Kapitel 34

242 13 0
                                    

„Du bist zerrissen... Du hast Angst vor Nähe und noch mehr Angst vor keiner, aber Dich daran gewöhnt, weil du immer alleine warst." - Julia Engelmann

„Was?", fragte John verwirrt und blickte ungläubig immer wieder in eines unser ernsten Gesichter. Mittlerweile hatten wir uns alle an den großen runden Tisch gesetzt, an dem sonst immer irgendwelche Teammeetings stattfanden, um die Welt zu retten. Doch nun saßen wir hier und versuchten fieberhaft nach einem Ausweg zu suchen.

„Fakt ist, dass dieser Typ anscheinend unsterblich ist und nur mit Hilfe von Feyas Blut sterben kann", fasste Felicity noch einmal alles kurz und knapp zusammen.

Die Dokumente, welche dieser Barry uns geschickt hatte, offenbarten uns, dass Alvin nicht nur durch das Blut einer auserwählten Person überaus mächtig wurde, sondern auch durch dieses Blut sterben könnte. Allerdings musste er dafür mein komplettes Blut aufnehmen, was er sicherlich nie machen würde. Außerdem war ich nicht besonders scharf darauf, mein Leben zu verlieren.

„Ich verstehe einfach nicht, wieso das alles mir passieren muss", nuschelte ich verzweifelt in meine Hände, um nicht in die Gesichter der anderen sehen zu müssen. Sogar John, der mich ja anscheinend nicht wirklich leiden konnte, warf mir immer wieder ein paar mitleidige Blicke zu.

„Feya ...", begann Oliver leise und hob seine Hand, nur um dann in seiner Bewegung inne zu halten und wie wieder nach unten sinken zu lassen. Ich wusste nicht, was mir in diesem Moment mehr in meinem Herzen wehtat, ob es die Tatsache war, dass ich bis auf mein Lebensende verflucht war oder dass der Mann, für den ich offensichtlich mehr als nur Freundschaft empfand, sich von mir distanzierte.

„Oliver", aufgebracht erhob ich John von seinem Stuhl. Der Ton, in dem er zu Oliver sprach, ließ mich nichts gutes vermuten. Es war schon wieder die Stimmlage, in der er gleich über mich herziehen würde.

„Wir haben in unserem Leben schon so viel erlebt und durchmachen müssen", sagte er mit fester Stimme und einem sehr entschlossenen Blick. Oliver, der bis jetzt gedankenverloren einfach nur vor sich hin gestarrt hatte, richtete nun seinen Blick auf John. „Wir haben miterlebt, wie tote Menschen wieder auferstanden sind, wir sehen tag täglich, dass es da draußen noch mehr gibt, als nur das, was die meisten denken."

Sein Blick schweifte auch immer mal wieder zu Felicity, die ab und an auch nickte. Insgeheim fragte ich mich, was die drei wohl schon alles durchstehen mussten. „Erinner dich doch nur mal an Carter und Kendra zurück. Bei denen haben wir es doch auch geschafft", beendete er seinen Monolog. Für einen Moment war ich wirklich überrascht, dass er mal nichts gegen mich sagte, sondern eher zuversichtlich sprach, so als würde er wirklich an meiner Rettung interessiert sein.

„Wer sind denn Kendra und Carter?", wollte ich wissen, weil sie schon wieder neue Leute ans Tageslicht brachten, von denen ich nichts wusste. Oliver murrte irgendwas vor sich hin, was ich nicht verstehen konnte, aber dann richtete er sich nochmal neu auf und sprach in einer vernünftigen Tonlage. „Vor ein paar Jahren mussten wir den beiden helfen. Sie wurden verfolgt von einem Mann, der ihre Kräfte brauchte, um unsterblich zu bleiben. Dazu musste er sie immer und immer wieder umbringen. Sie waren dazu verflucht, immer wieder für ihn zu sterben, aber zusammen mit unserer Hilfe - und natürlich der Hilfe von Barry - haben wir es geschafft, diesen Teufelskreis zu durchbrechen."

Ich war baff. Mit einmal wurde mir klar, mit was das Team schon alles zu kämpfen hatte. Gleichzeitig wuchs in mir auch ein kleiner Funken Hoffnung, dass auch mein Fluch mit Hilfe des Teams durchbrochen werden konnte. Plötzlich wirkte alles auf mich nicht mehr so rettungslos, wie schon zu vor.

Doch im Gegensatz zu mir, schaute keiner der anderen zuversichtlich und positiv. Eher ganz im Gegenteil. Noch immer sahen sie alle betroffen in verschiedene Richtungen. Ihre Gesichtsausdrücke konnten ernster kaum sein. Mein positiver Aufschwung wurde gedämpft.

„Was ... Was ist denn?", wollte ich zögerlich von den anderen wissen. Oliver stöhnte frustriert auf. „Bei Carter und Kendra ... Da war das was ganz anderes", begann er. Felicity sah auf einmal misstrauisch zu ihm herüber, so als würde sie seiner Aussage nicht zustimmen.

Gespannt warteten wir darauf, dass er weitersprach, doch er ließ seine Aussage einfach so im Raum stehen, was mich fast wahnsinnig machte. „Wieso Oliver?", hakte ich angespannt nach.

Er wand seinen Blick von mir ab. Doch ich fokussierte ihn weiterhin, wobei mir nicht entging, wie es wohl gerade in seinem Inneren aussehen musste.

Mit einem Schlag wurde mir klar, was der Unterschied zwischen Kendra, Carter und mir war.

Zu ihnen empfand er keine tieferen Gefühle.

Als mich diese Erkenntnis traf, sank ich ein wenig in mich zusammen. John und Felicity jedoch tappten immer noch im Dunkeln und wussten partout nicht, was Oliver meinte.

„Oliver, wärst du vielleicht so freundlich, deinen Gedanken auch noch mit uns zu teilen?", fragte John sarkastisch. Oliver jedoch machte keinerlei Anstalten, seinen Gedanken tatsächlich noch mit dem Rest der Welt zu teilen. Er stand einfach auf und verschwand aus dem Bunker. Felicity, John und ich blieben stumm und zum Teil verwirrt zurück.

„Weißt du, was er hat?" Felicity sah mich abwartend an. Anscheinend ahnte sie, dass ich einen Verdacht hatte. Zögerlich schüttelte ich mit dem Kopf.

„Nagut ... Leute, wir sollten trotzdem keine Zeit verlieren. Gibt es vielleicht noch irgendwas anderes, was uns weiterhelfen kann?", mischte sich nun John auch wieder in das Geschehen ein. „Ich werde nochmal mit Barry sprechen. Vielleicht hat er noch irgendwas, was uns weiterhelfen kann", teilte uns Felicity mit, ehe sie wieder hinter ihren unzähligen Bildschirmen verschwand.

Zurückblieben John und ich. Eine angespannte Stille breitete sich zwischen uns aus. Ich wusste jedoch nicht, was ich sagen sollte, um das Eis zwischen uns zum Schmelzen zu bringen.

„Feya ... das, was ich zu beginn über dich gesagt habe ... das tut mir wirklich Leid." Völlig überrascht blickte ich zu John hoch, der mir mit einem aufrichtigen Blick in die Augen sah. Zwar klang es noch ein wenig zurückhaltend, aber immerhin ein Anfang. „Danke", sagte ich und versuchte in diesem Moment ein eben so aufrichtiges Lächeln hervorzubringen.

Arrow's BubbleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt