Mercy Street #6

105K 4.2K 647
                                    

(zuletzt überarbeitet am 20.08.2015)

- Kat - 

Ich war gerade auf dem Weg zum Supermarkt, weil mein Dad mich gebeten hatte Gemüse fürs kochen zu holen. Der Nächste war fünf Blocks von unserem Apartment entfernt. Da es nach wie vor ziemlich heftig schneite, war es etwas schwer die Augen offen zu halten. Plötzlich lief ich gegen etwas hartes. Als ich aufsah bemerkte ich, dass es ein Junge war. Er hatte kurze braune Haare und glänzende braune Augen. Seine Schultern und Arme waren breit und durch trainiert, so sehr, dass man es sogar in bei seiner dicken Winterjacke noch bemerkte. Er war ziemlich heiß. Aber nicht so heiß wie Jake.  Der Blödsinn kam von irgendeinem offensichtlich unterentwickelten, hinteren Parts meines Gehirns. Ich schüttelte schnell meinen Kopf, um den Gedanken wieder dort hin zu verdrängen, wo er hergekommen war.

"Oh Gott! Das tut mir so leid." Er trat ein paar Schritte zurück und schaute an mir runter. 

"Alles okay?", fragte der Typ mich besorgt.

"Ja, alles gut. Und du?" Er nickte mit einem Lächeln. 

"Ist wahrscheinlich auch schwer dich umzurennen." Was redete ich da? Das wollte ich garnichts sagen. Nur mal wieder laut gedacht. Er schaute mich fragend an.

"Naja, du bist total muskulös. Da braucht es wohl ein bisschen mehr um dich zu verletzen... Und ich werde jetzt sofort aufhören zu reden." Ich schaute verlegen auf den Boden. Er lachte. Hach ja. Fettnäpfchen und ich waren in einer engen Beziehung mit einander. Es war mir einfach unmöglich sie zu umgehen.

"Ben." Er hielt mir seine ausgestreckte Hand hin. Ich nahm sie und schüttelte sie leicht. Ein Wunder, dass er noch nicht mit irgendeiner lahmen Ausrede verschwunden war.

"Kathrine. Nein, Kat. Alle nennen mich Kat." Wieso stellte ich mich nur so dumm an, so war ich doch sonst nicht drauf.

"Na dann. Schön dich kennen zu lernen Kat."

"Gleichfalls." Ich nickte und lächelte ihn verlegen an.

"Also was machst du denn bei diesem Sauwetter hier draußen?"

"Einkaufen. Mein Dad arbeitet noch und wir brauchen Zeug zum kochen." Wir liefen nebeneinander her.

"Ah sehr interessant." Ben lachte.

"Ja nicht wahr." Ich grinste ihn an. Plötzlich klingelte sein Handy. Er schaute aufs Display und verdrehte die Augen.

"Ich muss los. Sorry, Kat. War schön mit dir zu reden."

"Ist okay. Bye." Unsicher lächelte ich ihn an und ging weiter.

"Ähm, Kat?"

"Ja?" Etwas zu schnell drehte ich mich zu ihm um.

"Könnt ich deine Nummer haben?" Ben kratzte sich nervös den Nacken. Er ist schon süß. Ach, scheiss drauf.

"Ja, warte." Ich nahm den Kulli aus meiner Jackentaschen, den ich aus irgendeinem Grund mal rein getan hatte und schrieb ihm meine Nummer auf die Hand. 

"Danke." Er grinste mich breit an. Denn lief er mit schnellen Schritten in die entgegesetzte Richtung. Ich machte mich wieder auf den Weg zum Supermarkt. Diesmal ohne Unterbrechungen.

*****

Ich wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. Fast wäre ich vor Schreck aus dem Bett gefallen. Der Radio spielte mal wieder Blurred Lines. Wie sehr ich dieses Lied doch hasste.

MOVING ONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt