|| 24 || Manche werden unterschätzt, andere überschätzt

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Avyanna Salvatore

Dorian starrt mich aus geweiteten Augen an, in denen sich die reinste Form von Panik spiegelt. Seine Arme sind am Rücken gekreuzt, werden von dem breitschultrigen Mann, der direkt hinter ihm steht, festgehalten, so dass er sich nicht wehren kann. Der Mann zieht mit einer Hand geschwind ein Messer aus seiner Jackentasche, hält es direkt an Dorians Hals, an seine Hauptschlagader.

Überrumpelt stolpere ich ein paar Schritte zurück, pralle auf einmal an jemanden hinter mir, der augenblicklich ein Arm um meine Hüfte schlingt, mich so dicht an sich drückt, dass sein Geruch nach Zigaretten mich ummantelt. Bevor ein Schrei meiner Kehle entfliehen kann, presst der Mann hinter mir seine warme Hand auf den Mund.

Mein Herz setzt einen Schlag aus, mir stockt der Atem und  ein kalter Schauder jagt meinen Rücken herunter. Doch als mein Blick auf Dorians trifft, ich die Todesangst in seinen Augen flackern sehe, gefriert mein Herz und mit ihm meine Gefühle.

Niemand, absolut niemand, versetzt meine Freunde in Todesangst und kommt ungeschoren davon.
Ich atme tief durch und erinnere mich, wer ich bin.
Ich, Avyanna Salvatore, Boss der zweitmächtigsten Mafia Familia, zeige keine Vergebung, wenn meine Freunde bedroht werden. Jeder der es mit mir vermasselt, bereut es zu tiefst oder er bekommt nicht einmal die Chance es zu bereuen, sondern liegt sieben Meter unter der Erde.

Diese Typen haben sich mit der falschen Person angelegt.

Doch bevor es zu einem Kampf kommt, benötige ich erstmal einen Überblick der Situation. Vier Männer, einer davon hat Dorian fest im Griff und ein anderer Mann direkt hinter mir, presst seine feuchte Hand auf meinen Mund. Die anderen zwei Männer stehen hinter Dorian, schauen mich kalt an.

Der Mann hinter mir hat bisher keine Waffe gezückt, dafür aber die anderen drei. Der Mann, der hinter Dorian steht, hat ein Messer an Dorians Hauptschlagader platziert. Die anderen zwei Männer wirbeln jeweils ein Messer in der Hand, versuchen mich mit ihren kleinen Kunststücken einzuschüchternd.
Pah. Die kleinen Tricks konnte ich schon, als ich die Schule besuchte.

Meine Augen leuchten auf, als ich keine Beulen unter ihrer Kleidung sehe. Keine weiteren Waffen, keine Pistolen, nur die drei Messer. Die vier machen es mir fast schon zu einfach. Es scheint fast so, als würden sie uns nicht ernsthaft verletzen wollen.

Ich gehe davon aus, dass der Mann, der mich angegriffen hat, der Anführer der kleinen Gruppe ist, denn in fast allen Fällen nimmt sich der Anführer mich, den Mafia Boss, vor. Anführer gegen Anführer.

Außerdem hat er keinerlei Waffen, im Gegensatz zu den anderen dreien. Es kommt selten vor, dass nicht alle mit Pistolen, Messern und Dolchen vollgepackt sind, doch wenn einer keine Waffen bei sich hat, dann ist es der Anführer, der seine Gefolgsleute die Drecksarbeit für sich machen lässt.

Wenn ich den Anführer außer Gefecht setze, ist die Chance hoch, dass die anderen drei nicht wissen, was sie nun tun sollen und versuchen die Flucht zu ergreifen.
Es ist wie beim Schach. Ist der König besiegt, hat sein ganzes Gefolge mit ihm verloren.

Mein Mund verzieht sich zu einem schaurigen Lächeln. Dasselbe Lächeln, das mein Gesicht immer ziert, wenn warmes Blut spritzt – das Blut meiner Gegner.

Mit aller Kraft beiße ich auf den Mittelfinger des Anführers, der seine Hand noch immer auf meine Lippen presst. Gleichzeitig trete ich heftig auf seinen rechten Fuß. Überrascht keucht der Mann auf, zieht seine Hand weg, wedelt sie in der Luft und hüpft jaulend auf einem Bein.

Augenblicklich wirbele ich herum, knalle meine Faust gegen sein Kinn, so dass sein Kopf nach hinten in den Nacken gestoßen wird. Ein Knacken ertönt. Ich gönne ihm keine Verschnaufpause, sondern verpasse ihm keinen Wimpernschlag später einen Tritt in die Weichteile.

Mafia Romance 1 Onde histórias criam vida. Descubra agora