Kapitel 50

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"'Ruhig sein' und 'nichts machen' sind zwei völlig unterschiedliche Dinge." - Jackie Chan

Stunden verbrachten wir hier im Bunker und warteten darauf, dass Alvin sich so schnell wie möglich wieder bei uns meldete, damit er uns seine Forderungen mitteilen konnte. Ich war mir jedoch schon ganz sicher, wie diese aussehen würden: Mich gegen Thea.

„Oliver?", fragend sah ich zu ihm auf, weil er schon seit mehreren Minuten dabei war, nachdenklich immer wieder auf und ab zu laufen. Nun blieb er stehen. „Was ist eigentlich mit dem Loch?" Tatsächlich kam mir die Frage erst jetzt in den Sinn. Schließlich war es nicht gerade klein und wir befanden uns hier in mitten einer Großstadt. Da konnte man sowas doch nicht länger geheim halten.

„Mach dir keine Sorgen, das haben wir schon alles geregelt", antwortete er, „Wir haben ein paar Kontakte bei der Polizei spielen lassen, sodass die Straße großräumig gesperrt wurde. Fürs erste sind wir also sicher." Ich nickte. Wenigstens wussten wir mit einem Problem sinnvoll umzugehen.

„Und meinst du nicht, dass wir Malcolm Bescheid geben sollten, dass man seine Tochter entführt hat?", kam auch schon die nächste Frage aus meinem Mund. Ich wollte Oliver echt nicht auf die Nerven gehen, aber in meinem Kopf war nun mal einfach so viel los. So viele Fragen, die ich mir stellte, aber auf die ich einfach keine Antwort wusste.

„Glaub mir, der wusste schon, dass sie entführt wurde, da wussten wir noch nicht mal, dass sie weg war", es sah so aus, als würde sich einer seiner Mundwinkel leicht heben, als die Worte seinen Mund verließen. Wie konnte ihm in so einer Situation zu Lachen zu mute sein? Mir war so schlecht vor Sorge, dass ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen.

Wieder kehrte Ruhe ein, die ich nutzte, um weiterhin vor mich ins Leere zu starren. John hatte Hava vor ein paar Minuten etwas zur Beruhigung gegeben, sodass es ihr tatsächlich gelang, die Augen schließen zu können, um sich auszuruhen. Ich beneidete sie dafür, doch in solch einer Situation wollte ich lieber an alles denken, nur nicht an schlafen.

Oliver hatte seinen Auf- und Abgang währenddessen fortgesetzt. Immer mal wieder warf er mir verstohlene Blicke zu, die mich wahrscheinlich aufmuntern sollten. Allerdings musste er dabei aufpassen, dass die anderen davon nichts mitbekamen. Vor allem bei John mussten wir höllisch aufpassen, denn er hatte wirklich Augen wie ein Adler.

Gerade kam er vor mir zum Stehen und sah mich mit einem Lächeln an, was unter anderen Umständen echt zum dahinschmelzen gewesen wäre, da ging das Licht wieder aus. Ich erschrak so sehr, das ich vom Stuhl aufsprang, direkt in seine starken Arme, die mich ganz überrumpelt, aber dennoch mit einem kräftigen Griff festhielten. Dabei schien er von mir überraschter, als von dem erneuten Stromausfall.

Dieses Mal dauerte es aber nicht so lang, wie bei Alvins Stromausfall von vorhin. Schon nach wenigen Augenblicken, ging das Licht wieder an. Als ich mich umsah, ob es den anderen gut ging, bemerkte ich die ganzen vermummten Leute, die überall herumstanden.

„Oliver, wenn du dann mit Kuscheln soweit fertig bist?", die autoritäre Stimme von Malcolm schallte durch den ganzen Bunker und bescherte mir sogleich wieder eine Gänsehaut vom Feinsten. Am liebsten hätte ich mich noch mehr an seine Brust gekrallt, jedoch schien das hier und jetzt ein wenig unangebracht, sodass wir uns beide voneinander lösten.

„Malcolm, du hast echt auf dich warten lassen", begrüßte Oliver ihn mehr oder weniger freundlich und ging daraufhin auch auf die Plattform, auf der er stand. Malcolm hatte es sogar geschafft, dass Felicity für einen Augenblick lang von ihren Bildschirmen aufsah, doch ich konnte erkennen, dass sie nicht so erfreut über seinen Besuch war, wie Oliver.

Ich nahm mir einen Moment lang Zeit, um Malcolm genauer unter die Lupe zu nehmen. Er sah noch genau so mächtig aus, wie bei seinem letzten Besuch. Noch immer umgab eine wirklich mysteriöse Aura sein Umfeld, die ich einfach nicht beschreiben konnte. Was mir jedoch auffiel, dass er kein bisschen besorgt wirkte? Ging das Verschwinden seiner Tochter denn einfach so an ihm vorbei?

