|| 11 || Bevor es zu spät ist

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Avyanna Salvatore

Wieso bin ich nochmal Mafia Boss geworden?
Kann ich schnell abtreten? Jetzt sofort, bitte. Ich tue alles, solange ich nicht Mister Ancelotti treffen muss!

Mit zusammengepressten Lippen gucke ich aus dem schwarz getönten Fenster der Limousine. Vor mir türmt sich ein mehrstöckiges fünf-Sterne-Restaurant, welches ausschließlich von den steinreichen der Reichen besucht wird. Selbst die Straßenlaternen davor, die zu dieser Stunde warmes Licht verbreiten, sehen edler aus, als um die Ecke.
Das Restaurant hat fünf Stockwerke, weil die Tische drinnen weit auseinander stehen, so dass niemand die Gespräche der anderen belauschen kann. Ohne gute Kontakte und einer frühen Vorbestellung kommt man dort unter keinen Umständen rein. Dafür sorgen die vier muskelbepackten Security Männer am Eingang.

Die Idee hierher zu gehen, kam von Mister Ancelotti. Er war es auch, der entschieden hat, dass wir uns erst um zwanzig Uhr treffen. Zu meiner Verwunderung hat er außerdem vorgeschlagen, mich vor meiner Villa abzuholen. Da ich jedoch nicht für einen Herzinfarkt meines Unterbosses Sergio verantwortlich sein möchte, habe ich Ancelottis Angebot abgelehnt... und möglicherweise auch, weil ich so wenig Zeit wie möglich mit Ancelotti verbringen möchte...

Je länger ich das luxuriöse Gebäude anstarre, desto sicherer bin ich mir, dass ich auf der Stelle abhauen sollte.
«Du solltest nun aussteigen, sonst kommst du zu spät», erinnert mich Arthur, der am Lenkrad der Limousine sitzt.
Ich werfe ihm einen tödlichen Blick zu. «Dann komm ich halt zu spät.» Oder vielleicht komm ich auch gar nicht.

Arthur schaut mich über den Rückspiegel an. «Sechstes Gebot.» Scheiß Gebot. Wofür braucht man denn bitte ein Gebot, dass einen verpflichtet Termine einzuhalten und pünktlich zu kommen? Die hätten lieber ein Verbot für Menschenhandel in die zehn Gebote für Mafias niederschreiben sollen.

Ich brumme. «Jaja, ich weiß.» Aufstehen tue ich trotzdem nicht. «Kann ich mich nicht entschuldigen, und sagen, dass ich krank bin?» Tatsächlich müsst ich nicht mal lügen. Ich leide unter Bauchkrämpfen, dröhnenden Kopfschmerzen und leichter Übelkeit.
«Dir geht es blendend», erwidert Arthur hartnäckig. «Der Doktor hat dich auf deine Bitte hin heute drei Mal untersucht. Du stresst dich nur zu sehr wegen diesem Termin.»

Ich schmolle. «Muss ich wirklich?» Ich will mich nicht mit Ancelotti treffen und mir geht herzlich am Arsch vorbei, dass ich mich gerade kindisch verhalte. Ich will nicht!
«Ja, du musst.»
«Du bist blöd.»
Noch während mein Mund die Worte formt, steigt Arthur aus und öffnet mir meine Tür. Ausdruckslos starrt er mich an. «Und du kommst zu spät.»

Am liebsten würde ich meine purpurnen High Heels, die in derselben Farbe wie mein enganliegendes Kleid sind, nach ihm werfen, aber dafür sind sie zu schade. Also zwinge ich meinen Körper dazu, sich zu bewegen und auszusteigen.

Dann streiche ich mir mein schulterfreies Kleid glatt, welches einen tiefen, V-Ausschnitt zeigt und mir bis auf den Boden reicht.  Nun überprüfe ich noch, ob meine aufwendige Hochsteckfrisur sitzt, was sie glücklicherweise tut.
Schmuck trage ich keinen, bis auf den Ehering meiner Mutter und kleine Diamantohrringe. Dazu umklammere ich eine purpurne Clutch, in der mein Handy, mein Geldbeutel und ein Messer liegen. Selbstverständlich ist das Messer genauso exklusiv und teuer wie der Rest, der meinem Körper schmückt, und ist sogar am Griff mit kleinen Rubinen besetzt. Ob das übertrieben ist? Pff, nein, natürlich nicht.

«Viel Glück», wünscht Arthur mir, bevor ich mein Kleid raufe, an ihm vorbei gehe und zu einem Security Mann laufe.
Die meeresblauen Augen des Security Mannes huschen über meinen Körper und bleiben zu lange an meinen Kurven hängen. In diesem Moment verfluche ich Mayra, die mich gezwungen hat dieses figurbetonte Kleid anzuziehen. Ein Hosenanzug hätte es auch getan.

Mafia Romance 1 Where stories live. Discover now