11. Türchen: Gold

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- Clary -

Ich schlüpfte in meine braunen Winterstiefel und strich mir die Locken aus den Gesicht, als ich die Bänder gebunden hatte. Dann stand ich von der Treppe auf und lehnte mich ans Geländer. Kurz vor halb vier und natürlich keine Spur von meinem Bruder. Genervt rollte ich mit den Augen.

"Noah!" Als keine Antwort von oben kam, verzog ich das Gesicht und stieg die Stufen nach oben.

"Was denkst du, tust du da?" Ich riss seine Zimmertür auf und stutzte irritiert, als ich merkte, dass er schlief.

"Ernsthaft?" Ich ging in sein Zimmer, wobei ich versuchte nicht auf die ganzen "Landminen" zu treten, die den ganzen Boden flächendeckend einnahmen, und stellte mich, mit den Händen auf die Hüften gestemmt, an sein Bett. Ich könnte jetzt natürlich nett sein und ihn schlafen lassen, aber ne. Wasser ins Gesicht? Nein, da kommen wir ja nur noch später. Ich kniete mich auf den Boden vor ihn und ging ganz nah an sein Ohr ran.

"Guten Morgen, Vietnam!" Er schreckte sofort hoch und ich wich zurück. Effektiv wie eh und je.

"Was willst du?" Er sah mich glaub ich garnicht richtig, weil er noch zu müde war. Seine Augen waren nur zur Hälfte geöffnet und er redete eher mit der Stehlampe, als mit mir. Ich richtete mich wieder auf und sah skeptisch auf ihn runter.

"Wir gehen shoppen, Bruderherz." Ich zog an seinem rechten Arm, der über die Bettkante raus hing und er knallte mit dem Kopf an die Rückenlehne.

"Clary! Du gehst mir verdammt nochmal auf den Sack." Er setzte sich mit schmerzverzerrten Gesichtsausdruck auf und hielt sich den Schädel. Ich versuchte nur mir ein Lachen zu verkneifen.

"Wofür bin ich denn sonst da? Und jetzt steh auf, wir treffen in zehn Minuten- Wir müssen in zehn Minuten da sein, sonst verpass ich die Rabattaktion bei Hawkins." Ich zerrte nochmal an seinem Arm und dieses Mal ließ er sich widerwillig aus den Kissen ziehen.

"Wenn du wieder eine Stunde lang in diesem verdreckten Schuhladen verbringst, kannst du nach Hause laufen." Er nahm irgendein T-Shirt vom Boden und zog es sich über den Kopf. Dann fuhr er sich durch die Haare und rutschte zur Bettkante.

"Keine Sorge. Ich hab was Besseres zu tun." Ich grinste hinterhältig und er sah mich misstrauisch an.

"Was hast du getan?" Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern.

"Gar nichts."

"Clarissa." Ich schüttelte den Kopf.

"Kann ein Mädchen nicht einfach mit ihrem großen Bruder einkaufen gehen, ohne Hintergedanken zu haben?"

"Nein, Clary. Das ist absolut untypisch für dich. Du hast immer Hintergedanken." Noah legte den Kopf zur Seite und begutachtete mich wachsam.

"Ach, Schwachsinn. Kommst du jetzt oder nicht?" Ich sah ungeduldig an die Decke und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Schieb nicht so Stress." Noah stand seelenruhig auf, zog seine Schuhe an, die ich in dem Chaos garnicht gesehen hatte, und kam schlaftrunken auf mich zu getorkelt. Ich nahm ihn an den Schultern und schüttelte ihn.

"Bist du wach oder tust du nur so?" Er spannte den Kiefer an, verengte die Augen und grummelte was.

"Wundervoll." Enthusiastisch hackte ich mich bei ihm unter und zog ihn zur Treppe. Hoffentlich würden wir seine Zukünftige nicht zu lange warten lassen. Ein schiefes Grinsen zog sich über mein Gesicht.

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