Mafia Romance 1

|| 10 || Eine Überraschung nach der anderen

✽

Avyanna Salvatore

WIE BITTE?!
Ich reiße meine Augen auf, meine Kinnlade fällt und mein Körper verkrampft sich. Mein Herz klopft so laut, und so schnell gegen meine Brust, dass es schmerzt.
Was zur Gott verdammten Hölle?!

Habe ich das richtig verstanden? Ich blinzele mehrmals, unfähig das eben Geschehene zu verarbeiten. Ich habe das Gefühl, als hätte mein Gehirn aufgehört zu arbeiten. «Du willst mich doch verarschen», ist das Einzige, was ich aus meinen Mund bekomme. So habe ich mir einen Heiratsantrag nicht vorgestellt!

Anstatt an einem besonderen Ort mit einer romantischen Geste, sitzt nun der Mann, der vor kurzem noch mein Rivale war, in einem schäbigen Café vor mir und haltet um meine Hand an. Keine süßen Worte. Kein Ring. Keine Liebesbekundung.
Das kann doch nur ein Witz sein.

Nervös beißt er sich auf seine Unterlippe und weicht meinem Blick aus. Er atmet tief durch, richtet sich dann auf und sieht mir in meine Augen. «Das ist mein Plan B.»
Verdutzt starre ich ihn mit noch immer offenstehen Mund an. Sein Plan B? Meint er das ernst? Er verlangt von mir, ihn zu heiraten, mich bis an unser Lebensende an ihn zu binden, nur um Luigi zu stoppen?

Energisch fährt er sich durch seine Haare. «Mit unserer Heirat würden sich unsere Clans zu einer großen Familia zusammenschließen. Unsere Macht und unser Vermögen würden sich verdoppeln. Vielleicht würde das ausreichen,  um den ersten Platz im Ranking zu besetzen.»
Oh Darling, wegen einem Vielleicht ruiniere ich mir sicher nicht mein Leben.

Nun klappe ich meinen Mund wieder zu, streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht, lehne mich nach hinten und verschränke meine Arme vor meiner Brust. «Du hattest Recht», sage ich und starre in seine orientbraunen Augen. «Wir sollten diesen Plan wirklich lieber für den Notfall aufheben.»

》✽《

«Ich brauche Alkohol», sind die ersten Worte, die ich nach dem Treffen mit Leandro zu meinem Butler sage. «Viel Alkohol.» Und am besten hochprozentig.

Ich lehne mich an meinen Schreibtischstuhl an und reibe mir meine Stirn. Stechende Kopfschmerzen plagen mich. Ich hatte ja schon viele schlechte Tage, die mit unerfreulichen Überraschungen waren, aber der heutige Tag übertrifft alles.

Arthur legt seinen Kopf leicht schief und mustert mich. «Das Treffen lief wohl nicht sonderlich gut.»
Ich schnaube. «Oh doch, es war wirklich schön», und das meine ich ernst. Bevor alles außer Kontrolle geriet, hatte ich eine überraschend gute Zeit. «Natürlich abgesehen von den erschreckenden Informationen von Najada, den Beschluss Mister Ancelotti in alles einzuweihen und dem Heiratsantrag lief alles prima.»
Wenn ich es mir recht überlege, sollte ich vielleicht doch eher zu Drogen greifen, anstatt zu Alkohol. Oder gleich beides.

Arthur ist ein Meister, was Gefühle verstecken anbelangt, aber als ich den Heiratsantrag erwähnte, fällt seine Kinnlade ein Stückchen. Augenblicklich schießt sein Blick zu meinem Ringfinger. Erleichtert atmet er durch, als er bemerkt, dass kein protziger Diamant an meinem Finger prangt. «Darf ich fragen, was genau sich zugetragen hat?»

Ich schaue Arthur an, als hätte er gerade einen schlechten Witz gemacht. «Ich kenne dich jetzt schon mein ganzes Leben lang, Arthur. Du darfst nicht nur fragen, du solltest es auch.» Als Kind habe ich immer gedacht, dass Arthur mein Onkel wäre, so eng standen er und meine Eltern sich. Er war immer an meiner Seite und hat sich um mich gekümmert, als wäre ich seine eigene Tochter.

Ich seufze. «Luigi handelt nicht nur mit Frauen, sondern auch mit Kindern.»
Arthur stolpert ein Schritt nach hinten, während seine Augen groß werden. Entsetzen spiegelt sich in ihnen. Daraufhin erzähle ich ihm im Detail, was alles vorgefallen ist und dass Leandros Plan B unsere Heirat ist. Nachdem ich zu Ende erzählt habe, sagt er lediglich: «Ich bringe Ihnen den stärksten Alkohol, den ich finden kann.»