|| 62 || Feuer und Eis - Vereint

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Leandro Cassamento

Ich will mich gerade umdrehen, um Cassian weißzumachen, dass er einen Krankenwagen alarmieren soll, als ich mitten in der Bewegung stoppe. Mein Herz verkrampft. Oh, Cassian, mein Freund, ich kann ohne dich nicht leben. Jahrelang warst du bei meiner Seite und nun soll ich ohne dich zurechtkommen? Verdammt, nein.

Doch dann, dann mistet sich dieser dumme, naive Hoffnungsschimmer in mir ein. Was ist... Was ist, wenn er noch lebt?

Kaum merklich schüttele ich meinen Kopf. Ich habe die Schüsse gehört. Niemand würde so viele Schüsse überleben... Niemand ohne kugelsichere Weste...
Meine Augen reißen auf. «Cassian», hauche ich. Oh, mein Gott.

Avyannas Blick trifft auf meinen. In ihren Augen spiegeln sich ähnliche Gefühle, wie ich sie derzeit empfinde. Gefühle, die man nicht nachempfinden kann, wenn man sie nicht selbst erlebt hat.

Alles in mir drängt mich dazu, zu Cassian zu rennen, um nach seinem Puls zu suchen. Wieso habe ich dass nicht schon vorhin gedacht? Ich Idiot! Ich habe die Schüsse gehört, das Blut gesehen, aber nicht nachgedacht. Überrumpelt von den Gefühlen, ist mir nicht aufgefallen, dass die Schüsse ihn nicht zwingend getroffen haben müssen und selbst wenn, hat er eine Schussweste getragen! Was ist, wenn er nur in Ohnmacht gefallen ist?

Aber bevor ich nach Cassian schaue, muss ich den Krankenwagen rufen. Wobei ich bezweifle, dass ein Krankenwagen mitten in ein Schlachtfeld fahren der Mafia fahren würde. Nein, nein. Ich brauche die Ärzte meiner Mafia. Mit gerunzelter Stirn schaue ich auf mein Notfallhandy, welches ich immer bei mir trage. Welche Division war für die medizinische Versorgung zuständig?
Avyanna muss mein Zögern bemerkt haben. «Ruf Sergio an.»

Ich nicke. Sergio befindet sich in der Salvatore Villa, da niemals der Unterboss und der Boss gleichzeitig in Gefahr schweben darf. Mit Sicherheit ist er kurz davor die Nerven zu verlieren. Mein Blick huscht zu Cassian, ich schlucke schwer.

Gerade als ich Sergios Nummer eintippe, flucht Avyanna.
Luigi biss ihr in ihre Hand, versucht sich aus ihrem Griff zu wenden. Wut strömt durch meine Adern. Selbst wenn Cassian wahrhaftig leben sollte, wäre das alles ohne Luigi nicht passiert. Luigi zwang mich Avyanna das Herz zu brechen. Luigi verkauft Mädchen und Frauen, lässt sie vergewaltigen. Luigi nahm Avyanna ihren Vater und entführte ihre Mutter. Luigis Handeln muss ein Ende nehmen. Jetzt.

Mit großen, bestimmten Schritten eile ich zu Luigi, knie mich neben Avyanna. Dann packe ich das Messer, welches Avyanna in der Hand hält. Unsere Blicke treffen sich, feurige Entschlossenheit in meinen, eisiger Zorn in ihren.

Feuer und Eis. Vereint. Bereit den Feind zu besiegen.

Avyanna Salvatore

Gemeinsam heben wir das Messer. Ich bedeute Leandro mit einem Blick, dass ich Luigi erst leiden lassen möchte. Meine Mundwinkel heben sich, während wir die Klinge in der Luft verharren lassen, direkt über Luigis Penis.
Luigis Augen weiten sich. «Nein! Nein! NICHT! Ich verspreche –» Der Rest seiner Worte wird von seinem Schrei verschluckt.
«So endet die Blutlinie der Montanas», lächle ich.

Luigis Schrei mag verklungen sei, aber seine Augen schreien weiter. «Wieso hilft mir niemand?», brüllt Luigi. Alle seiner noch lebenden Männer starren ihn unsicher an, bewegen sich nicht vom Fleck. Ich frage mich, ob seine Wut sich auf seine Familiamitglieder richtet, oder auf sich selbst.

Leandro sieht sich in der Runde um, beantwortet die Frage, die eigentlich an Luigis Soldaten gerichtet war: «Alle haben für dich gekämpft, als du mächtig warst, doch wer will schon einen Verlierer unterstützen?»

Luigi brüllt, kratzt und tritt um sich wie ein Verrückter. Nichts verletzt sein Ego mehr, als gegen eine Frau zu verlieren und dann noch von dem Mann, den er für keine Bedrohung hielt, ein Verlierer genannt zu werden.

Leandro und ich platzieren das Messer auf Luigis Hals, da Luigi eine Schussweste trägt. Leicht heben wir das Messer etwas in die Luft. Eiskalt schaue ich Luigi in die Augen, hoffe inständig, dass er die eisige Wut spüren kann. «Soll der Teufel dich hundertfach foltern, wie du andere gefoltert hast.»

Dann saust die Klinge nach unten, gräbt sich in sein Fleisch.
Die Welt wird nie frei von Monstern sein, doch eines ist besiegt und so werden auch alle anderen Monster ihr Ende finden.
Mein Grinsen wird breiter. «Und so nimmt der Capo dei Capi seinen letzten Atemzug.»
Besiegt von einem unterschätzten Mann und einer Frau.

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Wie hat euch die kleine Lesenacht gefallen?

Habt ihr Tränen vergoßen? Ich schon...

Denkt ihr, Cassian lebt noch?

Die Geschichte würde eigentlich in so 10.000-20.000 Wörtern enden ABER ich habe noch genug Ideen, um die Geschichte noch länger zu machen. (Ihr würdet dann auch herausfinden wieso ich Miguel und Avyannas Mutter in die Story miteingebaut habe)
Ihr dürft nun entscheiden, ob die Geschichte circa 130.000 Wörter haben soll oder 200.000!
Wenn nicht genug auf diese Frage antworten, dann werde ich die Geschichte wie geplant in ein paar Kapiteln beenden!

Mafia Romance 1 Where stories live. Discover now