenn seine Stimme ganz normal klingt, fühlt es sich so an, als hätte es einen ganz anderen Grund für seinen Anruf, als er mir gerade versucht weiß zu machen. Ich runzle die Stirn. "Ja. Bei mir ist alles in Ordnung, aber ist bei dir auch alles gut? Ich hab so das Gefühl, irgendwas stimmt nicht."
Luca druckst ein wenig herum, bevor er schliesslich lange und vorallem hörbar ausatmet, ehe er seufzt. "Einer meiner Besten Freunde... er und seine Freundin sind ums Leben gekommen. Ihr kleiner Sohn, mein Patenkind, hat überlebt... Lara und ich sind vollkommen überfordert mit der ganzen Situation", schildert er und es fühlt sich an, als würde mein Herz stehen bleiben.
"Scheiße", ist das einzige, was ich über meine Lippen bringe, ehe ich schlucke. "Was ist passiert?", frage ich vorsichtig nach und Luca seufzt. "Eine Kneipenschlägerei. Sie wollte ihn abholen und ist dann mit reingeraten. Einer der Beteiligten hat ein Messer gezückt und ist auf die beiden los gegangen... als der Notarzt angekommen ist, war es schon zu spät. Beide sind verblutet." Er schnieft und ich merke, wie er beginnt zu weinen. "Shhht Luca. Schon gut, wirklich", versuche ich ihn zu beruhigen. "Brauchst du bei irgendwas Hilfe? Wenn du das möchtest komme ich dich die Tage besuchen. Ich bin derzeit nur nicht in San Francisco."
Wieder seufzt er. "Nein, wir sind auch nicht in San Francisco. Landon, mein Patenkind und das Rudel brauchen uns gerade. Ich bin mir sicher, dass du das nachvollziehen kann. Ich habe eigentlich angerufen, um dir mitzuteilen, dass ich dementsprechend vorerst nicht zur Verfügung stehe. Nur Tyler und die anderen..."
"Natürlich Luca. Das ist kein Problem. Nehm dir bitte so viel Zeit wie du brauchst. Du und deine Schwester müssen jetzt ganz besonders für den kleinen da sein." Ich setze mich etwas aufrechter hin und schliesse kurz die Augen um durchzuatmen. Mit so einer Nachricht hätte ich heute sicherlich nicht gerechnet. "Danke Alison. Ich kann verstehen, wenn das heisst, dass ich vorerst nicht mehr bezahlt werde, wirklich..." Warte was? Ich schüttle energisch den Kopf, bis mir bewusst wird, dass er es nicht sehen kann. "Natürlich bezahle ich dich noch Luca. Wir sind Freunde und gerade jetzt, wo du dich um einen kleinen Jungen kümmern musst, verweigere ich dir sicherlich nicht das Geld."

Hörbar erleichtert atmet er aus. "Ich bin dir so dankbar Ally. Für alles", flüstert er und ein kleines trauriges Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit. Dies hört sich irgendwie wie ein Abschied an, auch wenn es das nicht sein soll.
"Ich weiss. Pass auf dich auf Luca und meld dich wenn du was brauchst", sage ich und füge eine kurzes "Hab dich lieb" hinzu. "Ich dich auch, Ally", antwortet er mir lediglich, ehe das Zeichen erklingt, welches mir zeigt, dass er aufgelegt hat.

Unsere Ewigkeit Für ImmerWhere stories live. Discover now