XXXIX. Pflanzenmusik

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Du sagst etwas und ich fühle mich wieder als wäre ich zehn Jahre jünger, als wäre ich eine Pflanze, du die Erde und meine Worte der Dünger.

Ich möchte wachsen, möchte reifen und mich nicht auf alte Normen versteifen. Du bist das Urmaterial, bist verantwortlich für ein großes Areal. Und ich bin der kleine Keim, der selbst versucht, in die Höhe zu steigen, nur lausche ich nicht dem Klang deiner spielenden Geigen.

Und spielst du noch so laut, noch so schief und wirst dafür geliebt, hast die Spreu vom Weizen heraus gesiebt. Aber ich wachse, behalte die Spreu, weil sie mich ehrt und mir meinen Eigensinn so eifrig lehrt.

Und du singst deine Lieder, unerbittlich tagein und tagaus, erntest tobenden Applaus, aber ich werde nicht applaudieren, werde nicht jubeln, werde lieber ohne Kleidung frieren, bis ich herausgewachsen bin.

Bald ist es Zeit, die Wurzeln in die Hand zu nehmen, alles zum Trotz deiner ideologischen Schemen.

Drum werde ich dennoch gehen,
und sei es dort noch so bitter kalt.
Es wird ein anderer Wind wehen.
Wirklich. Schon ganz bald.

Melodien meiner GedankenWhere stories live. Discover now