|| 29 || Beziehungsstreit

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Avyanna Salvatore

«Ich hab ein komisches Gefühl», meint Leandro. Oh, nicht nur er.
Seit dem Kuss von letzter Woche, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ständig spielt sich die Szene vor meinem inneren Auge ab, wie ich vor dem Klavier auf seinem Schoß sitze, mich langsam zu ihm umdrehe und unsere Lippen aufeinander prallen.

Wie zur Hölle soll ich mich denn auf meine stapelnde Arbeit konzentrieren, wenn meine Gedanken immer wieder zu ihm schleichen? Ist ja kaum auszuhalten.

Doch viel komischer ist es, wenn wir uns treffen, so wie jetzt gerade. Wäre Miguel nicht hier, wüsste ich nicht, ob ich mich zurückhalten könnte. Ohne Miguel wären Leandro und ich allein in einem Raum – denn Cassian kam heute nicht mit.

Der Kuss hat ein Feuer entfacht, das nicht zu bändigen ist. Ein Feuer, das nach mehr verlangt. Ein Feuer, welches nie erlöschen wird.

Leandro fährt sich durch die Haare. «Ich habe ein ganz komisches Gefühl, was Luigi betrifft.» Oh, darüber redet er. Natürlich.
«Ich habe das gleiche Gefühl», murmelt Miguel. «Ich konnte letzte Nacht kaum schlafen.» Ich konnte letzte Nacht auch kaum schlafen, jedoch aus anderen Gründen. Natürlich sind meine Gedanken oftmals zu Luigi gewandert, haben allerdings schnell ihren Weg zurück zu Leandro gefunden.

Ich lege meinen Kopf leicht schief. «Denkt ihr, er ist aufgebracht, dass Leandro und ich die meisten Kunden und Partner zurückgewinnen konnten?» Ich weiß die Antwort auf diese Frage längst, dennoch lässt sie mir keine Ruhe.

Was wird Luigi als nächstes tun? Ich habe das bedrückende Gefühl, dass sein nächster Schritt nicht so einfach rückgängig gemacht werden kann. Ich gebe es nur ungerne zu, aber ich habe Angst vor seinem nächsten Teufelswerk. Große Angst sogar.

«Er hat vermutlich sein ganzes Schloss auf den Kopf gestellt, weil er so tobt», witzelt Miguel. Er versucht zu Lächeln, aber es kommt nur eine Grimasse zustande.
«Sehen wir es positiv», meint Leandro. «Zumindest sind wir keinen einzigen Platz im Ranking runter gerutscht.»
Ja, das ist wahr. Ein Fall wäre fatal gewesen. Doch dies konnten wir mit einer Menge Überzeugungskunst, haufenweise Über¬stunden, vielen Bestechungen und Drohungen verhindern. Flirten hat ebenso nicht geschadet.

Leicht schüttele ich meinen Kopf. «Wir können nicht ewig in Angst leben. Wir müssen die Initiative ergreifen.» Ich lasse nicht zu, dass wir nur in der Defensive bleiben. Wir müssen aktiv werden, Luigi das Fürchten lernen.

«Was willst du machen?», hackt Miguel nach.
Meine Schultern sacken nach unten. Wenn ich das nur wüsste. Luigi ist nahezu unangreifbar. Aber irgendwie müssen wir ihm doch schaden können! Schließlich ist niemand unbesiegbar, auch Luigi nicht, selbst wenn er das gerne behauptet. Jeder hat eine Schwäche, auch er.

«Wir könnten damit anfangen, Gerüchte über seinen Menschenhandel zu verbreiten», schlägt Leandro vor. «Es ist zwar nicht viel, aber wir wissen alle, wie viel Wert Luigi auf sein Ansehen legt.» Ja, das stimmt. Ein klarer Beleg hierfür wäre allein sein Anwesen, mit dem Schloss und dem Burggraben drum herum.
Ich nicke. «Das ist eine gute Idee. Ich werde gleich Sergio drauf ansetzen.» Dann greife ich auch schon nach meinem Smartphone und sende Sergio eine Nachricht, in dem ich den Befehl gebe.

Als ich das Smartphone wieder weggesteckt habe, fragt Miguel: «Noch andere Ideen?»
Eine Weile bleibt es im Raum still, bis sich meine Augen weiten. «Leandro, erinnerst du dich noch an meinen Plan mit dem Kronprinzen?» Denn ich erinnere mich hervorragend daran. Ich weiß noch ganz genau, wie komisch er sich benommen hat. So eifersüchtig.
Nach den Ereignissen der letzten Tage frage ich mich, ob er wahrhaftig damals eifersüchtig war.

Mafia Romance 1 Where stories live. Discover now