|| 40 || Flammen

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Avyanna Salvatore

«Herein!», brummt Luigi. Als die Tür aufgeht, erscheint Vincenzo. Augenblicklich verdüstert sich Luigis Miene. «Ich hoffe, du hast einen guten Grund. Sonst wird die Bestraffung für dein unangemessenes Verhalten doppelt so schwer ausfallen.»

Vincenzo schluckt schwer. Er versteht sofort, von was Luigi redet. Sein Blick stößt auf meinen. Angst flackert in seinen Augen. Vincenzo weiß, in welchen Schwierigkeiten er steckt, jedoch hat er sich das selbst eingebrockt. Welcher Psychopath fühlt sich auch bitte zu der Feindin des Bosses angezogen?

Erneut schluckt er schwer und blinzelt kurz. Dann tritt ein nichtsausagender Ausdruck in seine Augen. Mit kalter Stimme sagt er: «Eine Gefangene verlangt Sie zu sehen.»
Luigis Stirn runzelt sich. «Wer?» Ich wette, Luigi hält allein in seinem Schloss hunderte gefangen.
Vincenzos Blick fliegt zu mir, bleibt kurz haften, bevor er wieder Luigi anblickt. « Gefangene der Priorität Eins.»

Augenblicklich verändert sich etwas in Luigis Blick. Ein Ausdruck tritt in seine Augen, den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen habe. Zu meinem Ärgernis kann ich nicht sagen, was dies für ein Ausdruck ist. «Spritze A», befiehlt er. «Ich bin in Kürze bei ihr.»
Die Runzeln in meiner Stirn graben sich tiefer. Welche Gefangene ist so wichtig, dass er auf ihre Bitten hört und runter ins Verließ geht, um sie zu sehen? Wieso sollte er sich mit einer Gefangen abgeben und mit ihr reden? Eigenartig.

Nicht einmal ich würde das tun. Dafür ist Sergio zuständig. Allerdings beauftragt selbst er des Öfteren Soldaten, um bei den Gefangenen vorbeizuschauen – nicht das ich viele Gefangene habe. Doch ab und zu stellen so manche ein Hindernis dar, welches man nicht einfach beseitigen kann, und da ich die Todesstrafe nur ungern verhängen lasse, versuche ich zuerst ein Deal mit den Problemmachern zu schließen.
Naja, das ist Sergios Aufgabe.
In den seltensten Fällen übernehme ich die Drecksarbeit.

Gefangene haben wir ohnehin nur alle paar Monate. Meistens sind die Menschen überraschend entgegenkommend, wenn sie es mit einem Mafia Boss, oder dessen Stellvertreter, zu tun haben.

Geschwind schließt Vincenzo nun die Tür und verschwindet. Luigi ergreift das Wort: «Die Kommission ist beendet.» Er scheint es eilig zu haben. So ein Pech. Für ihn.
Gerade als Luigi seinen Stuhl zurückschiebt und aufstehen will, sage ich: «Ich würde gerne mit Ihnen unter vier Augen reden, Mister Montana.»

Verwirrt sieht mich Leandro an, ebenso Luigi. Luigi knirscht mit seinen Zähnen. «Nicht jetzt.»
Ich strecke mein Kinn raus. «Doch. Jetzt.» Ich starre ihn, an ohne zu blinzeln. Er starrt zurück, ebenfalls ohne blinzeln. Ein Starrwettkampf. Kindisch, aber soll mir recht sein.

Mit Miguel habe ich dies früher täglich gemacht. Fast immer ging ich als Sieger hervor.
Der Raum ist mucksmäuschenstill. Meine Augen brennen. Luigi ballt seine Hände zu Fäusten. Dann blinzelt er und schaut zur Seite. Er hat verloren. Frustriert seufzt er. «Eine Minute. Nicht länger.»
Ich nicke. Mehr als genug Zeit, um meinen Plan in die Tat umzusetzen.

An Leandro gewandt, sage ich: «Warte bitte draußen.» Er beißt sich auf seine Zähne, nickt aber ohne Widersprüche.

