27. Kapitel: Space Between

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- Malia -

Ich holte tief Luft und betrachtete mein verzerrtes Spiegelbild in der Glasscheibe der Haustür. Von drinnen konnte ich Schritte hören und dann sah ich Kat auf mich zukommen, also räusperte ich mich und blinzelte die Tränen, die sich langsam in meinen Augen ansammelten weg. Katherine öffnete lächelnd die Tür und bat mich hinein. Ich nickte höflich und setzte mich wie in Trance in Bewegung. Ich hörte meine verunsicherte Stimme nach Noah fragen und bedankte mich, als seine Mutter mir sagte, dass er in seinem Zimmer war. Unsicher stieg ich die Stufen nach oben. 16 Stufen. Mit jeder Stufe wurde mir schwerer ums Herz. 13. Ich umfasste den kleinen Vogel um meinen Hals und schloss kurz die Augen. Dann ging ich weiter. Vorsichtig klopfte ich an seine Zimmertür und ein "offen" ertönte. Der Klos in meinem Hals war zu groß um ihn einfach herunter zu schlucken, also ließ ich ihn da wo er war und presste meine Lippen aufeinander. Dann drückte ich die Klinke runter und betrat das Zimmer. Die Wände waren immer noch grau. Die Möbel immer noch schwarz. Noah immer noch Noah. Mein Herz zog sich zusammen.

"Malia?" Er sah mich mit großen Augen an und stand von seiner Couch auf. Die dunklen Ringe unter seinen Augen standen Dank seiner unnatürlich blassen Haut besonders hervor. Er sah so aus, wie ich mich fühlte. Definitiv etwas über das ich mich nicht freuen sollte, aber so wusste ich wenigstens, dass es ihm genauso weh tat wie mir.

"Wir müssen reden." Ich hielt immer noch die Kette zwischen meinen Fingern. Noah blieb kurz vor mir stehen und seine Augen wanderten sofort zu meinem Hals. Etwas in seinen Augen brach.

"Versprich mir, dass du mir zuhörst." Zögerlich hob ich den Kopf wieder und sah ihn eindringlich an. Noah riss seine Augen vom Anhänger weg, um mir ins Gesicht zu sehen. Sein Blick war... traurig. Vielleicht wusste er schon was ich sagen würde, ich wusste es selbst noch nicht so genau. Er schluckte hart und nickte langsam.

"Ich vertrau dir nicht." Meine Brust tat weh und ich konnte nicht atmen. Gewaltsam versuchte ich Luft in meine Lungen zu zwingen, um weiter reden zu können. Der nächste Satz war schwer zu sagen, schwer zu denken, schwer zu akzeptieren.

"Ich habs versucht, weil ich dich immer noch liebe, aber du hast das zwischen uns kaputt gemacht und ich glaub nicht, das wir das wieder hinkriegen können." Mir lief eine Träne übers Gesicht und Noah strich sie vorsichtig weg. Jetzt hielt er mein Gesicht in seinen Händen. Genauso wie mein Herz. Lass es nicht nochmal fallen.

"Ich weiß." Seine Stimme war rau und es überraschte mich, dass er überhaupt was sagte.

"Was machen wir denn jetzt?" Sein schmerzerfüllter Gesichtsausdruck verschwand hinter dem Vorhang aus Tränen, die mir die Sicht versperrten. Ich zog scharf Luft ein, blinzelte die Tränen weg und brachte mich dazu ihm in die Augen zu sehen. Er machte kleine kreisförmige Bewegungen mit seinen Daumen auf meinen Wangen, was eine leichte Gänsehaut an meinen Armen verursachte. Ich wollte, dass er damit aufhörte. Mehr als das, wollte ich jedoch, dass er niemals stoppen würde. Wir würden es beenden. Er würde mich nie wieder so halten. Er würde mich nie wieder so ansehen, als wäre ich das einzige im Leben, dass für ihn Sinn machte.

"Wir hören auf. Mit dem hier. Es tut zu sehr weh. Ich weiß, dass es dir auch so geht." Sein Finger strich an meinem Kiefer entlang und er hob mein Kinn an.

"Ich liebe dich." Ich lächelte mein trauriges Lächeln und er tat es mir gleich. Langsam zog er mich an seine Brust und legte seine Arme um mich. Das wars für mich. Ich brach wieder in Tränen aus. Verzweifelt krallte ich mich an seinem T-Shirt fest, während er mich einfach nur hielt. Ich wollte ihn immer noch. Ich hatte Angst, dass ich ihn immer wollen würde. Aber er hatte mein Vertrauen in ihn zerstört und ich wusste nicht, ob ich stark genug war um es wieder aufzubauen. Vielleicht nahm ich gerade den einfachen Weg, um aus dieser Sache heraus zu kommen, aber ich hatte Angst vor dem Schmerz. Egal wie sehr dieser Moment mir hier gerade weh tat, es war nichts im Vergleich zu der Sekunde in der ich erfahren hatte, dass ich nicht genug für ihn gewesen war und er sich deshalb, das was er brauchte, bei einer anderen geholt hatte. Ich wollte ihn, was ich jedoch nicht wollte, war die nagende Ungewissheit und das Misstrauen, das er in mir hinterlassen hatte. Ich hob den Kopf und sah ihn unschlüssig an. Ich wollte das.

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