Wiedersehen x unter x Kräften

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Kapitel 6


Natsuki's pov:

Erst als ich lächelnd den Laden verlassen habe, sehe ich auf mein Handy und bemerke, dass es im Flugmodus ist. Gemütlich schlender ich los und behebe die Internetlosigkeit meines Mobilgerätes. Wie von einem Blitz getroffen fallen unzählige Nachrichten über mich ein. Mehrere verpasste Anrufe von Yui, Tomomi oder auch Chika. Ich drücke auf den Namen meiner besten Freundin und halte mir das Handy an mein Ohr.

Ich muss es nicht einmal eine viertel Minute klingen lassen, da nimmt sie schon ab. Aus klugem Reflex und reinem Selbstschutz halte ich den Hörer ein paar Zentimeter von meinem Kopf weg.

„SUKI?? WO BIST DU? GEHT ES DIR GUT? AHHH! ICH HABE MIR SOLCHE SORGEN GEMACHT!" schreit sie mich an.

„Hey" sage ich und fühle mich etwas Schuldig. Nicht nur das ich ihr nicht beschied gegeben habe, sondern auch, dass ich sie anlügen muss.

„Oh mein Gott! Du bist echt nicht mehr ganz bei Trost. Wir treffen uns jetzt in der Stadt, auf eine Erdbeermilch. Und dann will ich Antworten." gibt sie mir den Befehl und hat aufgelegt. Erschöpft atme ich aus und drehe auf dem Absatz um, um Richtung Innenstadt zu laufen. Ich scrolle all die anderen Nachrichten durch während ich nun etwas zügiger laufe.

Das wonach ich suche ist nur leider nicht dabei. Eine Nachricht von Feitan.

Etwas niedergeschlagen laufe ich die zwanzig Minuten bis zu meinem Zielort. In der nähe des kleines Parks, in dem Yui und ich, oder auch noch andere Menschen aus der Gruppe so oft gemeinsam Zeit verbringen verlangsame ich mein Tempo. Eine große Gruppe von Mensch hat sich hier versammelt, die in einem Halbkreis, an einer Hauserwand stehen. Auch ich kann nicht anders als mich an eine der Wände zu stellen und das Schauspiel zu genießen.

Ein kleiner Junge, wahrscheinlich noch nicht einmal in der Pubertät sitzt vor einem Tisch und erledigt erwachsene Männer im Armdrücken. Ein anderer Herr moderiert das ganze mit einer zusammen gerollten Zeitung in der Hand, während der dritte mit einem Tablett, auf dem ein wirklich schöner Ring zur schau gestellt wird, ruhig dasteht. Ich verstehe was hier passiert. Das ist eine Bedingungsauktion.

Gerade als es der nächste versucht den Ring zu ergattern, steht plötzlich der Mann mit der Brille vor mir, er beugt sich zu mir herunter und fragt mich, immer noch in der unterhaltsamen Stimme: „Na, ist die hübsche hier etwas auch interessiert, für dich wäre es auch nur die Hälfte!" Ich weiß gar nicht, wie ich möglichst höflich ablehnen soll. Da wird mir diese Hürde einfach abgenommen.

Der Gesichtsausdruck des Mannes mit der kreisrunden Brille, die tief auf seiner Nase sitzt und dem nicht all zu hochwertig wirkenden Anzug, ändert sich schlagartig. Er wird ganz weiß und ein kleiner Schweißtropfen tritt auf seine Stirn.

„Ähm äh verzeih- hehe Verzeihung. Wollte sie Ähm- nicht belästigen." Stammelt er und kratzt sich im Nacken. Und so lässt er mich unglaublich verwirrt stehen.

Der weißhaarriege Junge mit dem Ring sieht prüfend in meine Richtung, doch betrachteter nicht mich. Seine Augen schielen ganz knapp an mir vorbei. Ich folge der Flugbahn seiner blauen Augen und drehe mich um und muss augenblicklich lächeln. Ich kann meine Freude nicht einmal mehr im Zaum halten, und so falle ich Feitan um den Hals.

Sein Körper spannt sich augenblicklich an, bevor er nur ein wenig nach gibt und vorsichtig eine Hand auf meinen unteren Rücken legt. Diese aber nach nicht einmal fünf Sekunden verschwindet.

Länger wäre die Anwesenheit seiner Hand auch nicht nötig gewesen, da ich mein rotes Gesicht von ihm weg bewege, so das ich Seins sehen kann.

