|| 56 || Höllenfeuer

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Avyanna Salvatore

Schon mein ganzes Leben lang bin ich bereit für einen Kampf, für einen Krieg, gewesen. Nun ist es soweit. Der Krieg neigt sich dem Ende zu. Ich fühle es in mir, in meinem Herzen, in meinen Adern, in jeder meiner Zelle. Der heutige Kampf wird Leben fordern. Ob er auch mein Leben kosten wird?

Sicher ist, dass ich nun, da ich weiß, dass meine Mutter am Leben ist, stärker kämpfen werde, als ich es jemals zuvorgetan habe. Luigi wird von mir eine Seite kennenlernen, die ich noch nie jemanden zuvor gezeigt habe. Eine Seite, die ich zuvor nicht kannte.
In dieser Nacht werde ich meine Normen, meine Werte, meine Regeln aufgeben. Nur für diese Nacht werde ich das Monster in mir die Kontrolle übernehmen lassen. Für diese einzige Nacht kämpfe ich zwar für die Gerechtigkeit, doch gerecht wird der Kampf nicht. Die anstehenden Kämpfe werden dreckiger als ein Schlammbad. Denn ein Monster, wie es Luigi ist, kann nur von einem Monster getötet werden.

Doch um angemessen kämpfen zu können, muss ich erst diese kratzigen Fesseln loswerden. Ohne meine Hände benutzen zu können, bin ich Luigi ausgeliefert.

Ich beuge mich über Matteo, taste seinen Körper ab. Innerhalb weniger Sekunde finde ich zwei Messer und vier Wurfsterne unter seiner Kleidung versteckt. Zufrieden schmunzele ich, als ich eines dieser Messer in der Hand halte. Dann stecke ich das Messer zwischen meine angewinkelten Knie und reibe das Seil, welches meine Handgelenke fesselt, an der Klinge. Minuten vergehen und ich habe immer noch erst die Hälfte des Seiles durchschnitten. Ich presse meine Lippen zusammen. Ich muss mich beeilen! Jeden Moment könnte jemand kommen!

Wie vom Teufel gerufen, höre ich, wie sich flinke Schritte nähern. Meine Stirn legt sich in Falten, als ich erkenne, dass es sich nur um eine Person handeln kann. Ist Luigi alleine gekommen? Wer auch immer es ist, wird mich erwischen! Immer hastiger reibe ich das Seil an der Klinge entlang, jedoch ist mir wird die Zeit nicht ausreichen.

Als die Schritte immer näherkommen, fluche ich. Ich nehme das Messer in die Hand, springe auf und verstecke mich hinter der Tür. Ich drücke mich an die Wand, während mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmert. Das Blut in meinen Adern rauscht so laut, dass ich kaum die Schritte wahrnehme.

Die Tür wird aufgedrückt. Ich springe aus meinem Versteck, bereit das Messer in den Brustkorb des Feindes zu rammen. Allerdings ist die Frau schneller als ich, wirbelt sich gerade rechtzeitig herum. Das Einzige, was ich durchschneide, ist ein Stück von ihrem langen aschbraunen Haar.
«Ich bin's!», zischt die Frau.

Die Luft weicht aus meinem Brustkorb. Einige Sekunden bin ich nur fähig zu Starren. Ich mag wissen, dass sie lebt, aber sie zu sehen ist etwas ganz anderes. Selbst nachdem Luigi mir verraten hat, dass er sie nie umgebracht hat, schien es mir bis jetzt ein wirrer Drogentraum zu sein. Aber nun, da sie vor mir steht, mich mit diesen entschlossenen Augen ansieht, die nicht heller strahlen könnten, realisiere ich, dass sie wahrhaftig noch am Leben ist.

Tränen schießen in meine Augen. Stürmisch falle ich in ihre Arme, drücke sie ganz fest an mich, so als könnte sie sich jeden Moment in Luft auflösen. Meine Haare stellen sich auf, als ich ihren altbekannten Duft in mich aufsauge, ihre Körperwärme genieße. «Mama!», schluchze ich. «Ich habe dich so vermisst! Ich dachte, du wärst tot! Ich hatte keine Ahnung! Sonst hätte ich dich befreit! Aber-»

«Pschtt, pschtt», beruhigt sie mich, während ihre Hand über meinen Rücken streichelt. «Ich weiß, Schatz. Ich weiß.» Sie zieht scharf die Luft ein. «Du kannst mir alles morgen erzählen. Aber heute Nacht müssen wir aus diesem Gefängnis ausbrechen und diesen Mistkerl von Luigi töten.»

Mafia Romance 1 Where stories live. Discover now