Kapitel 43

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„Seelenverwandschaft kann man sich weder anheiraten, anlachen, oder sonst was. Sie ist einfach ein Geschenk." - Unbekannt

„Es gibt eine Legende, die vereinfacht sagt, dass es zu jedem Part einen Gegenpart gibt. Sowohl in der Magie, als auch unter den Menschen. Dieser Gegenpart soll die gleichen Eigenschaften oder Wirkungen haben, wie der eigentliche Part. Wenn man es also so sieht, gibt es irgendwo da draußen einen Menschen, der genau so eine Wirkung auf diesen Alvin hat, wie du, Feya, und dieser Mensch könnte für dich geopfert werden."

Entgeistert starrte ich ihn an. Das konnte er doch nie im Leben ernst gemeint haben?

„Was?", fragte ich, „Wir sollen einen wildfremden Menschen opfern?" Auch Oliver sah aufgebracht aus, als könne er nicht glauben, was Malcolm uns soeben erzählt hatte.

„Das ist die einzige Lösung, Feya. Da draußen gibt es einen Menschen, dessen Blut genau so eine Wirkung hat, wie deins." Ich schluckte. „Und wie sollen wir diesen Menschen bitte finden?", wollte ich wissen, wobei ich ihn angriffslustig anstarrte. Wie stellte er sich das auch bitte vor? Dass ich zu jedem hinging und ihn nach einer Blutprobe fragte?

„Es gibt ein Amulett, welches aufleuchtet, wenn der Gegenpart ihn berührt", beantwortete er meine Frage ruhig. Ich schnaubte. „Und woher soll ich das bitte nehmen?"

„Nicht so schnippisch, junge Dame", sagte er und griff in eine seiner vielen kleinen Taschen, die in seinem Umhang versteckt waren. Dabei holte er ein Amulett hervor, bestehend aus einem weißen Stein. In meinen Augen sah dieses Ding wunderschön aus, nur leider war der Grund, wieso ich es brauchte nicht schön.

„Du musst es mit einem Tropfen deines Blutes berühren und schon ist es auf deinen Gegenpart geeicht", erklärte er, wobei er langsam auf mich zukam. Das Amulett in seiner Hand haltend sah er mir eindringlich in die Augen. „Das ist deine letzte Rettung. Ansonsten bist du verloren!"

Zögerlich griff ich mit meiner zitternden Hand nach dem weißen Stein. Ehrfürchtig betrachtete ich es in aller Ruhe, wobei ich nicht mitbekam, wie mich Felicity und Oliver mit einem besorgten Blick beobachteten.

„Und du bist dir auch wirklich sicher, dass uns das helfen wird?", Oliver mischte sich nun misstrauisch in das Gespräch ein. „Oliver, wie oft hat dich die Liga der Assasinen schon enttäuscht?", wollte er wissen und grinste dabei über das ganze Gesicht.

„Zu oft ...", murmelte Felicity leise, während sie ihr Gesicht wegdrehte, sodass nur ich es verstehen konnte. In ihren Augen war klar und deutlich ein tief sitzender Schmerz zu erkennen, der sie immer noch stark beschäftigte.

„Und wie soll ich das mit dem Blut machen?", hinterfragte ich. Ich war mir nicht sicher, ob nur ein Tropfen ausreichen würde oder ob ich es komplett in mein Blut tauchen sollte.

Malcolm atmete genervt aus, was ich gar nicht nachvollziehen konnte. Woher sollte ich mich denn auch mit dem ganzen Kram auskennen?

Blitzschnell griff er mit seiner Hand nach einem Messer und zog es aus einer schwarzen Lederscheide. Ehe irgendjemand eingreifen konnte, schnappte er sich meine Hand und ritzte mir mit der scharfen Klinge eine tiefe Wunde in die Handinnenfläche. Schmerzerfüllt keuchte ich auf.

Mein warmes Blut strömte so stark aus der Wunde, dass es schon auf den Boden tropfte. „Malcolm!", kreischte Felicity und schlug sich die Hände vor den Mund. Auch Oliver stand geschockt da, konnte nicht realisieren, was sich da gerade vor seinen Augen abgespielt hatte.

Ich war gar nicht fähig, mich zu bewegen. Viel zu geschockt war ich. Doch da übernahm wieder Malcolm das Handeln. Er nahm mir das Amulett wieder ab, nur um es dann in die kleine rote Blutlache zu legen, die sich auf meiner Hand gebildet hatte. Sofort leuchtete der Stein magisch auf und erstrahlte in einem kräftigen Rot.

„Unglaublich", murmelte ich leise und vollkommen fasziniert von dem Spektakel, welches sich vor meinen Augen abspielte. Sowas habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen. Sowas unglaublich schönes.

Auch Felicity blickte dem Ganzen fasziniert entgegen. Nur Oliver und Malcolm samt seinem Gefolge reagierten, als ob es nichts Besonderes wäre.

„Nun gut, ich glaube meine Arbeit ist hier fürs Erste getan", riss mich Malcolms Stimme letztendlich aus meiner Faszination. Er nickte Oliver stumm zu, ehe jeder seiner Leute in eine ihrer Taschen griff, ein weißes Pulver hervorholten und schließlich in den Raum warfen, sodass unser Blickfeld für einen Moment vollkommen undurchsichtig war.

Ich musste husten, weil sich das Pulver kratzend in meinem Hals ausgebreitet hatte, doch sobald ich wieder frei atmen und wieder klar und deutlich sehen konnte, war Malcolm mit seinen Begleitern verschwunden.

Felicity hustete auch, nur Oliver hatte schnell genug reagiert und sich die Hand schützend so vor den Mund gehalten, dass er anscheinend keine weiteren Probleme mit dem komischen Pulver hatte.

„Geht es euch gut?", wollte er besorgt wissen. Wir nickten stumm, ehe ich meine verletzte Hand mit dem nun roten Stein anhob, um ihn nochmal genauer zu betrachten.

„Denkt ihr, dass es wirklich funktionieren wird?", wollte ich zweifelnd von den beiden wissen. Felicity sah mich eben so ratlos an. „Ich weiß es nicht, schließlich wird es erst leuchten, wenn es die richtige Person berührt, aber ich denke, dass wir Malcolm in der Hinsicht vertrauen können." entgegnete Oliver mit fester Stimme. Er machte einen sicheren Eindruck. Aber uns blieb auch nichts anderes übrig, als dem Anführer der Liga blind zu vertrauen.

„Probieren wir es aus", fasste ich den Entschluss und ging auf Felicity zu, die jedoch einen schnellen großen Schritt nach hinten machte, um mir auszuweichen. Verwirrt sah ich sie an. Was sollte das?

„Ich ... Ich ... Was wenn es bei jemanden von uns leuchtet?", stellte sie die Frage, über die ich mir noch gar keine Gedanken gemacht hatte. Dies würde schließlich bedeuten, dass wir in einer gewaltigen Zwickmühle gefangen wären.

„Ich weiß es nicht", gab Oliver von sich. Seinem Blick zu urteilen, hatte er sich die berechtigte Frage auch noch nicht gestellt. „Sehen wir erstmal, ob es wirklich leuchtet, danach schauen wir einfach weiter", schlug ich vor. Felicity entspannte sich nur ein wenig. Noch immer war die Angst in ihren Augen deutlich zu erkennen. Verübeln konnte ich ihr das nicht. Mir selbst jagte das Ganze auch einen unangenehmen Schauer über den Rücken.

Denn das einzige, was feststand: Irgendjemand musste sterben, um dem ganzen Spuk ein Ende zu setzten.

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