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Jimin pov.

Besorgt schiebe ich mir einen weiteren Mochi in den Mund und sehe mich mit großen Augen um. Das nennt man Stress-essen und es ist ganz normal! Warum ich gestresst bin? Yoongi war nicht da. Dabei habe ich ihn gestern noch in der Schule gesehen. Ist ihm was passiert? Er wirkte ganz ausgeglichen. Ist er vielleicht krank? ''Yah, Jimin. Warum stresst-isst du wieder? Ist was passiert?'', fragt Jungkook. Er kennt mich halt. Kauend bringe ich heraus: ''Na... hm, nein. Also, es ist alles gut.'' ''Das ist schon die zweite Packung Mochis. Mochis isst du immer, wenn du gestresst bist, außerdem sind deine Augen erschreckend groß'', stellt mein Freund fest, ''also, da ist doch was.''

''Ugh, Jungkook, lass mich doch essen was ich will! Ich mache auch keine dummen Bemerkungen, wenn du schon das dritte Hühnchen isst'', gebe ich zickig von mir. ''Aish, Jimin-ah, hast du deine Tage oder was ist los?'' ''Dein Ernst? Du kannst mich mal'', sofern ich diese Worte ausspreche, bereue ich sie sofort. Wieso habe ich das gesagt? Ich meine es doch gar nicht. Geschockt sieht der Braunhaarige mich an. Er schnieft und sagt dann: ''Ich habe mir nur Sorgen gemacht'', ehe er weg ist. Wie gelähmt stehe ich alleine in der Schulaula. Beleidigt schwinge ich meine Haare an die Seite und laufe nach Draußen.

Der Unterricht ist sowieso zu Ende, wir hingen nur zusammen ab. Ohne jeglichen Plan laufe ich durch die Straßen. Es ist ein sonniger Tag. An solchen Tagen mag ich es draußen zu sein. In der Hoffnung eventuell und ganz zufällig Yoongi zu begegnen, behalte ich alle Cafés im Blick. Vielleicht ist er gerade dabei sich einen Kaffee zu kaufen? Oder schlendert genauso herum wie ich? Doch vergebens. Nirgendwo ist der Junge.

Schließlich entscheide ich mich ihm etwas zu schreiben. Eine kleine Nachricht, um sicher zu sein, dass alles oke ist. Online ist er nicht. Aber was soll's. Bringt ja alles nichts. Etwas enttäuscht begebe ich mich auf den Heimweg. Aber was habe ich eigentlich erwartet? Zu Hause begrüße ich meine Eomma. ''Warst du noch unterwegs?'' ''Ja, ich bin eine Runde gelaufen. Das Wetter ist so schön'', erwidere ich lächelnd. Zustimmend nickt sie und fordert mich auf zu Essen. Wegen den Mochis ist mein Magen zwar schon etwas gefüllt, doch ich aß heute nicht in der Kantine, weswegen ich mir das gute Essen meiner Mutter nicht entgehen lassen möchte. Bedankend beginne ich zu essen. ''In der Schule alles wie immer?'', will meine Mutter wissen. Neutral erwidere ich ein: ''Jop.''

Nach einiger Zeit fällt mir die Zeitung auf, die auf dem Küchentisch liegt. Als ich mir das Frontblatt genauer ansehe, setzt mein Herz einen Schlag aus. ''Neuer Präsident möchte Homosexualität wieder strafbar machen'' steht dort. Wie aufs Stichwort beginnt meine Mutter zu reden: ''Endlich mal wieder ein Mann mit klarem Verstand.'' ''Wie meinst du das, Eomma?'', frage ich nervös. ''Na, bis jetzt sind Schwule einfach so durchgekommen. Der neue Präsident meint aber, das wäre falsch. Das ist es ja auch. Gott wollte, dass Frau und Mann zusammen sind. Mann und Mann oder Frau und Frau ist abartig. Es ist eine Sünde'', sagt sie angeekelt. Nun muss ich mich wirklich zusammenreißen nicht gleich loszuheulen. Du bist doch keine Heulsuse! Reiß dich zusammen, Jimin. Mann!

Unsicher flüstere ich: ''Du bist also homophob.'' ''Ich bin normal, Jimin. Du siehst doch nicht etwa anders?'' ''Wieso werden Menschen, die auf das gleiche Geschlecht stehen so runtergemacht? Sie... können doch nichts dafür?'', meine ich traurig. ''Ach, Sohn. Du bist noch zu jung um das komplett zu verstehen. Lies die Bibel und komm zur Besinnung. Nebenbei kannst du dir ja mal eine hübsche Freundin suchen'', die Frau neben mir lächelt. Sie tätschelt meinen Kopf und lächelt mich an. Wie kann sie nur? Solche Dinge sagen und so unschuldig lächeln? Wie kann sie das nur tun?

In meinem Zimmer liege ich verletzt im Bett und denke nach. Meine Eltern sind katholisch, und so haben sie mich erzogen. Doch an die ''Sünde der Homosexualität'' habe ich nie gedacht. Bin ich jetzt ein Sünder? Bin ich es überhaupt wert zu leben? Wenn meine Eltern das wüssten... Ich wäre eine einzige Enttäuschung. Ich darf es ihnen niemals sagen. Wieso bin ich so? Kann man das nicht irgendwie abstellen? Eine warme Träne kullert meine Wange herunter.

Emotionslos richte ich mich auf und laufe zu meinem Schreibtisch rüber. Mir fällt auf, dass es bereits dunkler wurde. Leichte Dämmerung. An dem Tisch sitzend kommt mir die Cola Flasche in den Fokus, die ich immer noch nicht getrunken habe. Die, die ich mit Yoongi kaufte. Mit gesenktem Blick öffne ich die Flasche und trinke ein paar Schlucke. Was Yoongi wohl gerade macht? Ob es ihm gut geht? Aus dem Fenster blickend ertönt plötzlich ein Geräusch. Eine Nachricht. Yoongi?

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:(

medicine | yoonminOù les histoires vivent. Découvrez maintenant