Nachdem wir das Café verließen, sind wir nun auf dem Weg zu einem Supermarkt, da ich noch was zu Essen für die nächsten Tage brauche. Jimin fragt passenderweise gar nicht genauer nach, warum meine Mutter diese Einkäufe nicht tätigt. Während des Gehens sprechen wir nicht viel. Ich überlege. Habe ich genug Geld für frisches Essen, oder bleibt es bei Instant Nudeln? Ich könnte was mitgehen lassen. Aber was würde Jimin von mir denken? Mit ihm wäre es zu riskant. Somit muss ich aufs Geld zählen.
''Welche nimmst du Yoongi?'', meinen Namen aus seinem Mund zu hören gibt mir Gänsehaut. ''Einfach irgendwelche Nudeln'', erkläre ich simpel, ''hauptsache günstig.'' ''Oh, bist du knapp bei Kasse?'' ''Ja, so könnte man es sagen'' ''Ich kann das doch bezahlen. Ich habe sowieso viel Geld wegen meinen Eltern'', vielversprechend nickt er mir zu. Abwinkend meine ich aber: ''Nein, es ist schon oke. Gib bloß kein Geld für mich aus.'' ''Aber Yoongi, was ist denn schon Geld? Ein Stück Papier. Also stell dich nicht so an und such dir leckere Sachen aus'', Jimin lächelte fröhlicher denn je, doch mir ist es unangenehm.
Der Kleine soll für mein tägliches Brot bezahlen? Es ist zwar sehr nett, und nach seiner Kleidung zu Folge scheint er wirklich nicht arm zu sein. Trotzdem bin ich ihm was schuldig. Andererseits, warum diese Chance nicht einfach nutzen? Er meinte ich soll mir so viel nehmen wie ich brauche. Bei der Auswahl hilft mir der Jüngere etwas. Schließlich stehen wir mit fünf Nudelcups, zwei Brötchen, zwei Äpfeln, einer Banane, einer Tüte Chips, zwei Schokoriegeln -auf die Jimin bestand- und einem Wasser an der Kasse. Ich weiß sehr zu schätzen was er für mich tut. Während des Wartens schnappt sich der Junge eine Cola und dann sind wir auch schon dran.
Als wir das kleine Geschäft verlassen, beginne ich etwas beschämt zu reden: ''Danke. Also wirklich, danke. Das ist so ziemlich das netteste was je jemand für mich tat.'' ''Gern geschehen. Und falls du irgendwann mal Geld für einen Kaffee benötigen solltest, sag mir Bescheid'', kichert er. Sein Lächeln ist wunderschön. So ehrlich und warm. Ansteckend. Grinsend nicke ich. ''Aber im Ernst Jimin, das ist zu großzügig, ich-'' ''Kein aber'', unterbricht er mich streng. ''Yoongi, ich würde dir jederzeit wieder Essen kaufen. Von mir aus auch viel mehr. Du brauchst es zum Leben. Und wie gesagt, meine Eltern geben das Geld andrerseits eh nur unnötig aus. Ich bin froh dir helfen zu können.'' ''Wie kann ich mich bedanken?'' ''Verbring einfach Zeit mit mir'', seine Augen leuchten.
''Klar, Jiminie'', meine ich und tätschle seinen Kopf. Für einen Moment stehen wir einfach so planlos rum. Was nun? Ich könnte mal zu Hause auftauchen. Nachdem ich dies Jimin mitteilte, fällt ihm ein ja auch nach Hause zu müssen. Doch noch bevor wir getrennte Wege gehen, tauschen wir Nummern aus. Danach verabschieden wir uns und ich laufe mit dem Essen alleine nach Hause. Die Zeit mit Jimin war schon ganz cool. Bei dem Gedanken an sein hübsches Gesicht muss ich lächeln. Doch so schnell es kam verschwindet es wieder. Ich werde die Frage nicht los warum er das tun.
Warum ist er so hilfsbereit? Die Jacke, das Essen, seine komplette Aufmerksamkeit? Und das nur um mit ihm Zeit zu verbringen? Warum ich? Wofür? Das verdiene ich doch gar nicht. Mein Leben lang zeigte man mir wie wertlos ich bin. Und jetzt plötzlich drängt sich jemand rein und meint nett zu sein? Das ist ungewohnt und komisch. Ich verdiene es nicht. Du verdienst es nicht. Du verdienst es nicht. Er wird dich nie lieben. Niemand mag dich. Du verdienst so etwas nicht. Dank meiner Gedanken geht meine Stimmung erneut den Bach runter. Aber es stimmt ja auch. Diese Gedanken sind ja um genau zu sein nur meine Stimme. Hass staut sich in mir auf.
