XVIII. Zu Gast

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Ich bin nicht daheim, aber der Ort ist mein Zuhause. Trage das Gefühl der unerwünschte Besuch in den eigenen vier Wänden zu sein als ständigen Begleiter dicht bei mir.
Ich bin nicht willkommen, kein Bewohner, nur zu Gast.

Halte mich nur notgedrungen an aufgestellte Regeln, um dem Ärger zu entgehn'. Möcht' nicht sehn', wie jemand leidet, der so nah bei meinem Herzen liegt. Habe die Gesetze selbst nicht aufgestellt und würd' gern sagen, dass es mir nicht gefällt.
Besitze aber kein Mitbestimmungsrecht, denn ich bin kein Bewohner, nur zu Gast.

Jeden Tag auf ein Neues schlafe ich in den bekannten fremden Federn, erschnuppere den Duft frisch gekochter Mahlzeiten. Darf mir wünschen, wonach es mir gesinnt, wie im Restaurant, wo der Gast bestimmt. Werde verwöhnt mit allerlei Leckerei, gut gewürzten Soßen und teurem Fleisch, doch habe mir den Magen verdorben; nicht von schmackhaften Gerichten, sondern von den Esstischgeschichten, denn ich bin kein Bewohner, nur zu Gast.

Ich behandle' stets alles sorgfältig; bin nicht meines Besitzes Eigentümer. Hüte mich vor Wandflecken, die so dunkel die Wand bedecken und bin stets auf der Hut, vor des Eigentümers lodernden Unmut, denn ich bin kein Bewohner, nur zu Gast.

Laufe entlang der grünen Wiesen, auf denen das Gras so grün beginnt zu sprießen. Erfreue mich am goldenen Band, daran ein Schlüssel befestigt in meiner Hand. Erfreue mich an meinem neuen Heim, was ich betiteln darf als 'Mein'. Blicke ein letztes Mal zurück und freue mich auf mein Glück. Nun muss ich mich nicht mehr hüten vor nicht normgemäßen Taten und kann neu starten, wonach es mir gedenkt. Denn nun bist du kein Bewohner, sondern mein Gast.

Melodien meiner GedankenWhere stories live. Discover now