Nachdem alle anderen gegangen sind, schnappe nach meiner Tasche und stehe auf. Nun steht auch Luigi auf, sieht mich erwartungsvoll an, während sein linker Fuß ungeduldig auf den Boden tippt.
Ich verschränkte meine Arme hinter meinen Rücken, lasse eine Hand in meine Tasche wandern und betaste die Inhalte. Ich hebe mein Kinn, schaue Luigi direkt in seine Augen. «Ich weiß, wo sich eines ihrer Frauenlager befindet.»

Eine glatte Lüge, allerdings weiß er das ja nicht. Jedoch weiß auch er, wie man Poker spielt. «Sie bluffen.» Es überrascht mich, dass er es erst gar nicht versucht abzustreiten.
Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. «Was wenn nicht?»
Er zuckt mit seinen Schultern. «Was wenn?» Gelangweilt sieht er mich an. «Was wollen Sie tun? Mein Lager stürmen? Danke für die Vorwarnung.» Er schürzt seine Lippen, mustert mich. «Sind wir dann fertig?»

Meine Hand, die in meiner Tasche steckt, findet endlich das, wonach ich gesucht habe. Ich lächle. «Nein. Dann werde ich genau das mit ihrem Lager machen.» Ich drücke einen Knopf.

Stirnrunzelt sieht er mich mit schief gelegtem Kopf an, als hätte ich den Verstand verloren. Vielleicht habe ich das auch. Allerdings habe ich genug davon, dass Luigi mich als erstes attackiert. Nun ist es mein Zug.

Mein Herz pocht mir bis zum Hals, als ich mein kleines Geschenk für Luigi umgreife und direkt in den Kommissionsraum schmeiße. Es landet auf dem Tisch. Ein rotes Lämpchen blinkt.
Luigis Augen werden groß. Er weicht einen Schritt zurück. Sein Gesicht wird bleich. «Ist das ein-»
«Ja», unterbreche ich ihn selbstgefällig. «Ja, das ist eine Granate.»

Eine Handgranate, die in genau einer Minute hoch gehen wird. Meine Augen strahlen. Ich drehe mich auf dem Absatz um, gehe hinaus. Am Türrahmen schaue ich kurz über die Schulter und flöte: «Mein Dankeschön für die Schwarze Rose.»

Grinsend stolziere ich den Gang entlang. Meine Augen funkeln, als wenige Sekunden später der Knall ertönt.

Während hinter mir das Schloss in Flammen steht, schlendere ich hinaus zum Ausgang, summe zufrieden vor mich hin, genieße das schrille Klingen des Feueralarms und schenke den sämtlichen Soldaten, die nach hinten zum Brand eilen, nicht die Geringste Beachtung.

Auf halbem Wege kommt mir Leandro entgegen gestürmt, mit bleichem Gesicht und geweiteten Augen. Cassian folgt ihm direkt auf den Fersen, eine Pistole in der Hand. Ihre Mienen fest entschlossen, bereit das Schloss auf dem Kopf zu stellen, falls nötig.
Als sie mich summend erblicken, bleiben sie auf der Stelle stehen, starren mich mit Augen so groß wie Teelichter an.

Leandro findet als erstes seine Sprache wieder. «Hast du-»
«Ja.» Zufrieden nicke ich. «Ja, ich habe den Kommissionsraum des Capo dei Capi in Flammen gesetzt.»

Ich glaube zu sehen, wie in Cassians Augen Bewunderung aufblitzt. Seine Mundwinkelt zucken.
Leandro grinst schief, bietet mir seinen Arm an, den ich dankend annehme. «Sexy.»

Zusammen stolzieren wir hinaus, während das Feuer wächst, zischt und lodert. Die Rede ist nicht von dem Feuer, welches den Kommissionraum zerstört; die Rede ist von unserem Feuer.
Das Feuer von Leandro und mir.

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Da ich nun alle Arbeiten für dieses Halbjahr geschrieben habe, habe ich mich dazu entschieden heute ein kurzes Überraschungskapitel zu posten :)
Ich versuche nun zweimal die Woche zu posten, jedoch verspreche ich nichts!

Vielleicht werde ich auch +2000 Wörter Kapitel wieder in zwei Parts zerteilen, so dass ich zwei Mal die Woche 1000 Wörter Parts poste.
Kommt drauf an, wie viel Zeit ich für das Schreiben finden werde!

Mafia Romance 1 Where stories live. Discover now