Kapitel 36

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„Obwohl du dich immer heftig dagegen gewehrt hast, gestattest du dir jetzt, Gefühle zu haben. Du weißt jetzt, dass das keine Schwäche ist. Es ist der Schlüssel." - Felicity Smoak

„Aha, sehr interessant", gab Malcolm schließlich nachdenklich von sich, nachdem ich alles auch ihm erzählte. Die anderen verhielten sich während meiner Erzählung ruhig und lauschten angeregt meinen Worten. Wahrscheinlich dachten sie, dass ich sie nicht mehr alle hatte. Irgendwie hörte sich die Geschichte auch mega merkwürdig an, aber für mich war das hier nun mal die bittere Realität.

„Ich hoffe, dass du nun irgendeine Lösung hast, Malcolm", bedrohlich richtete sich John auf. Sein Gesichtsausdruck ließ keine Fragen offen. Das, was er quer durch den Raum mit seiner Mimik sendete, war purer Hass.

„Nun, ich muss zugeben, dass mir sowas tatsächlich noch nie in meinem Leben unter die Augen gekommen ist", murmelte er leise vor sich hin, als würde er selbst vor seinen Worten Angst haben. „Malcolm", knurrte John. „Ich werde meine Leute losschicken und gucken, was ich machen kann", sagte er schließlich und fokussierte dabei jedoch John mit seinem Blick, um ihn zu beruhigen.

„Okay", Oliver klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne auf sich zu ziehen. Erfolgreich wandten sie sich voneinander ab und sahen zu Oliver. „Sobald du was hast, Malcolm, dann sag uns sofort Bescheid!" Malcolm nickte. „Gut, ich dann mache ich mich sofort wieder auf den Weg." Keiner der Anwesenden schien auch nur im Entferntesten „Tschüss" sagen zu wollen. Bis auf die Tatsache, dass dieser Mann eine Armee an Attentätern hinter sich hatte, machte er auf mich eigentlich einen sehr weisen Eindruck. Da schien noch mehr hinter seiner Person zu stecken.

Am Fahrstuhl angekommen, drehte er sich noch ein letztes Mal zu uns um. „Richtet Thea liebe Grüße von ihrem liebenden Vater aus." Dann verschwand er hinter den Türen. „Auf gar keinen Fall", nuschelte Felicity leise zu sich selbst, sodass es keiner weiter im Raum verstehen konnte.

„Denkt ihr, dass er es schaffen wird, einen Ausweg zu finden?", fragte ich an die anderen gerichtet. Dieses sahen mich jedoch nur ratlos an. „Also ... Ich weiß nicht", Felicity kratzte sich hilflos am Kopf, „Neben all dem, was er angerichtet hat, muss ich zugeben .... Er hat uns auch mal geholfen." Man musste ihr nicht in die Augen schauen, um zu wissen, wie schwer ihr die Worte über die Lippen kamen.

„Was habt ihr gegen ihn? Ich meine, ja okay, er hat da diese Attentäter, aber so wie ihr euch benehmt, muss da doch noch mehr dahinterstecken", sprach ich nun meinen Verdacht vor den anderen offen aus. Betretenes Schweigen breitete sich aus. John mahlte mit seinem Kiefer und Felicity war plötzlich von einem schnell blinkenden Licht abgelenkt.

Einzig und allein Oliver hatte noch einen normalen Blick drauf. „Das ... Das ist wirklich eine sehr komplizierte Geschichte", flüsterte er leise, ehe er auf seine Uhr schaute und feststellte, dass nun schon ein wenig Zeit ins Land gegangen war.

„Es ist schon spät. Ich denke wir sollten das hier jetzt an der Stelle abbrechen." Fassungslos sah ich ihn an. Wut stieg in mir auf, da schon wieder kein Mensch mit mir redete. „Gut ... Schön", gab ich bissig von mir. Dann stampfte ich ohne die anderen auch nur mit einem Blick zu würdigen zum Fahrstuhl.

Dort angekommen wippte ich mit meinem Fuß in einem schnellen Takt auf und ab. Wieso dauerte das denn so lange? Ehe ich dem Team durch die schließenden Türen schließlich entkommen konnte, schob sich der Lackschuh von Oliver dazwischen. Die Türen öffneten sich wieder.

„Ich bringe dich nach Hause", erklärte er mir mit fester Stimme, ohne mich bei seiner Entscheidung auch nur im Entferntesten mit einzubeziehen. „Nein, danke, ich komme auch ganz gut alleine klar", fauchte ich ihn an. Ein kleines Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Am liebsten würde ich meine Hand nehmen und mit meinem Finger die Konturen seines Gesichts nachzeichnen, aber ich durfte nicht vergessen, dass ich gerade sauer auf ihn war.

„Ich werde dich nach Hause bringen. Punkt. Aus. Ende." Er klang felsenfest von sich überzeugt. Gegenwehr schien hier vollkommen sinnlos zu sein, also drehte ich mich einfach von ihm weg, um ihn die kalte Schulter zu zeigen.