„Wie ich sehe, ist Felicity schon fleißig dabei, nach dem Entführer meiner Tochter zu suchen", bemerkte er und erweckte nun erstmals den Anschein, sich wirklich für das Geschehen zu interessieren. „Ich habe alle Verkehrskameras der Umgebung gecheckt, jede Überwachungskamera und so ziemlich jeden Post ist den sozialen Medien, der zur Uhrzeit der Entführung gemacht wurde, aber nichts", ließ Felicity gleich alles aus sich heraus, wie ein kleiner Wasserfall, „Ich meine das kann doch nicht sein, dass er wie ein Geist hier rein gekommen ist, Thea entführt hat, aber dann so ein Loch hinterlassen hat, was so gar nicht dazu passt. Wenn ich mich so lautlos, ohne Spuren zu hinterlassen bewegen könnte, würde ich doch kein so gro..." Sie wurde von Malcolm unterbrochen, den das so gar nicht interessierte, was sie da von sich gab.

„Ich habe bereits meine besten Leute auf ihn angesetzt. Doch auch die konnten noch nichts finden", sagte er, während er anfing, ebenfalls im Raum auf und ab zu laufen. „Hat er sich denn schon bei euch gemeldet?" Oliver schüttelte mit dem Kopf. „Bis jetzt noch nicht. Wir haben nur eine kleine Vorahnung, was er von uns wollen würde", antwortete er. „Ich denke, dass er Thea gegen mich eintauschen will", mischte nun ich mich in das Gespräch der beiden ein, was dazu führte, dass Malcolm mich nun das erste Mal richtig betrachtete.

Sein Blick gefiel mir jedoch ganz und gar nicht. Hätte ich doch bloß nichts gesagt, denn der Hass, welcher in diesem Blick mitschwang, der ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

„Nur wegen dir wurde sie entführt?", schrie er mich an, wobei sein Gesicht mit einmal so rot wurde, dass ich fast schon glaubte, sein Kopf würde gleich platzen. Seine Gefolgschaft war in Alarmbereitschaft, sie stellten sich mit einmal in eine angriffslustige Pose, bereit um mich, ohne mit der Wimper zu zucken, aus dem Weg zu räumen.

„Hey, Hey, Hey", Oliver ging schlichtend zwischen mich und Malcolm, „Pfeif deine Leute zurück, Malcolm. Feya kann nichts dafür." „Wenn sie nicht gewesen wäre, dann wäre das hier alles nicht passiert", knurrte er, „aber ein Glück wissen wir ja, wie wir das ganze Problem auch wieder lösen können." Dem wütenden Gesicht wich nun ein ziemlich siegessicherer Blick, der mir dennoch unheimlich vorkam.

„Ihr habt ja sicherlich noch das Amulett, was wir aber sicherlich nicht brauchen werden, denn du wist dich freiwillig für meine Tochter opfern."

Ich schluckte. Das war hart. Aber dennoch konnte ich ihn verstehen. Ich würde wahrscheinlich auch soweit gehen, wenn es um das Leben meines Kindes gehen würde. „Das kommt gar nicht in Frage, Malcolm", nun war es Oliver, der mit einem wütenden Blick auf sein Gegenüber zu ging. „Hier wird sich keiner für irgendjemanden opfern lassen!"

„Nagut, schön ... Dann suchen wir eben erst noch 100 Jahre nach dem passenden Gegenpart, um diesen Menschen dann loszuwerden, um meine Tochter zu retten. Ist ja nicht so, als würde dieser Kerl sonst was mit ihr anstellen", kam es nun sarkastisch aus dem Mund von Malcolm. Doch plötzlich hielt er inne und sein Blick wurde hart, als er in abwechseln in unsere Gesichter sah, welche wie eingefroren ihm entgegenblickten.

„Moment mal ... Ihr wisst, wer der Gegenpart ist, hab ich Recht?" Wir schwiegen. Auch wenn wir wussten, wer es war, tat das absolut nichts zur Sache, denn meine Schwester als Opfer zu nehmen, war genau so eine blöde Idee, wie all die anderen, die wir bis jetzt hatten.

„Los sag schon Oliver, wer ist es", forderte er, doch Oliver dachte gar nicht daran, dich auch nur einen Augenblick lang zu regen. Wahrscheinlich überlegte er gerade genau so angestrengt, wie ich, wie wir hier wieder aus der Situation rauskamen. Da durchschnitt plötzlich die zarte Stimme meiner Schwester den Raum.

„Wer ist das denn?" Und bei Malcolm fiel der Groschen.

Arrow's BubbleWhere stories live. Discover now