Kapitel 35

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„Jeder erwartet von mir, die Sache in die Hand zu nehmen, Entscheidungen zu treffen. In mir sehen alle den Anführer." - Oliver Queen

Es gingen wieder ein paar Tage ins Land, in denen einfach nichts geschah. Wenn ich Alvin nicht selbst in dem Café angetroffen hätte, würde ich schon gar nicht mehr glauben, dass er angeblich dagewesen sein soll.

Alles war ruhig und es gab auch keine weiteren Auffälligkeiten. Oliver und das Team versuchten noch immer nach einer Lösung zu finden, die nicht damit endete, dass ich tot in irgendeiner Ecke lag. Ich überlegte auch immer fieberhaft, ob mir irgendein Weg einfiel, aber in meinem Kopf herrschte zu diesem Thema einfach nur gähnende Leere.

Also ging ich einfach ganz normal meinem Job nach, als würde ich ein ganz normaler Mensch sein in einer ganz normalen Welt. Nur allein die Tatsache, dass mein Körper immer öfter nach Wasser verlangte, erinnerte mich an die Tatsache, dass ich nicht normal war und dass auch diese Welt nicht nur aus Normalos bestand.

Nach einer Weile kam ich jedoch an dem Punkt an, an dem Wasser trinken und oft duschen nicht mehr ausreichten. Ich musste unbedingt wieder raus. Allerdings glaubte ich wohl kaum, dass das Team dies für eine gute Idee hielt, mich vollkommen allein wieder in den Wald zu schicken, wo Alvin mich schon einmal gefunden hatte. Deswegen schrieb ich ihnen, dass wir uns erneut zu einem Treffen im Bunker einfinden sollten.

Als meine Schicht am frühen Abend ihr Ende fand, begab ich mich auch sofort ohne Umschweife zum Treffpunkt. Mit dem Fahrstuhl unten angekommen, realisierte ich, dass Felicity und John schon da waren. Nur von Oliver fehlte jede Spur.

„Oh, da bist du ja", bemerkte Felicity mich als erstes und stand sofort besorgt von ihrem Stuhl auf, um mir entgegen zu kommen. „Ist alles in Ordnung? Aus deiner Nachricht konnte ich nicht viel entziffern", blubberte sie sofort los. Ich hob meine Hände, um die Situation herunterzuspielen. „Es ist alles gut, Felicity", beruhigte ich sie und konnte mir sogar ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Irgendwie erwärmte es sogar mein Herz ein wenig, dass sie sich Sorgen um mich machte.

„Wieso hast du uns hergerufen?", mischte sich nun John ein und gesellte sich zu uns. Suchend blickte ich mich im Raum um. Vielleicht übersah ich Oliver auch nur irgendwie. „Suchst du Oliver?", wollte Felicity von mir wissen und ich nickte. „Der hat mir vorhin geschrieben, dass er noch was Wichtiges erledigen will und deswegen später kommt, wenn er es schafft." Wieder gab ich nur stumm ein kleines Nicken von mir. Dann deutete ich auf den runden Tisch, wo wir schon das letzte Mal gesessen haben.

„Also ... Es gibt da so ein kleines Problem ...", begann ich vorsichtig. Sofort richteten sich die beiden alarmiert auf, um sofort reagieren zu können. „Wie ihr sicherlich wisst, muss ich ab und zu einfach mal raus aus der Stadt." Sie nickten, als ich meine Situation begann ein wenig zu umschreiben, dennoch wussten sie ganz genau, was ich meinte. „Ja und es ist wieder soweit. Aber ich weiß nicht, was ich machen soll. Lange kann ich nicht mehr warten, aber ich kann auch nicht einfach alleine los oder?"

„Auf gar keinen Fall!", erwiderte Felicity sofort energisch, „Wir haben ja beim letzten Mal gesehen, was dir da draußen passieren kann. Wir werden dich sicherlich nicht noch ein zweites Mal so zum Fraß vorwerfen." Nach Bestätigung suchend sah sie zu John, der nur nickte. Seine verschränkten Arme vor der Brust zeigten zwar eine sehr abweisende Haltung mir gegenüber, aber durch seine Worte beim letzten Treffen wusste ich, dass er sich Mühe gab, mich wenigstens ein bisschen zu akzeptieren.

„Wir versuchen nochmal, mit Oliver zu reden", sagte er und sah mich dabei zuversichtlich an. Die Abwesenheit des Besagten schien uns alle ein bisschen auszubremsen. Keiner wollte so richtig etwas sagen. Bis jetzt war es immer Oliver gewesen, der Anweisungen gegeben hat und der das Team durch alle Krisen geführt hat. Wahrscheinlich wollten die anderen einfach nichts hinter seinem Rücken machen.

Gerade als ich ansetzten wollte, um zu fragen, wo Green Arrow denn genau steckte, öffneten sich neben uns die Türen des Fahrstuhls. Gespannt starrten wir in die besagte Richtung. Endlich trat Oliver mal einen Fuß hier herein zu unserem Meeting. Während ich völlig von seiner Anwesenheit geblendet wurde, bemerkte ich kaum, wie sich die anderen beiden bei mir sichtlich anspannten.