Er trägt mal wieder seine gewöhnliche Kutte. Den Mantel und sein Halstuch. Er packt mich behutsam an meinem Ellenbogen und zieht mich aus der Masse. Ich drehe mich noch einmal kurz um, nur um zu sehen. Das ein weiteres Mitglied der Phantom Truppe ihr Glück beim Armdrücken versucht.

Ihren Namen kenne ich nicht. Doch sieht sie mit ihrer großen Brille und einer ähnlichen Frisur wie ich sie trage sehr freundlich und schüchtern aus. Doch wie ich schon früh gelernt habe täuscht der erste Eindruck oft.

In etwas gelockerter Umgebung bleiben wir stehen. „Hattest du gut geschlafen? Ich wollte dich nicht wecken. Ich hoffe das war kein Problem für dich." sage ich und merke wie meine Wangen noch immer ganz rosa sind und ich dieses dumme Lächeln einfach nicht von meinen Lippen bekomme.

„Du nicht bei mir ein sollen. Ich gefährlich, nicht gut. Mein Spaß Menschen Schmerz." stammelt er zusammen und seine Worte scheinen wirr zu klinge. Doch verstehe ich alles was er mir damit sagt.

Er mag es Menschen Schmerz zuzufügen. Mir auch? Er ist nicht gut für mich?

Ich sehe ihn mit großen Augen an. Er wendet sich zum gehen, doch diesmal halte ich ihn fest. Er Blickt über die Schulter zu mir und als ich ihm antworte klinge ich eher kleinlaut und mein lächeln ist verschwunden.

„Komm mir jetzt nicht damit. Du denkst damit überhaupt nicht an mich, nein. Deine Entscheidung ist eigennützig. Mir ist doch egal was du Hauptberuflich macht. Das muss ich doch nicht gut finden. Ich will dich nicht ändern oder belehren. Ich würde einfach nur gerne Zeit mit dir verbringen. Ist das denn so schwer. Oder bin ich das Problem?" frage ich traurig und sehe zu meinen Füßen. Meine kleinen Füße stecken in gelben Turnschuhen und beschämt klopfe ich aus dem Stand meine Zehenspitzen beider Füße zusammen.

Keine Antwort. Er hat also schon alles gesagt.

Ich sehe auf, kann ihm aber nicht in die Augen schauen, ich lasse ihn endlich los, gehe auf ihn zu, ist mir doch auch egal. Alles. Mit einem Kuss auf seine Wange und einem leisen, fast unhörbarem „Mach es gut Feitan" verschwinde ich. Und setzte meinen Weg fort.

Warum sind Jungs so kompliziert?

Doofer Feitan

Doofe Phantom Truppe

Alles Doof.

Erst als Yui mich in eine feste Umarmung schließt, kann ich mich etwas entspannen. Besorgt stellt sie mir Fragen über Fragen, während wir Erdbeermilch trinkend im Park sitzen.

Lügen war nicht schwer. Und einfacher ist es vor allem wenn man mit der Unwahrheit jemanden Beschützt. Lügen ist etwas sehr unangenehmes. Es macht mir kein Spaß und ich bin auch der Meinung, dass man immer die Wahrheit erzählen sollte selbst wenn man sie etwas verpacken und abstumpfen muss.

„Ich habe dann einfach keinen Ausgang gefunden und musste eine Meile laufen bis ich ein kleines Loch gefunden hatte. Dann habe ich halt lange Geschlafen und bin zur Arbeit. Das Problem an der Sache war ganz einfach, das mein Telefon im Flugmodus war." erkläre ich. Nur kann ich mich nicht ganz darauf konzentrieren, da mein Kopf immer noch bei dem immerzu verhüllten, schwarzhaarigen jungen Mann hängt.

Er ist also ein Sadist? Wenn es ihm Spaß macht anderen Schmerzen zuzufügen. Allein sein Blick, als wir gemeinsam den bestialischen Horrorfilm gesehen hatte. Und ich bin ganz ruhig neben ihm eingeschlafen. Und verdammt, ich würde es auch nochmal machen. Will er mich beschützen indem er geht?

„Ey Suki! Oh man, was ist nur mit dir los?" fragt Yui und ich setzte mir selbst mein bestes Grinsen auf.

„Bin nur müde."

Sympathy for the devil ||Feitan ff|| FeitanxOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt