XLIII. Orientierungslosigkeit

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Von letztem zu diesem Jahr sollte sich doch alles ändern, ich wollte weit hinaus, nicht schon wieder kentern. Doch aus den Plänen schien nichts geworden zu sein, bin noch hier, Zuhause, allein, und hab das Gefühl, es juckt kein Schwein.

Denn ich starre sie an, die weißen Wände, die mich umgeben, als wären sie an mir festgewachsen, würden an mir kleben. Und ich schaue aus dem Fenster heraus, hoffe nicht auf tosenden Applaus, aber auf eine helfende Hand, die mich aus diesem Zimmer verbannt.

Ich sperre mich ein und beginne die Wände zu streichen. Im Großen und Ganzen aber nur ein kleines Zeichen, das mich bestärkt von meinem Ziel abzuweichen.

Nun sind die Wände schwarz wie meine Seele, so fällt es weniger auf, wenn ich mich quäle. Aber Sinn umgibt das Vorhaben nicht, deswegen bin ich noch immer so erpicht, es zu versuchen, bin nicht gewillt, meine Pläne zu verfluchen.

Ich wohne hinter gewölbter Knochenwand, da wo er sitzt, mein Verstand. Von oben bis zum Zopf, erstreckt sich über den ganzen Schopf. Aber was soll ich schon sagen? Manchmal ist der schlimmste Ort, der eigene Kopf.

Und ich male, kreiere meine Ideale, vergesse die Vokale, bediene mich an der leeren Nussschale, erschaffe Weltenportale, liege in der Horizontale, aber vor allem ignoriere ich alle Signale. Jedes Zeichen ist vorhanden, und doch schmücke ich alles mit Girlanden.

Es ist noch keine Weihnachtszeit, nur bin ich hier, fertig, und bereit dafür. Ich will wieder sorglos lachen, mir um nichts einen Kopf machen.

Aber die Zeit ist vorbei, das Schiff ist abgefahren, hat mich zurückgelassen mit den Waren. Doch wieso stehe ich noch hier, warte geduldig auf dessen Offizier. Aber das macht den rostigen Steg noch nicht zum Pier.

Ich schaue auf die Uhr. Seh, wie die Zeit durch meine Finger rinnt, als spielte sie die Tonleiter in Dur. Doch so viel Fröhlichkeit kann ich grad nicht ertragen, es ist hart genug nach Hilfe zu fragen. Gute Laune ist mir viel zu gut. Aber alles, was ich besitze, ist meine trotzige Wut.

Und es ist zurecht, richtig und wichtig, aber dennoch schlecht, weil ich mich hilflos fühle, obwohl ich es nicht bin. Naja, der Punkt ist: Gerade ergibt echt gar nichts Sinn.

Melodien meiner GedankenWhere stories live. Discover now