„Feya ... Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich gerade fühlen musst", flüsterte er leise. Fast schon bröckelte meine Mauer, aber ich hielt an meiner Ignoranz fest. „Ach wirklich, Oliver, glaubst du das? Denn ich denke nicht, dass du nachvollziehen kannst, wie es sich anfühlt." Ich klang verletzender, als ich eigentlich klingen wollte. Mich würde es also nicht wundern, wenn er nun nicht mehr weiterreden würde, aber entgegen meiner Erwartung sprach er weiter.

„Oh doch, du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich in dich hineinversetzen kann. Vor nicht mal all zu langer Zeit, da ... da war ich genau so hilflos wie du", gab er zu. Nun wurde meine Mauer endgültig eingerissen und ich sah ihn mit einem sanften Blick an. Er sah verlegen zu Boden. „Was ist passiert?", wollte ich wissen. „Ehrlich gesagt passieren ständig Dinge, in denen ich mich so verdammt hilflos fühle, Feya", ließ er seine Aussage doch beim Groben. Ein kleiner Stich durchfuhr mein Herz. Auf eine Art und Weise war es doch noch immer verletzend, dass er sich mir nicht wirklich öffnete.

Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich endlich wieder und wir gingen durch das alte Wahlbüro zu einem Hinterausgang. Dort hatte Oliver seinen Wagen geparkt, in den wir nun schweigend einstiegen. Über die gesamte Fahrt über schwiegen wir ebenfalls vor uns hin. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es unangenehm zwischen uns werden könnte, vor allem weil noch immer der gemeinsame Sex zwischen uns stand, aber die Stille war angenehm und ich fühlte mich zum ersten Mal nach einer ziemlich langen Zeit sicher und geborgen.

Als wir in der Tiefgarage unseres Wohnkomplexes ankamen, schien keiner von uns beiden auch nur an Aussteigen zu denken. Es wirkte, als befänden wir uns in einer Art Kapsel, die uns von den Problemen der Außenwelt abschirmte.

„Feya ... Ich muss dir etwas sagen", wisperte er leise und vorsichtig. Beinah glaubte ich, mir die Worte nur eingebildet zu haben, aber als sein Blick mit solch einer Intensität auf meinen traf, war ich mir sicher, dass es nicht meine Fantasie war. „Unsere Nacht ... Es tut mir Leid, dass ich mich danach wie so ein Arsch verhalten habe", entschuldigte er sich. Seine Stimme klang belegt. Betroffen sah ich weg. „Du hast mich wirklich sehr verletzt, Oliver. Ich dachte, dass wir das beide wollten." Er schluckte. „Ich wollte es. Wirklich. Aber dann ... Dann hat es sich plötzlich so falsch angefühlt, weißt du?"

Auf einmal kam ich mir vor, wie im falschen Film. „Wie bitte?" Die Stimmung drehte sich um 180°. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. „Es hat sich falsch angefühlt?", wiederholte ich fragend seine Worte, wobei ich ihm skeptisch in die Augen blickte. Das, was er noch in der Nacht zu mir gesagt hatte, klang keines Falls nach einem großen Fehler. Ich erkannte Schmerz in seine Augen aufflackern.

Du verstehst mich nicht, Feya. Ich ... ach verdammt", er sah von mir weg und fluchte leise vor sich hin. „Ich weiß doch auch nicht, was ich sagen soll", gestand er dann jedoch und ließ mich hellhörig werden. Ein kleines bisschen Hoffnung flackerte in mir auf, dass er sich doch noch besinnen würde. Vielleicht hoffte sogar ein kleiner Teil von mir, dass wir zusammen glücklich werden könnten. Vor allem da wir nun Hilfe von einer geheimen Organisation bekämen, die es schon seit Ewigkeiten gab.

„Auf der einen Seite will ich dir einfach nur nah sein, dich begleiten und vor allen Gefahren der Welt schützen, aber dann ist diese andere Seite", sagte er. Sein Blick würde meine Beine zum Wackeln bringen, wenn ich nicht sitzen würde. „Und die andere Seite ... die will dich lieber auf Distanz halten." Das wiederrum ließ jedoch ein beklemmendes Gefühl in meinem Magen breit werden. Ich schluckte.

„Feya", wisperte er leise. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich erkennen, wie sich sein Gesicht immer weiter annäherte. Mit seiner Hand umgriff er sanft mein Kinn, damit ich ihm wieder in die blauen Augen sehen konnte. „Sieh mich an", forderte er mich auf. Das Blau schimmerte in der spärlichen Beleuchtung der Tiefgarage wundervoll vor sich hin. Beinah verlor ich mich in seinem Blick. Aber nur beinah.

Plötzlich zog er mich immer näher an sich heran. Ich hielt die Luft an. Dann dauerte es keine zwei Augenblicke, als ich seine warmen Lippen auf meinen spüren konnte. Ein riesiges Feuerwerk brach in meinem Inneren aus. Gepaart mit den vielen Schmetterlingen, die dort ebenfalls fühlte, schien mein ganzer Körper zu kribbeln.

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