Kapitel 40

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Hi an alle!

Ich weiß mit Gewissheit, dass heute ein lieber Leser von mir Geburtstag hat und er dieses Kapitel auch lesen wird, deshalb habe ich mir gedacht, ihm dieses Kapitel zu widmen – danke D., dass du immer an meine Geschichten und mich glaubst. Habe einen wunderschönen Tag! :) Ich wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen!

Das Jahr war gerade einmal zwei Tage alt, doch schon jetzt lief es ganz und gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. »Vanessa, ruhig. Ich verstehe kein Wort«, sagte ich und hoffte, dass ich mich nur verhört hatte. Dass das ein schlechter Witz war. Doch ich wusste, dass sie genau das gesagt hatte, es so meinte und ich es einfach noch nicht realisieren konnte. Ihr Schluchzen war so herzzerreißend, dass auch ich die Tränen unterdrücken musste. »Vanessa«, hauchte ich. »Sie ist tot.« Ich verharrte in meiner Position und konnte mich nicht regen. Ich konnte es nicht fassen. Mein Herz pochte so laut, dass es die ganze Straße hören musste. Mir wurde ganz schwindelig. Stumm liefen Tränen über mein Gesicht und mir fehlten die Worte. Sie log mich nicht an, denn darüber würde sie niemals scherzen. Ich flüsterte krächzend: »Es tut mir so leid.«

Und das tat es wirklich. Es tat mir im Herzen weh. Die Frau, die ich liebte, litt. Ich fühlte mich ohnmächtig, weil ich das Gefühl hatte, nichts tun zu können. »Können wir uns sehen?«, wollte sie wissen und ihre Stimme hörte sich fremd an. »Ja, natürlich. Jederzeit.« Mein gesamter Oberkörper tat weh. »Kannst du dann bitte die Tür öffnen? In fünf Minuten?« Ich konnte nur noch ein knappes »Ja« erwidern, dann hatte sie aufgelegt. Ich fühlte mich ganz benommen. Sie hatte mir gerade gesagt, dass Irmgard tot war. Ich konnte es nicht fassen. Mir wurde ganz anders, als ich an das letzte Gespräch mit ihr dachte. Doch trotzdem war ich wütend, dass ichVanessa nun die Wahrheit sagen musste. Es ging nicht anders. Dieses Mal war ich mir ziemlich sicher, dass Eric etwas damit zu tun hatte. Aber war er wirklich so skrupellos? Konnte er wirklich einen Menschen umbringen?

Als ich kurze Zeit später die Tür öffnete, fiel Vanessa mir in die Arme und nur mit Mühe schafften wir es in mein Zimmer. Sie ließ sich auf das Bett sinken und ich fühlte mich hilflos, setzte mich aber dazu. Was genau sagte man in dieser Situation? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass wenn ich könnte, ich ihr den Schmerz und die Last abnehmen würde. Doch das war nicht möglich. Erschöpft legte sie den Kopf an meine Schulter. »Der Anruf kam heute früh. Mein Papa wollte ihr etwas nach Hause bringen und als sie nicht öffnete, hat er den Ersatzschlüssel benutzt und...«, fing sie an, aber brach ab und sah mich an. Ihr Blick war leer, sie war gar nicht richtig bei mir. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen, was mir das Herz brach. Ich wollte sie nicht unglücklich sehen, ich wollte, dass es ihr gut ging. Stockend brachte sie schließlich hervor: »Er hat sie gefunden. Sie ist friedlich eingeschlafen.« Friedlich eingeschlafen? Konnte das stimmen?

Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Ich erinnerte mich daran zurück, was Irmgard mir gesagt hatte. Der Unfall war eine Warnung gewesen. Beim nächsten Mal würde es sie schlimmer treffen. Doch mir fehlten auch hier wieder die Beweise. »Du glaubst gar nicht, wie sehr mir dein Verlust leidtut«, sagte ich vorsichtig und nahm ihre Hand. Ich wollte ihr Halt geben, auch wenn ich ihn gerade selbst verlor. Sie sah so fertig aus, aber wunderte mich das wirklich? Sie drehte sich von mir weg, um sich in mein Bett zu legen. Regungslos blieb ich sitzen. Dann flüsterte sie: »Kannst du bitte zu mir kommen?« Ich reagierte sofort und kroch unter die Decke. Sie schmiegte sich an meinen Körper. »Ich kann es nicht fassen. Sie war doch noch kerngesund«, murmelte sie und ich beschloss, ihr an diesem heutigen Tag nichts von dem Gespräch mit Irmgard zu erzählen. Ich wollte und musste ihr erst ein wenig Zeit lassen. Sie musste gerade trauern und das wollte ich nicht mit meinen Verschwörungstheorien zerstören. Also hielt ich den Mund. Ein paar Tage konnte ich noch warten.

Mir fehlten die Worte. Ich musste die Tränen unterdrücken. Mal wieder. Aber ich konnte es nicht. Je mehr ich versuchte, sie zurückzuhalten, desto schlimmer wurde es. Also weinte ich. Auch Vanessa weinte. Es war ein sehr intimer Moment, den wir miteinander teilten. Ich wollte meine Gefühle nicht verstecken. Natürlich kannte ich Irmgard nicht gut. Wir hatten einige Male ein Gespräch im Bus geführt und das im Krankenhaus, aber trotzdem war es die Oma der Frau, die ich über alles liebte. Ihr Schmerz war mein Schmerz. Ergab das Sinn? Ergab überhaupt irgendetwas Sinn? Mein Leben war momentan ein einziges Chaos. Irgendwann hörten wir auf zu weinen, kuschelten uns aneinander und schliefen ein. Ich dankte meinen Eltern im Stillen, dass sie nicht anklopften. Sie hatten vorhin kurz einen Blick auf uns werfen können, als Vanessa ankam und die richtige Entscheidung getroffen, uns in Ruhe zu lassen.

Mitten ins Herz || txsWhere stories live. Discover now