Denn Oliver war nicht allein zurückgekehrt. Nein, er hatte einen deutlich älteren Mann dabei, der in eine komische schwarze Lederrüstung gekleidet war. Des Weiteren trug er diverse Waffen an seinem Körper, die ihn furchteinflößend machten.

„Was macht er denn hier?", Felicity erhob sich von ihrem Stuhl und fokussierte den Gast mit dem schlimmsten Todesblick, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Auch John spannte sich bis auf den letzten Muskel in seinem Körper an. Heftig presste er seinen Kiefer zusammen. Die angespannte Luft, die mit einmal den Raum erfüllte, schien keinem zu entgehen.

Nur ich stand ein bisschen verloren zwischen den beiden Parteien und wusste absolut nicht, was hier vor sich ging. „Oliver? Ich dachte, dass wir uns einig gewesen sind, dass wir Malcolm nicht hier haben wollen", knurrte John gefährlich bedrohlich. Erschrocken wendete ich mich von Olivers faszinierendem Aussehen ab, um seinen besten Freund verwirrt anzuschauen.

„Ey, John", beruhigend hob Oliver die Arme, um die Situation zu entschärfen. Dabei kam er langsam auf uns zu. Der Unbekannte, Malcolm, folgte ihm dabei eben so vorsichtig. Plötzlich gesellte sich noch ein ganz anderes Feeling zu der angespannten Stimmung. Autorität und Selbstsicherheit.

Oliver Queen war zwar schon ein Mensch, der es schaffte, durch seine bloße Anwesenheit im Raum eine enorme Stärke auszustrahlen. Doch die Aura des Fremden war mindestens doppelt so stark.

„Ich habe noch einmal mit Thea gesprochen und letztendlich sind wir auf das Ergebnis gekommen, dass er unsere letzte Chance ist, John. Ich wusste einfach nicht mehr weiter", versuchte Oliver seinem Freund die Lage zu erklären. Ich starrte die beiden unentwegt an, wobei ich immer noch nicht so richtig wusste, was hier eigentlich abging.

„Ich glaube wohl kaum, dass er uns einfach so helfen wird. Geschweige denn, dass er Feya helfen wird", meldete sich nun auch Felicity wieder zu Wort. „Oh, ich bin mir sicher, dass du nicht wissen kannst, zu was ich alles in der Lage bin, Felicity! Außerdem helfe ich einer Freundin von meiner Tochter doch immer. Ich bin schließlich R'as Al Ghul. Mir stehen alle Mittel zur Verfügung." Seine tiefe Stimme hallte gefährlich durch den gesamten Raum und ließ mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen. Felicity zuckte ein wenig zusammen, als er seine Stimme gegen sie erhob.

Für einen Moment war es still im Bunker. Alle schienen sich gegenseitig mit ihren Blicken zu erdolchen. Noch immer stand ich einfach nur verloren da. „Leute", meine Stimme war leise und vorsichtig, als ich die Aufmerksamkeit der anderen auf mich lenkte, „Was geht hier ab? Kann mich vielleicht mal jemand aufklären?"

„Entschuldige mein schlechtes Benehmen", entschuldigte sich Malcolm bei mir und kam auf mich zu, um mir seine Hand zu reichen, „Ich bin Malcolm Merlyn, der aktuelle R'as Al Ghul und der Vater von Thea."

Ich glaube in diesem Moment konnte man mir mehr als nur deutlich den Schock ansehen. „Theas Vater? Und was ist überhaupt ein R'as Al Ghul?", brachte ich nach ein paar Sekunden heraus. Er lachte, die anderen nicht.

„Nun, sagen wir mal so ... Ich hatte damals eine kleine aber feine Affäre mit Moira, Olivers und Theas Mutter", schmunzelte er, „Und als R'as Al Ghul führe ich die Liga der Assassinen an. Das ist eine Armee an..." - „an Leuten, die alles und jeden einfach so umlegen und dann einfach wieder verschwinden, wenn man er nur mit den Fingern schnippst", unterbrach John ihn barsch und blickte ihn dunkel entgegen. „Ja, so kann man das wohl auch sagen." Ich schluckte. Das war mehr als nur heftig.

„Und er soll uns helfen?", fragte ich skeptisch in die Runde. Wieder lachte Malcolm. „Ich glaube du weißt nicht so richtig, in welcher Macht ich stehe." Ich schüttelte mit dem Kopf. Woher auch? Keiner redete hier mit mir über die wirklich wichtigen Dinge. Stattdessen machte man immer aus allem ein riesiges Rätsel. Die Liga der Assassinen kannte ich auch nur, weil ich es mal bei einer Unterhaltung der anderen mit aufgeschnappt hatte.

„Naja ... Ist ja auch nicht so wichtig. Fakt ist, dass er uns helfen kann. Wie, das ist jetzt erstmal nicht wichtig", mischte sich nun Oliver ein und beendete die kleine Unterhaltung zwischen uns. Liebend gern hätte ich gewusst, mit wem ich es hier wirklich zu tun habe, aber wie gesagt: mit mir sprach man anscheinend nicht über solche Dinge.

„Gut, dann erzähl mir mal, was dir so wiederfahren ist."

Arrow's BubbleWhere stories live. Discover now