19-Alptraum

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Deidaras Sicht~

Ich wurde von einem unruhigen Rütteln geweckt. Verschlafen blinzelte ich und sah mich um.

Ich saß immer noch in Lucys Bett, ihr Kopf lag auf meiner Brust und sie drehte sich im Schlaf unruhig in und her. Ihre Stirn war angestrengt in Falten gelegt und sie murmelte unverständliches Zeug vor sich hin.
Sie musste einen Alptraum haben.

Immer öfter warf sie sich hin und her und auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißtropfen. Vielleicht wäre es besser, wenn ich sie aufwecke.
Vorsichtig schüttelte ich sie an den Schultern. "Hey Lucy, wach auf, hn."
Es half nicht.
"Lucy!" Ich schüttelte ein wenig kräftiger.

Plötzlich fuhr sie schreiend hoch und atmete schwer. Sofort nahm ich sie in meine Arme und versuchte sie zu beruhigen.
"Sch, sch, alles gut. Du hast schlecht geträumt. Es war nur ein Traum, hn."

Sie drehte sich zu mir um und vergrub ihr Gesicht in meinem Mantel. Sanft strich ich ihr über den Rücken.

Nach einigen Sekunden hatte Lucy sich wieder etwas beruhigt und lehnte ihren Kopf an meine Schulter.
"Ich wünschte du hättest recht... Aber leider ist das, wovon ich geträumt habe, wirklich passiert.", flüsterte sie in die Stille hinein. "Willst du es mir erzählen, hn?", fragte ich, während ich meinen Kopf auf ihren legte.

Eine Weile lang war es still, dann begann sie leise zu erzählen.
"Um die Geschichte zu verstehen, solltest du noch etwas über mich wissen.", sie stoppte und holte einmal tief Luft.

Was es wohl ist, was ihr so schwer fällt auszusprechen?

"Ich... bin kein Mensch - zumindest nicht vollständig. Ich bin ein Halbvampir." Wieder hörte sie auf zu reden, also erlaubte ich mir eine Frage.
"Was ist ein Vampir, hn?"
"Naja, also eigentlich sind Vampire den Menschen gar nicht so unähnlich. Allerdings sind Vampire von Natur aus schneller, stärker, haben eine bessere Sinneswahrnehmung und können noch ein paar andere Sachen. Der größte Unterschied ist allerdings... Vampire ernähren sich von Blut... Menschenblut, vorrangig."

Jetzt frage ich mich, ob sie auch Blut trinkt. Aber ich will sie nicht schon wieder unterbrechen. Außerdem ist ihr das Thema offensichtlich etwas unangenehm.

"Jedenfalls... War ich noch sehr jung und hatte noch kaum Erfahrung, als es passierte. Ich hatte mich mal wieder von Zuhause weggeschlichen, um mit meinen Freunden aus dem nahe gelegenen Dorf zu spielen. Meine Freunde haben mich zum Abendessen eingeladen. Die Mutter war noch beim Kochen, als wir herein kamen.", Lucy schluckte schwer, bevor sie weiter redete.

"Dann hat sie sich versehentlich in die Hand geschnitten. Der Geruch des Blutes hat mich überwältigt, ich konnte nicht mehr klar denken. Ich hab die Kontrolle über mich verloren und die Mutter angefallen. Ihr Mann hat versucht sie zu retten und ich bin auch auf ihn losgegangen.
Meine Freunde haben den Rest des Dorfes alarmiert und sie haben versucht mich einzufangen, wie ein wildes Tier.
Sie haben mich als Monster beschimpft und wollten mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen."

Jetzt begann sie leise zu schluchtzen und ich drückte sie sanft an mich.
Wie grausam muss man sein, um ein junges Mädchen lebendig verbrennen zu wollen?

"Ich hatte Angst und hab mich gewehrt, doch sie waren letztendlich zu viele. Sie haben mich auf einen kleinen Scheiterhaufen gestellt und ihn angezündet...
Den hass- und angsterfüllten Blick meiner Freunde werde ich nie vergessen. Es war, als ob sie mich nicht mehr kennen würden. Die Flammen züngelten schon um meine Füße, als ein paar Männer meines Vaters kamen, weil sie mich gesucht hatten.
Sie holten mich da runter... und dann töteten sie alle Dorfbewohner... auch meine Freunde... Keiner hat überlebt... So viele Menschen sind an diesem Tag meinetwegen gestorben... auch durch meine eigenen Hände..."

Ich konnte kaum glauben, was Lucy damals durchmachen musste.
Wie soll ich sie nur trösten?
Ich drückte sie also noch fester an mich. "Es war nicht deine Schuld, hn. Du konntest nichts dafür, dass die Dinge so gelaufen sind.", sprach ich in ihren Haaransatz hinein.

Mit großen Augen sah sie zu mir auf. "Hast du denn jetzt gar keine Angst vor mir?" Sanft lächelte ich sie an.

"Warum sollte ich, hn? Ich weiß, dass du mir niemals absichtlich wehtun würdest. Du bist ein guter Mensch - oder Halbvampir - im Gegensatz zu manch anderen hier.
Aber morgen musst du mir mehr von diesen 'anderen Sachen' erzählen, die du kannst, hn."

Plötzlich blickte sie betrübt nach unten. Hab ich was Falsches gesagt?
"Ja also... Das wollte ich dir auch noch sagen... Ich werde morgen nach Hause gehen und erst beim nächsten Vollmond wieder da sein."

"Was?! Wieso?"
Nein, ich hab sie doch wegen der Mission schon tagelang nicht gesehen. Ich will nicht, dass sie schon geht!

"Ich muss zurück." Ihr Blick war genauso traurig wie ich mich fühlte.
"Bleib doch wenigstens noch zwei, drei Tage.", versuchte ich es, doch sie schüttelte den Kopf.
"Ich muss morgen zurück. Es ist der Todestag meiner Freunde. Ich will ihr Grab besuchen."

Dafür hatte ich natürlich Verständnis. Trotzdem fiel es mir schwer sie gehen zu lassen.
"Ich werde dich morgen früh begleiten. Jetzt schlaf erstmal, hn."

Ich machte Anstallten aufzustehen, doch Lucy hielt mich fest.
"Deidara?", hauchte sie kaum hörbar. "Kannst du vielleicht hier bleiben?
Nur für diese eine Nacht?"

Es machte mich glücklich, dass sie mich hier haben wollte.
"Sicher doch.", antwortete ich, zog meinen Mantel aus und legte mich hinter Lucy.

Sie kuschelte sich an mich und war kurz darauf eingeschlafen.

Sie vertraut mir. Ich werde immer für sie da sein, das schwöre ich!

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Ein kleiner Einblick in Lucys Vergangenheit. Ich hoffe wie immer, dass es euch gefallen hat. Wenn euch Fehler auffallen, sprecht es gerne an. Bis zum nächsten Kapitel~

Zwischen zwei Welten(Deidara X OC)Where stories live. Discover now