Wut x und x Wege

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Kapitel 3

Mein Mund trocknet aus, wie paralysiert und voller schock schaue ich die eigenartig hübsche Frau an. Das muss ein Witz sein. Das ist doch eine Theatergruppe. Ganz bestimmt. Hat mich Tomomi wirklich in mein eigenes Grab befördert? Werde ich heute hier noch sterben? War das mein Ende? Wegen einer Freundin und einer Katze?

Nackte Angst flutet meinen Körper und nur schwierig kann ich mein Zittern verbergen. Doch plötzlich stolpert die Frau, Pakunoda, von mir weg und schüttelt ihre Hand, so als hätte sie sich verbrannt. Eine andere Frau mit pinkem Haar steht plötzlich neben ihr und stützt sie während Phinks mir die Arme auf dem Rücken verdreht. Schmerz erfüllt und in Angst um meine Gitarre jaule ich auf und presse meine Augen zusammen. „Was hast du mit ihr gemacht?" fragt der Mann, der mich wirklich sehr fest hält, bedrohlich.

„Ich hab doch gar nichts gemacht" wimmere ich klein laut. „Es ist in Ordnung Phinks lass sie los." antwortet jene Frau, welche eben noch von mir wich. Zu meinem Glück hört er grummelnd auf ihre Anweisung und meine dünnen Gelenke werden wieder Frei gegeben. „Sie hat keinen ihrer Finger bewegt. Es war als hätte ich ihre Angst gespürt." erzählt sie, damit alle verstehen was passiert ist. Doch verstehe ich es selbst am wenigsten. Sie kommt wieder auf mich zu. Habe ich ihr eben weh getan?

„Ist alles in Ordnung?" frage ich leise und sehe schüchtern zu ihr. Ihr lächeln gibt mir auch meins zurück. „Ich würde dir gern noch ein paar Fragen stellen." sagt sie und legt ihre Hand behutsam auf meine Schulter, nachdem ich ihr bestätigend zugenickt habe. „Okay, also warum bist du hier?" Fragt sie und wahrheitsgemäß antworte ich: „Das war ne doofe Wette, an den Wochenendabenden nach dem Turn Training verbringen wir immer noch die Nacht zusammen und spielen Wahrheit oder Pflicht und Tomomis Pflichtaufgaben sind echt doof. Und dann war da die Katze und.. warte mal, wo ist das Kätzchen?" Verwirrt blicke ich mich um, kann das süße Ding aber nirgends sehen.

Schade. Ich wollte schon immer ein Kätzchen haben.

„Sie sagt die Wahrheit" bestätigt die Miss Pakunoda und Verwirrung macht sich in mir breit. Wie will sie das wissen? Wegen meiner Körpersprache?

„Was weißt du über Nen?" fragt die Frau welche vorhin Pakunoda zur Hilfe eilte. Sie hat wildes Pinkes Haar das von einem hellblauen Tuch zusammen gehalten wird. An ihrem Handgelenk trägt sie ein Nadelkissen. Ich hatte wirklich schwören können, dass das hier eineTheatergruppe ist.

„Über was? Meine Nana? Was hat denn jetzt meine Omi damit zu tun?" frage ich skeptisch. „formulieren wir es anders, was weißt du über Aura?"

Die Fragen hier werden wirklich immer seltsamer. „Nein, ich hab doch bereits gesagt: ich mache Turnen, aber doch kein Yoga." anscheinend war das wieder zu viel, den der Riese fängt wieder an zu lachen.

„Lass Kleine gehen. Bringt nich" sagt der Typ mit dem Schalvor dem Gesicht.

Das ist jetzt doch nicht sein Ernst? Leicht angesäuert sehe ich ihn an und gehe mit hoch rotem Kopf auf ihn zu. „Jetzt hör mir mal zu Freundchen und lass die Kirche mal im Dorf. Du solltest dir zu erst mal an die eigene Nase fassen, Blödmann" dabei tippe ich ihm mit meinem Zeigefinger immer wieder auf die Brust. Von Phinks kommt ein leises „Oh-oh." Bevor ich mich umdrehe und Richtung Ausgang gehe.

Doch kurz bevor ich da bin drehe ich um und laufe zurück. Seine Augen zeigen Verwirrung und verlegen kratze ich mich im Nacken. „Oh man, das tut mir echt leid. So bin ich normalerweise echt nicht. Das ist bestimmt der mir mangelnde Schlaf und die ganze Aufregung." erkläre ich mich vor jemandem dieser Menschen, welche wahrscheinlich aus Spaß und ganz ohne Rechtfertigung töten.

Doch warum scheint es mir völlig gleichgültig.

Er nickt nur und ich lächle wieder, doch etwas zurück haltender. „Dann gehe ich jetzt wirklich." sage ich und nehme meine Beine in die Hand. Am Ausgang verweile ich kurz, drehe mich um und winke in die Menge bevor ich ein letztes: „War nett euch kennen zu lernen." verlauten lasse und dann endgültig gehe. So gemütlich wie ich angeschlendert kam mache ich mich auch wieder auf den Heimweg.

Die Sonne schiebt langsam ihre ersten Strahlen an den Himmel und taucht ihn in ein dunkles grau blau. Und auch einige Vögel sind erwacht. Doch in mir macht sich Verwirrung breit.

Wo muss ich eigentlich hin laufen? „Mist" sage ich leise und trete gegen einen Stein, der rollte aber nicht weg, sondern mein Fuß schmerzt nun. Ich bin wohl das schwächste Wesen auf dem ganzen Kontinent. Unfähig.

„Du Hilfe?" höre ich eine Stimme, nur wenige Meter hinter mir. Erschrocken springe ich leicht hoch und sehe in die Augen des Schwarzhaarigen.

Mal wieder verlegen Kratze ich mich im Nacken und lächel schüchtern. „Ich will dir keine Umstände ma-" „Machst nicht, sag wo du hin Wohnst." unterbricht er mich und läuft schon los. Seine Aussprache und Grammatik sind wirklich mies, aber das stört mich nicht. Ich lache kurz und hüpfe neben ihn. Ob er wohl geschickt wurde um mich zutöten oder auszuspionieren? Oder ist er einfach Freundlich?

„Wenn du mir deinen Namen verrätst." beginne ich und merke dann, das meine Forderung lückenhaft ist. Er hilft mir und ich bekomme eine Information über ihn. „Und wenn du mich nicht Umbringst bekommst du einen Cupcake." füge ich noch hinzu. „Feitan" sagt er und sieht mich von der Seite an. „Ich heiße Natsuki, aber wenn du willst kannst du mich Suki nennen, das machen die meisten meiner Freunde." 

Als er die Information über meinen Wohnort erhalten hat, laufen wir für ein paar Minuten stillschweigend. Diese Stille brauche ich auch um meine Gedanken zu ordnen und um eine pro und kontra Liste über meine jetzige Situation in meinem Kopf zu erstellen. Überaschenaderweise ist kontra sehr kurz. Nur - Kein Kätzchen - und - Mörder kennen mich - steht da drauf.

„Feitan ist ein schöner Name" sage ich ehrlich und sehe zu ihm. Er bleibt stehen und starrt mich förmlich an, bevor er einfach weiter läuft. Weiß er etwa nicht wie man mit einem Kompliment umgeht? Am Rande des Niemandslandes an dem wir jetzt sind, ist der Zaun leider noch in Takt, wenn man ihn mit dem am westlichen Ende vergleichen würde.

Fragend sehe ich zu dem Jungen Mann, da ich nicht weiß wie wir den Zaun passieren sollen, er kommt auf mich zu legt eine Hand an meinen Rücken, unter meinen Rucksack, die andere in meine Kniekehle und bevor ich mich wehren oder nachfragen kann, ist er auch schon hochgesprungen. Mirbleibt die Luft weg und so klammer ich mich an seinen Hals und schließe meine Augen. Die Frage, warum er so etwas kann wird von meiner Höhenangst verdrängt.

Als ich die Vermutung habe, wieder näher am Boden zu sein, öffne ich meine Augen. Seine starren in meine und wir sind uns so unglaublich nahe. Oh wie peinlich. Ich strampel mich schnell von einem Arm herunter und merke wie mein Gesicht so heiß wird als würde es brennen. 

Feitan also... ein gesuchter Dieb und Mörder. Jemand von dem man sich wirklich fern halte solle, von dem ich mich fern halten sollte.

Doch warum sollte ich ihn verurteilen, wegen dem was anderes sagen? Auch wenn sie recht haben. Weil er trotzdem gefährlich ist und unerlaubte, nach der Ethik falsche Dinge tut? Wäre es nicht gegen all meine Prinzipien, jemanden zu verstoßen, ohne selbst schlecht von ihr behandelt wurden zu sein. Wir laufen nicht einmal mehr zehn Minuten bevor wir in meiner Gegend ankommen. Die Häuser hier sind nicht die schönsten oder modernsten, sie sind auch nicht wirklich groß. Einfamilienhäuser pressen sich neben Apartmentwohnungen, deren Fenster dreckig oder Verklebt sind. Trotzdem herrscht hier, auch wenn es noch dunkel ist, eine heimische Stimmung.

Enge Straßen, noch geschlossene Geschäfte, die Fassaden sind bunt und Girlanden hängen von einer Straßenseite zur anderen. Einige Neonreklamen werben für Geschäfte und kleine Nebenwege erstrecken sich.

In so einen biegen wir ein und vor einem kleinen blauen Tor, bei welchem die Farbe bereits abblättert bleibe ich stehen.  Dahinter sind ein paar Wäscheleinen gespannt an welche ich immer nur mit einem Hocker heran komme. Neben den Mülltonnen ist die Tür, welche in das schmale zweistöckige Haus führt, welches auch schon bessere Tage gesehen hat.

Ich setzte meine Rucksack mit den Turnsachen ab und suche meine Schlüssel raus. Ich schließe das Tor auf und gehe, mit dem Rucksack wieder geschultert, hinein. An der altern dünnen Holztür angekommen öffne ich auch diese und will eintreten. Ich drehe mich zu Feitan um und lächle ihm zu. „Wenn du nicht vorhast mich umzubringen bekommst du noch was zu Essen." sage ich und gehe hinein. Ich mache das Licht an und rufe ihm noch zu: „und zieh deine Schuhe aus, sonst muss ich morgen wieder wischen."

Sympathy for the devil ||Feitan ff|| FeitanxOcWhere stories live. Discover now